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Der Traum von der sauberen Kohle

Die Speicherung von Kohlendioxid: Irrweg oder Ausweg?

  • SendeterminDienstag, 14. April 2009, 21.00 - 21.45 Uhr .
  • WiederholungsterminSamstag, 18. April 2009, 12.00 - 12.45 Uhr (Wdh.).

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Dichte Rauchschwaden steigen aus den Kühltürmen des
Braunkohlenkraftwerks empor; Rechte: WDR
Mit dem Wasserdampf entweicht das CO2

In Deutschland stehen die meisten Braunkohlenkraftwerke Europas. Bei der Verfeuerung von Braunkohle entstehen pro Kilowattstunde erzeugtem Strom durchschnittlich rund 1,2 Kilogramm des Klimakillers Kohlendioxid (CO2). Ein Spitzenwert, der Braunkohle zum schmutzigsten Energieträger macht und der Politikern ein schlechtes Klimagewissen bereitet. Ab 2020 soll sich das ändern. Die Europäische Union, die Bundesregierung und die Stromkonzerne fördern mit Milliarden von Euro die Entwicklung von Verfahren, die es ermöglichen sollen, CO2 zu entsorgen. Die Rede ist von der sogenannten StichwortCCS-Technologie, „Carbon Capture and Storage“, das heißt: CO2-Abtrennung und -Speicherung. Drei Techniken stehen zur Auswahl, um CO2 zunächst erst einmal zu sammeln: Man kann das CO2 aus der Braunkohle vor, während oder nach der Verbrennung herauslösen.

Wie CO2 aufgefangen wird

Das abgefangene CO<sub>2</sub> wird in Tanks zwischengelagert;
Rechte: WDR
Eine kleine Chemiefabrik ist notwendig, um das CO2 einzusammeln

Bei dem sogenannten IGCC-Verfahren („Pre-Combusting“) wird das CO2 durch eine Vergasung vor der Verstromung gesammelt. Bei dieser Technik wird die Braunkohle nach der Entschwefelung in einem Vergaser bei Temperaturen von 1.400 bis 1.800 Grad Celsius und unter Druck in ein brennbares Rohgas umgewandelt. Übrig bleibt ein Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. In einem zweiten Prozess wird das Kohlenmonoxid durch die Zugabe von Sauerstoff in StichwortKohlendioxid umgewandelt, das man nun mit Hilfe von Filtern absaugen und einsammeln kann. Der Wasserstoff wird währenddessen in einer Gasturbine verbrannt und treibt die Stromgeneratoren an. Die Vorteile dieser Technik: IGCC-Kraftwerke können nicht nur mit Braun- und Steinkohle, sondern auch mit Biomasse und Reststoffen betrieben werden.

Beim sogenannten Oxyfuel-Verfahren verbrennt die Braunkohle im Kessel nicht mit Luft, sondern mit reinem Sauerstoff. Dadurch kann das CO2 relativ leicht abgeschieden werden. Die Bereitstellung von reinem Sauerstoff ist allerdings teuer.

Bei der dritten Trenntechnik - der„CO2-Wäsche“ („Post-Combusting“) - wird Kohlendioxid nach der Verfeuerung aus dem Rauchgas mit Hilfe von Lösungsmitteln herausgewaschen. Der Vorteil dieser Technik gegenüber den anderen beiden Verfahren: Bereits bestehende Kraftwerke können mit dieser Technik nachgerüstet werden.

Alle drei Techniken filtern das CO2 allerdings nicht vollständig aus der Abluft heraus. Zwischen zehn und zwanzig Prozent des CO2 gelangen je nach Verfahren auch trotz der CCS-Technologien noch in die Atmosphäre.

Neue Kraftwerkstechnik

Im Kraftwerk „Schwarze Pumpe“ in Brandenburg testet der schwedische Energiekonzern Vattenfall die CO2-Abtrennung. Diese erste deutsche Pilotanlage ging 2008 in Betrieb. Die 30-Megawatt-Anlage arbeitet nach dem Oxyfuel-Verfahren, trennt also das CO2 während der Verbrennung ab. Das abgefangene CO2 wird mit Tankwagen in der Altmark in Sachsen-Anhalt in einem ehemaligen Erdgasfeld unter der Erdoberfläche entsorgt. Auch in Holland, Kanada, Norwegen, Australien, Algerien gibt es ähnliche Testanlagen. Sie sind aber alle recht klein.

RWE plant das erste größere CO2-arme Braunkohlenkraftwerk. Es soll 2014 in Köln-Hürth mit einer Leistung von 450 Megawatt ans Netz gehen. RWE setzt auf das IGCC-Verfahren. Eine kleine Chemiefabrik soll die Braunkohle vor der Verstromung reinigen. Das abgetrennte CO2 wird gesammelt, per Pipeline nach Norddeutschland transportiert und soll dort unter der Erde in CO2-Speicher entsorgt werden. Der genaue Standort für das Endlager ist noch nicht bekannt. Das Unternehmen führt aber trotzdem schon erste Tests durch.

Die Frage nach dem Endlager

Deutschlandkarte mit möglichen CO<sub>2</sub>--Speichern und
den größten CO<sub>2</sub>--Erzeugern; Rechte: WDR
Die meisten möglichen CO2-Speicher liegen in Norddeutschland. Erzeugt wird das Treibhausgas aber meist woanders. Deswegen werden lange Pipelines nötig

Auch die Bundesregierung sucht nach geeigneten CO2-Speichern und lässt gerade eine Deutschlandkarte mit möglichen Endlagern erstellen. Neben leergepumpten Erdgas- und Erdölfeldern eignen sich besonders salzwasserführende Sandsteinschichten mit dichtem Deckgestein für die CO2-Einlagerung. Die größten und besten Lager liegen alle im Norden, vor allem in Nordfriesland und Ostholstein. Die großen Braun- und Steinkohlenkraftwerke stehen dagegen tief im Westen und Osten. Mehrere Hundert Kilometer lange CO2-Pipelines sollen den Transport übernehmen. Die EU und die Bundesregierung bereiten gerade ein Gesetz vor, dass die Genehmigung, Haftung und Kontrolle des CO2–Transportes sowie die Speicherung regelt. Angedacht ist, dass die Bundesnetzagentur für die Pipelines und die Landesregierungen für die Lager zuständig sind. Die Geologen schätzen, dass die deutschen Speicher zwischen 12 und 28 Milliarden Tonnen CO2 aufnehmen können. Das reicht gerade, um 50 Jahre den CO2-Abfall der deutschen Kohlekraftwerke zu aufzunehmen. Dann wären die Speicher voll – und müssten mindestens 1000 Jahre dicht halten. Denn sonst lohnt sich der ganze Aufwand fürs Klima gar nicht.

CO2-Speicherung im Test

Die Grafik zeigt im Querschnitt einen CO<sub>2</sub>-Speicher in
800 Meter Tiefe; Rechte: WDR
Gasundurchlässige Deckgesteine ummanteln die CO2-Speicher

Forscher vom Geoforschungsinstitut in Potsdam untersuchen, mit welchen Methoden man die CO2-Einspeicherung am besten überwachen kann. Sie pumpen dafür mit einem Druck von 200 bar Kohlendioxid aus der Lebensmittelindustrie in ein altes Erdgasfeld. In 800 Meter Tiefe befindet sich dort eine poröse, mit Salzwasser gefüllte Sandsteinschicht. Die bei der CO2-Speicherung verwendete Technik ist die gleiche wie bei der Erdgas- und Erdölförderung. Das CO2 strömt gasförmig ein, verdrängt das Salzwasser und sammelt sich unterhalb des Deckgesteins. Mit elektrischen Messungen und Schallwellen prüfen die Forscher, wie sich das CO2 ausbreitet und ob das Lager dicht ist. Bislang haben sie noch kein Leck gefunden, aber die Potsdamer pumpen auch erst seit einem halben Jahr das Treibhausgas in die Erde.

Höchstens eine Zwischenlösung

/sendungsbeitraege/2009/0414/img/Text-5_5_.jpg; Rechte: WDR
Die CO2-Entsorgung (CCS) kostet Energie. Dafür muss rund 25 Prozent mehr Kohle abgebaut werden

Das eigentliche Manko der CO2-Entsorgung: Sie kostet viel Energie. Um eine Kilowattstunde Braunkohlenstrom CO2-arm zu gewinnen, muss ein Viertel mehr Kohle verbrannt werden. Dadurch reichen die Kohlevorräte in den genehmigten Tagebauen für deutlich weniger Strom. Die Frage nach einem neuen Tagebau stellt sich so schneller – verbunden mit all den Problemen, die der für die Menschen und die Natur in einem Braunkohlenrevier mit sich bringt.

Trotzdem fördert die EU gleich zwölf große Forschungsprojekte zur CO2-Speicherung. Die CCS-Technik könnte nämlich zu einem Exportschlager werden. In China geht jede Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz und auch Indien deckt seinen Energiehunger größtenteils mit eigener Kohle. Schon heute geht mehr als die Hälfte des weltweiten CO2-Ausstoßes auf das Konto der Schwellenländern, zu denen neben China und Indien auch Südafrika, Mexiko, Brasilien, Malaysia, die Philippinen, Thailand, Russland und die Türkei zählen. Nur wenn es gelingt, auch in diesen Ländern den Kohlendioxid-Ausstoß zu drosseln, kann die Erderwärmung gemindert werden.

Die CO2-Abtrennung und Speicherung löst nicht das Klimaproblem. Sie kann eine Überbrückungstechnologie sein, mit der man Zeit gewinnt, um Strom effizienter zu nutzen und alternative Energien weiter zu entwickeln, die die Kohle langfristig ersetzen können. Doch vor 2020 wird die CCS-Technologie nicht auf dem Markt sein.

Stichwörter

1 Kohlendioxid (CO2)
Kohlendioxid ist ein Gas. Es besteht aus den Elementen Kohlenstoff und Sauerstoff. Es ist farb- und geruchlos, brennt nicht und ist ein natürlicher Bestandteil der Atemluft. Der Richtwert für frische Luft in Innenräumen liegt bei 0,15 Prozent. Ab 8 Prozent wirkt CO2 tödlich. Auf das Klima wirkt sich CO2 aber schon bei deutlich geringeren Konzentrationen spürbar aus. Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre lagen 2007 mehr als ein Drittel über der vorindustriellen, bei 0,038 % statt 0,028 %. Dieser scheinbar kleine Unterschied in der zweiten Nachkommastelle trägt mit dazu bei, dass allein seit 1990 die Wärmerückstrahlung auf der Erde durch Treibhausgase um ein Viertel zugenommen hat, d.h. die Erde wird wärmer.
2 CCS
Das englische Kürzel CCS steht für Carbon Capture and Storage - Kohlendioxid Abtrennung und Speicherung. Das bei der Verbrennung von Energieträgern entstehende CO2 soll abgefangen und in Speichern unter der Erde entsorgt werden, um die CO2-Konzentration in der Atmosphäre nicht nicht weiter zu erhöhen und dadurch zur Erderwärmung beizutragen. Die Technik ist noch nicht marktreif. Sie soll in Zukunft vor allem in Braun- und Steinkohlekraftwerke zum Einsatz kommen.
Autor:

Michael Ringelsiep

Stand: 14.04.2009


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