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John de Andrea

John de Andrea
*1941 Denver, Colorado, lebt und arbeitet in Denver, Colorado

Das Paar
1978
Fiberglas, Textilien, Farbe

John de Andrea, Dorothy, 1969/70, Fiberglas, Polyester, mit Ölfarbe bemalt

John de Andrea gehört zu den ersten Künstlern, die im Zuge des aufkommenden Hyperrealismus an einer möglichst realistischen, plastischen Wiedergabe der menschlichen Figur arbeiteten. Bis heute ist er seiner Technik und seinem Motivkreis, zumeist handelt es sich um mädchenhafte Frauenfiguren, treu geblieben. Schon während seiner Zeit in New Mexiko, 1964, begann er mit Fiberglas zu experimentieren, wie es für den Kajakbau angewandt wurde.

"Das Paar“ aus dem Jahr 1978 zeigt zwei lebensgroße Figuren. Der weibliche Akt schmiegt sich an die Schulter eines vollständig bekleideten jungen Mann mit hellem etwas widerspenstigem Haar. Während die Frau zärtlich ihre Arme um den Hals der männlichen Figur legt; hat er seinen linken Arm in die Hüfte gestützt und seine rechte Hand lässig auf ihre Schulter gelegt.

Die gesamte Szene, auch Kleidung und Haare, sind einheitlich in Grautöne "getaucht“, so dass es wie ein dreidimensionales schwarz-weiß-Foto wirkt. Diesem Eindruck entspricht die fotografische Detailtreue des Werkes. "Grau in Grau“ scheint zugleich aber auch die Stimmung, die das Paar ausdrückt, zu spiegeln. Beide Protagonisten vermeiden es, einander anzublicken; jeder scheint in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen, unfähig eine undefinierbare Distanz zu überwinden. Zwar sind beide in etwa gleich alt und ähnlich proportioniert, doch die Unterschiedlichkeit des "outfit“ wird im mimischen Habitus bestätigt: In lässiger Haltung reagiert der Mann kaum auf die zärtliche Umarmung - während die durch ihre Nacktheit verletzlich wirkende Frau durch ihre Geste den Wunsch nach körperlicher Nähe zum Ausdruck bringt. Das Paar changiert so zwischen der kalkulierten Darstellung eines prototypischen Rollenklischees und der Aufforderung, einen erzählerischen Hintergrund auszuschmücken.

Das Paar erscheint in sich verharrend und gänzlich unbeeindruckt von seiner Umgebung. So entsteht zum Betrachter, mit dem die Skulptur ja sockellos auf gleichem Boden steht, keine kompromitierende Nähe. Im Unterschied zu den realistischen Figuren der 70er, wie etwa von Duane Hanson, Allen Jones oder George Segal sind de Andreas Figuren keine Identifikationsfiguren. Durch ihre Beziehungslosigkeit zum Umfeld, erschafft de Andrea für seine Kunst isolierende Raume, die den Protagonisten eine Kunstaura verleihen.

Damit führt de Andrea seine Kunst demonstrativ auf die Pfade der im klassisch-akademischen Kunstprogramm verankerten illusionistischen Darstellung körperlicher Perfektion zurück, das er durch neue synthetische Materialien und Elemente der aktuellen Kunstentwicklung wie Performance und Reality-Theater anreichert.

(Annette Lagler)

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