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Durch Wind und Wetter | Die Wilkhahn-Produktionshallen nach vierzehn Jahren

Wilkhahn-Produktionshallen

1992 wurden in Einbeckhausen die für die Firma Wilkhahn von Thomas Herzog mit Bernd Steigerwald geplanten Produktionshallen eröffnet. Hohe architektonische und ökologische Ansprüche im Hinblick auf die Gestaltung der Arbeitsumgebung waren bestimmend für die Konzeption des Gebäudes, seine optimale Tageslichtnutzung, die natürlichen Belüftungsmechanismen, den ausgeklügelten Energiefluss sowie die Verwendung des nachwachsenden Rohstoffes Holz für Tragwerk und Gebäudehülle.

Vier Reihen von »Holzböcken« aus Leimholz gliedern die Grundfläche der Halle in drei gleichwertige, stützenfreie Bereiche, wobei die Außenseiten der jeweils ersten und letzten Glieder der Reihen bewittert sind. Über den Alterungsprozess der Konstruktion sprach Zuschnitt mit Herrn von Pentz, der für die Wartungsarbeiten verantwortlich ist.

Zuschnitt: Sie sind Mitarbeiter von Wilkhahn und seit über 14 Jahren für die Wartung und Instandhaltung der Produktionshallen verantwortlich. Welche Erfahrungen haben Sie mit den tragenden, bewitterten Holzteilen des Gebäudes im Laufe der Zeit gemacht, wie werden sie geschützt und gewartet?

Kerstan von Pentz: Das Holz wurde alle drei bis vier Jahre mit einem imprägnierenden Holzschutzmittel im ursprünglichen, rotbraunen Farbton gestrichen. Das hat ungefähr zehn Jahre lang gut funktioniert, bis wir vor dem Problem gestanden sind, die Westseite der Hallen erheblich sanieren zu müssen.

Welche Schäden sind damals aufgetreten?

Die Längsseiten des Gebäudes, das 33 Meter breit und 100 Meter lang ist, weisen nach Osten bzw. Westen. Die Ostseite ist wetterabgewandt – hier gibt es nach wie vor keine Probleme. Die Westseite jedoch war über den gesamten Zeitraum hinweg einem extrem starken Wind- und Feuchtigkeitsdruck ausgesetzt, und die Zahl der Tage mit trockenem, sonnigem Wetter reichte nicht aus, um die Feuchtigkeit wieder abzutransportieren. Das hatten wir einfach unterschätzt. Dadurch sind große Teile der Holzkonstruktion an der Westfassade von Pilz befallen worden.

Welche Sanierungsmaßnahmen mussten getroffen werden?

Da tragende Teile betroffen waren, musste eine umfangreiche Sanierung auch an statischen Elementen vorgenommen werden. Die Konstruktion wurde aufgeschnitten, das befallene Holz entfernt und neues eingeleimt. In Absprache mit dem Büro Herzog haben wir uns dann dafür entschieden, die vorhandene, sanierte Struktur durch Schindeln aus kanadischer Zeder, die aufgrund ihrer Eigenschaften besonders zum Schutz vor Wind und Wetter geeignet ist, zusätzlich mechanisch zu schützen. Die Ecken – als mögliche Schwachstellen – sind durch Edelstahlblechprofile gesichert.

Wo lag die größte Fehlerquelle und wie muss die sanierte Fassade jetzt gewartet werden?

Der Fehler lag darin, die äußerst stark bewitterte Westseite nicht zusätzlich geschützt zu haben, wobei ich dazu sagen muss, dass bereits im ursprünglichen Entwurf vom Büro Herzog eine Verschindelung der Westfassade vorgesehen war, was wir aber nicht umsetzen wollten. An der Wartung des Gebäudes hat sich nichts geändert: Nach wie vor wird das Holz auf allen Seiten in Abständen von drei bis vier Jahren mit einem Holzschutzmittel neu gestrichen.

Hat sich die Halle durch die Alterung oder die Sanierungsmaßnahmen optisch verändert?

Nein, das ist nicht der Fall. Die Halle ist unverändert und nur ein Fachmann könnte bei genauerem Hinsehen die Schindeln oder eine Patina an der Oberfläche erkennen.

Planung

Architekt Thomas Herzog mit Bernd Steigerwald
Herzog+Partner

Ausführung

Haag, von Ohlen, Rüffer und Partner mit Holger Gestering

Tragwerksplanung

Sailer+Stepan

Holzbau

Zimmerei & Holzbau Hocke GmbH

Foto
© Dieter Leistner/artur

(Zeitschrift Zuschnitt 21, 2006; Seite 22)
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