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Einer der berüchtigsten Rebellenführer im Kongo ist festgenommen worden. Soldaten nahmen Laurent Nkunda im Nachbarland Ruanda in Haft. Dorthin war er geflohen, nachdem ruandische Truppen zusammen mit Kongos Armee die Rebellen angegriffen hatten.
Von Marc Engelhardt, ARD-Hörfunkstudio Nairobi
Seit Jahren galt Laurent Nkunda als Ruandas Mann im Osten Kongos. Ausrüstung und Geld, so kolportierte Kongos Regierung stets, kämen aus dem kleinen Nachbarland. Selbst als Nkunda vor einigen Monaten weite Teile der Nord-Kivu-Provinz eroberte, warf die UNO Ruandas Armee noch vor, den Rebellengeneral zu unterstützen. Doch gestern Abend wurde Nkunda festgenommen: von denen, die ihn bisher unterstützt hatten.
[Bildunterschrift: Seine Kämpfer mordeten, folterten und vergewaltigten: Rebellenführer Nkunda ]
Der Sprecher der UN-Mission im Kongo, Jean Paul Dietrich sagte, nach seinen Informationen sei Nkunda von ruandischen Soldaten am Abend um halb elf in Bunagana festgenommen worden, der Grenzstadt zwischen dem Osten Kongos und Ruanda. Augenzeugen in der Region berichten dem ARD-Hörfunk von Schießereien in Bunagana am späten Abend.
Kurz zuvor hatte die gemeinsame Truppe aus kongolesischen und ruandischen Soldaten, die seit einigen Tagen im Osten Kongos gegen Rebellen vorgeht, Nkunda aufgefordert, sich zu ergeben. Doch Nkunda floh - und wurde kurz hinter der Grenze auf ruandischem Boden festgenommen. Kongos Verteidigungsminister forderte Nkundas verbliebene Rebellen am Morgen auf, sich der Regierungsarmee anzuschließen.
Die Ergreifung Nkundas ist der erste Erfolg der ruandisch-kongolesischen Mission, an der mehr als dreieinhalbtausend ruandische Soldaten beteiligt sein sollen. Bislang hatten die Führungen beider Truppen vor allem davon gesprochen, militante Hutu-Extremisten zu verfolgen, die für den Völkermord in Ruanda in den neunziger Jahren verantwortlich gemacht werden. Doch festgenommen wurde nun der Tutsi-General Nkunda, der im Namen der Opfer des Völkermords Angst und Schrecken im Ost-Kongo verbreitet hat.
[Bildunterschrift: Machtlos gegen die Gewalt der Rebellen: UN-Schutztruppe MONUC in Goma ]
Doch UN-Sprecher Dietrich ist skeptisch, ob die Festnahme Nkunads allein für Frieden in der krisengeschüttelten Region mit Hunderttausenden Vertriebenen sorgen wird. Auch Nkunda habe auf "seine eigene Art" über den Frieden gesprochen. "Jetzt müssen wir abwarten, wer nach Nkunda kommt und hoffen, dass die Versprechungen der vergangenen Tage erfüllt werden - vor allem die von hochrangigen Rebellen, ihre Waffen niederzulegen. Dann könnte es einen nachhaltigen Frieden geben." Wo sich Nkunda jetzt befindet, ist unklar. Doch bald schon könnte er für seine Taten zur Verantwortung gezogen werden: Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag befasst sich bereits mit den Verbrechen, die Nkunda zur Last gelegt werden. Noch liegt kein Haftbefehl gegen ihn vor, doch der könnte bald kommen.
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