medienhandbuch.de | Babys und Kleinkinder bis drei Jahre sollten überhaupt nicht fernsehen (exklusiv)



Quelle: KI.KA/Carlo Bansini

Werbung für positive Werte, keine Produkte

Babys und Kleinkinder bis drei Jahre sollten überhaupt nicht fernsehen (exklusiv)

12.11.2009 10:29 Uhr

Der öffentlich-rechtliche Kinderkanal sendet seit kurzem auch für Kinder im Vorschulalter (3-6 Jahre). KiKANiNCHEN soll speziell diese "TV-Einsteiger" erreichen. medienhandbuch.de sprach mit dem KiKa-Chef Steffen Kottkamp:

medienhandbuch.de:
Herr Kottkamp, wie hat sich das TV-Sehverhalten der ganz Kleinen und Vorschulkinder in den letzten Jahren entwickelt? Schauen sie mehr? Was schauen sie?

Steffen Kottkamp:
Ob es uns gefällt oder nicht: Vorschulkinder sehen regelmäßig fern. In Deutschland sind es bei den Drei- bis Fünfjährigen durchschnittlich schon 73 Minuten am Tag (Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung). Dabei steigt die Fernsehnutzung unter den Jüngsten schnell an. Bereits im Alter von vier bzw. fünf Jahren schauen schon über 95 Prozent fern.

medienhandbuch.de:
Am 5.10. startete KiKANiNCHEN nun als neue Dachmarke von KI.KA. Erzählen Sie uns etwas über Idee, Konzept und Positionierung? Und: Warum war hier überhaupt eine "neue" Dachmarke nötig?

Steffen Kottkamp:
Die heute Drei- bis Sechsjährigen sind so genannte „Digital Natives“: Im Gegensatz zu ihren Eltern wurden sie hineingeboren in eine digitale Medienwelt. Viele Fernsehsender werben um die Gunst des jungen Publikums. Da ist Orientierung gefragt. Eltern sind häufig verunsichert, welches Programm für ihr Kind überhaupt geeignet ist. Mit unserer Vorschulprogramm-Offensive KiKANiNCHEN schaffen wir als öffentlich-rechtlicher Sender Abhilfe. Eltern und Kinder können sicher sein, dass bei KiKANiNCHEN nur solche Programme laufen, die tatsächlich für junge Kinder geeignet sind.

KiKANiNCHEN gibt der Vorschulwelt im KI.KA einen Namen und ein Gesicht. Sowohl inhaltlich als auch von der Machart ist die neue Programmfläche (montags bis freitags zwischen 6:50 Uhr und 10:25 Uhr) speziell auf die Zielgruppe der Drei- bis Sechsjährigen zugeschnitten. Konsequent knüpfen die behandelten Themen an ihren Alltag und die Lebenswelt in Deutschland an. Verlässlich finden die Zuschauer hier die Programme, die sie am meisten lieben: Mit dabei sind die erfolgreichen Vorschulsendungen von ARD, ZDF und KI.KA von Pocoyo über Die Sendung mit dem Elefanten bis zur Sesamstraße.

Direkt angesprochen werden die Kinder vor den Bildschirmen von Kikaninchen und Christian. Sie machen neugierig, wecken Interesse und regen an zum Mitmachen. Gemeinsam mit den Kindern zuhause entdecken sie die Welt.

KiKANiNCHEN bietet den so genannten „Fernsehanfängern“ ein Programm, das sie fördert: Ob Sprache, soziale Kompetenzen oder Wissen. Wissenschaftlich begleitet wird die Entwicklung von KiKANiNCHEN durch das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI).

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass insbesondere junge Kinder Fernsehen anders wahrnehmen als Erwachsene. Auch „richtig fernsehen“ sollte gelernt werden. Medienerziehung von Anfang an, so lautet die Devise beim KI.KA. Wir suchen den direkten Dialog mit Eltern und Erziehern. Schritt für Schritt wird KiKANiNCHEN als Serviceangebot ausgebaut, das Erwachsenen hilft, ihren Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit den Medien zu vermitteln. So ist auch ein KiKANiNCHEN-Onlineportal geplant, das einen sicheren Einstieg ins Internet ermöglichen wird.

medienhandbuch.de:
Laut Meinung des Merkur versuchen Sie mit KiKANiNCHEN "verlorenes Terrain zurückzugewinnen" – vor allem gegenüber Super RTL und Nick. Stimmt das?

Steffen Kottkamp:
Nein. Bei Marktanteilen von rund 30 Prozent und mehr bei den Vorschülern kann wohl kaum davon die Rede sein, „verlorenes Terrain“ zurückgewinnen zu wollen.

medienhandbuch.de:
Sie unterscheiden die TV-Zielgruppen Kleinkinder von null bis drei Jahren und Vorschulkinder zwischen drei und sechs Jahren. Für wen soll es denn nun was geben? Worauf muss man bei den ganz jungen besonders achten?

Steffen Kottkamp:
Nein, diese Unterscheidung treffen wir so nicht. Die Zielgruppe des KI.KA sind Kinder im Alter von drei bis dreizehn Jahren. Wir senden kein Baby-TV,; Kleinkinder von null bis drei Jahren gehören nicht zu unserer Zielgruppe. Die Programmfläche KiKANiNCHEN ist speziell auf die Bedürfnisse der Drei- bis Sechsjährigen abgestimmt.

medienhandbuch.de:
Wie lange und wie häufig sollen Kinder zwischen 0 und 3 Jahren TV schauen?

Steffen Kottkamp:
Babys und Kleinkinder bis drei Jahre sollten überhaupt nicht fernsehen.

medienhandbuch.de:
Soll man eigentlich immer bei Vorschulkindern als Elternteil dabei sitzen, wenn diese TV schauen?

Steffen Kottkamp:
Ideal und pädagogisch sinnvoll ist es auf jeden Fall, wenn Eltern gemeinsam mit ihren Kindern fernsehen. Und das macht doch auch Spaß! Man erlebt gemeinsam die Geschichten. Man kann sich darüber unterhalten. Erfährt, was das Kind am meisten bewegt. Man bekommt Zugang zu ihrer Welt. Fragen können gleich beantwortet werden und Fantasien gleich nach dem Programm nachgespielt oder weitergesponnen werden.

Zumindest aber sollten die Eltern in der Nähe sein. Sie werden schnell wissen, dass wir sehr genau darauf geachtet haben, dass Fernsehanfänger bei KiKANiNCHEN weder überfordert werden, noch Ängste entwickeln oder andere unangenehme Erlebnisse durchmachen.

Und: Wenn Vorschulkinder – und das in großer Zahl – erwiesenermaßen Kindersendungen schauen, dann sollte das eine halbe Stunde nicht überschreiten. Genau deshalb haben wir auch bei KiKANiNCHEN sehr bewusst Ein- und Ausschaltpunkte gesetzt.

medienhandbuch.de:
Als einen der wichtigsten Unterscheidungsgründe zu den privaten Kinderkanälen sehe ich die Werbefreiheit bei KiKANiNCHEN/KI.KA. Was bewirkt TV-Werbung bei Kleinkindern? Gibt es darüber Untersuchungen?

Steffen Kottkamp:
Kinder verstehen Werbung auf eine ganz andere Art und Weise als Erwachsene. Die Fähigkeit zwischen Werbung und redaktionellem Inhalt zu unterscheiden oder gar die Absicht dahinter zu durchschauen, bildet sich erst mit zunehmendem Alter. Bei Vorschulkindern steht die innere Beteiligung, die Faszination, im Vordergrund: Es wird mitgesungen, nachgesprochen, nachgespielt und die Wiederholung genossen. Erst mit zunehmendem Alter entwickelt sich allmählich die Fähigkeit, Werbebotschaften zu erkennen. Gleichzeitig bleiben Slogans und Jingles bei ihnen besonders gut im Gedächtnis. Ältere Kinder, Teenager und Jugendliche schließlich sind zwar fähig, Werbung zu erkennen, lassen sich aber dennoch schnell verführen, wenn es beispielsweise um Zugehörigkeitsgefühl zu einer bestimmten Gruppe geht. Kinder sind eine besonders lukrative und leicht zu begeisternde Zielgruppe für die Werbewirtschaft.

Es ist nur logisch, dass der öffentlich-rechtliche KI.KA ein werbefreies Programm sendet und auch so Verantwortung übernimmt. Der KI.KA vermittelt Selbstbewusstsein, kein Markenbewusstsein, und wirbt für positive Werte, nicht für Produkte.

medienhandbuch.de:
Welche neuen Serien sind für KiKANiNCHEN geplant?

Steffen Kottkamp:
Im kommenden Frühjahr werden einige neue Vorschulprogramme bei KiKANiNCHEN gestartet. So beispielsweise „Jonalu“: Die 3-D-Animations-Serie, eine Zulieferung des ZDF, dient der ganzheitlichen Sprachförderung und regt zum Mitsprechen, Mittanzen und Mitraten an. Die zauberhaften Geschichten „Nouky & Friends“ (KI.KA) – das ist noch der Arbeitstitel – regen die Fantasie an und haben interaktive Elemente.

medienhandbuch.de:
Was würden Sie ihre eigenen Kinder immer wieder gerne schauen lassen, was nie?

Steffen Kottkamp:
Da fällt mir die Wahl ausgesprochen schwer. Grundsätzlich sind sie beim KI.KA immer richtig: Ob KiKANiNCHEN, „Cosmic Quantum Ray“, „TRICKBOXX“, „Little Amadeus“, „KRIMI.DE“, „Dein Song“, „Nächster Halt…“, „KI.KA LIVE“ oder oder oder. Wichtig finde ich, dass die Sendungen im KI.KA immer einen Bezug zum eigenen Leben ermöglichen und so eine Anregung zur aktiven Auseinandersetzung bieten. Sendungen, in denen Gewalt als Mittel zur Lösung eines Problems eingesetzt wird, sind für mich ein absolutes „No Go“.

Das Interview mit Steffen Kottkamp führte Oliver Hein-Behrens.

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Homepage von KiKANiNCHEN

Kontakt / Quelle

medienhandbuch.de
Oliver Hein-Behrens
chefredaktion@medienhandbuch.de

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