DER WEISSE WOLF

Anderer Meinung?

Dieses Buch für Bibliotheka Phantastika rezensieren:
Mitarbeiter gesucht

Berwertungsschlüssel:

5 Sterne = spitze
4 Sterne = gut
3 Sterne = geht so
2 Sterne = unbefriedigend
1 Stern = übel
Wertung: 4 von 5
1 Rezension
-"Ja" antwortete Thomas nachdenklich. Er vermeinte, wieder in dem grauen Zwielicht dahinzugehen, er sah die grauen Stämme, das graue Flechtengespinst. Schlafende Bäume gab es nicht - aber es war ein guter Vergleich. "Ja, genau so war es! Als schliefen die Bäume!"-
Zyklus/Band -
Autor Käthe Recheis
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 1982
Verlag dtv junior
ISBN 3-423-70298-2
Subgenre Kinder- und Jugendbücher
Seitenzahl 352
Probekapitel -
Worum's geht:
An einem heißen Nachmittag glaubt Thomas aus dem nahen Wäldchen hinter seinem Elternhaus eine Stimme zu hören, die ihn ruft. Er geht der Stimme nach und sieht am Rande des Wäldchens einen großen, weißen Hund sitzen, der ihm bedeutet zu folgen. So gelangt Thomas in das Land der Dinadan. Eines der Kinder, ein Mädchen mit Namen Onari, hat ihn zu sich in ihre Welt gerufen, denn sie glaubt an die uralte Prophezeihung ihres Volkes, daß drei Kinder aus drei Völkern in der Lage sind, ihre Welt zu retten. Gemeinsam mit Onari macht sich Thomas auf den Weg und unterwegs begegnen sie ihrem dritten Gefährten: Eldar aus Aran. In seinem Land herrschen Angst und Schrecken, denn es wird von einem Tyrannen regiert, der sein Volk unter strengster Bewachung hält. Jeder der sich nicht ein- bzw. unterordnet verschwindet auf nimmer Wiedersehen in den dunklen Kammern… Eldar schließt sich den beiden an, denn auch er hat die Hoffnung, daß ihre Mission seinem Land die Freiheit bringt…

Warum's so gut ist:
Man fühlt sich bei der Lektüre des Buches entfernt an die Unendliche Geschichte erinnert, vor allem im ersten Abschnitt der Erzählung: Da ist Thomas, der das Gefühl hat, das keiner ihn versteht. Seine Schwestern ärgern ihn, Vater und Mutter nehmen sich auch keine Zeit für seine Probleme. Thomas hat das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Daraufhin läuft er wütend und traurig auf ein kleines Wäldchen zu, das hinter dem Elternhaus nach einer großen Wiese beginnt. Er meint, aus diesem kleinen Gehölz von jemandem gerufen zu werden. Als er unter die schattigen Bäume tritt, ist ihm plötzlich, als wäre es gar nicht das kleine Waldstück, in dem er so oft gespielt hat… Die Bäume sind größer, grauer und älter. Sie sind mit Moosbärten bewachsen und machen auf Thomas den Eindruck als ob sie schliefen…
So gelangt er in das Land der Dinadan, einem Volk, das Ähnlichkeiten mit den Indianern Amerikas aufweist, und in den Wäldern des Landes Din beheimatet ist. Ein Mädchen aus diesem Volk, Onari, hat Thomas durch den "Wald der schlafenden Bäume" zu sich gerufen, denn ihre Welt wird bedroht und bei den Dinadan gibt es eine Legende, die besagt: <Wenn drei Kinder aus drei verschiedenen Ländern das Land der strahlenden Felsen suchen, wird das Volk der Dinadan gerettet werden.> Thomas und Onari machen sich also auf den Weg und unterwegs treffen sie auf ihren dritten Gefährten, der für den Erfolg ihrer Aufgabe notwendig ist: Eldar aus dem Land Aran, aber als Thomas und Onari auf ihn treffen, ist der Junge sehr verzweifelt: Gerade wollte er seinem Leben ein Ende setzen, als die beiden auf ihn stoßen. Sie können Eldar davon überzeugen, sich ihnen anzuschließen und das Land der strahlenden Felsen mit ihnen zu suchen. Er läßt sich überreden, denn auch er verbindet mit dieser Mission eine Hoffnung für sich und sein Land, denn es wird von einem Tyrannen mit scheinbar magischen Kräften beherrscht…
Man wird oftmals an die Unendliche Geschichte erinnert: Onari erinnert an Atréju, Thomas ein bisschen an Bastian, das Land der Dinadan, das Reich Aran und vor allem das "verbotene Land" im ersten Abschnitt der Erzählung ein wenig an das kranke Phantásien, und die strahlenden Felsen an den Elfenbeinturm…Trotzdem lohnt es sich, den Weißen Wolf zu lesen, denn die beiden Geschichten sind sich nur vom Aufbau her ähnlich: Es gibt, wenn man so will, eine "große Suche", die erfolgreich beendet wird. Thomas als "Kind aus der Welt Jenseits" wird, wie Bastian in Phantásien, in Aran als großer Held gefeiert… aber dennoch hat diese Geschichte einen anderen Verlauf, weil sie einen anderen Hintergrund zum Thema hat: Es geht um die Unterdrückung des Volkes, um Gleichschaltung, Ausbeutung, Bespitzelung, Ausgrenzung, um das plötzliche Verschwinden von Menschen über Nacht, um die Angst, die man vor Nachbarn und Freunden haben muß, und um Frauen und Männer, die sich der Tyrannei mutig und entschlossen entgegenstellen…
Es gelingt der Autorin auch sehr gut, diese bedrohliche Atmosphäre im zweiten Abschnitt des Buches kindgerecht heraufzubeschwören und auszuarbeiten. Die Atmosphäre ständiger Angst liegt über dem Land Aran wie eine dunkle Wolke und steht im Gegensatz zum ersten Abschnitt des Buches, in dem es zwar auch bedrohliche und beängstigende Situationen gibt, aber trotzdem der Hauch der Erlösung über dem verwunschenen Land liegt. Sprachlich ist das Buch dem jugendlichen Leserkreis angepaßt, für den es geschrieben wurde, aber auch Erwachsene werden an dieser Geschichte von Käthe Recheis ihre Freude haben…
(rezensiert von: Katerchen)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch...

Die blaue Stute

Fazit: Ein Buch mit ernstem Hintergrund, daß jedoch phantasievoll und kindgerecht umgesetzt wurde. Sehr zu empfehlen.


©mistkaeferl 2002-07. Es ist nicht gestattet, diese Seiten in fremden Framesets darzustellen oder Inhalte anderweitig zu veröffentlichen. Zum Impressum