Gast des ilb 2001
James Fenton wurde 1949 in Lincoln, Großbritannien,
geboren. Er studierte Psychologie und Philosophie in Oxford und wurde
bereits als Student 1968 für seinen ersten Gedichtzyklus, »Our Western
Furniture«, mit dem Newdigate Prize ausgezeichnet. Ein Jahr später trat
er mit einem zweiten Gedichtband, »Put Thou Thy Tears into My Bottle«,
an die Öffentlichkeit. Seine Karriere als Journalist begann er bei der
Zeitung »New Statesman«, für die er über Politik und Literatur schrieb.
Seine langjährige Tätigkeit als freiberuflicher Indochina-Korrespondent
beeinflußte sein künstlerisches Schaffen nachhaltig. Als Reporter für
»The Guardian« verbrachte er auch ein Jahr in Deutschland. In dieser
Zeit entstand u.a. das Gedicht »A German Requiem« (1981), das mit dem
Southern Arts Literature Award for Poetry ausgezeichnet wurde.
James Fenton war fünf Jahre lang Theaterkritiker für die »Sunday
Times«, 1984-86 Chefrezensent der »Times«, 1986-88
Südostasienkorrespondent und bis 1995 Kolumnist der »Independent«. Er
veröffentlicht regelmäßig Rezensionen in der »New York Review of
Books«. 1983 ernannte die Royal Society of Literature James Fenton zu
ihrem Fellow. Während seiner Zeit als Professor für Poesie in Oxford
1994-99 verfaßte Fenton »Essays on Arts and Artists«, die 1999 unter
dem Titel »Leonardo’s Nephew« erschienen sind. 2001 erschien mit »The
Strength of Poetry« ein Band mit Aufsätzen zur englischen Lyrik des 20.
Jahrhunderts.
James Fenton ist nicht nur als Dichter und Journalist, sondern auch als
Librettist tätig. Kontrovers wurde beispielsweise seine Übertragung von
Verdis »Rigoletto« in die Mafia-Welt der 1950er Jahre aufgenommen. Als
Lyriker steht Fenton unter dem Einfluß W.H. Audens.
In »Our Western Furniture«, einem anti-imperialistischen Kommentar zur
Mission des Kommodore Perry in Japan, präsentierte er sich zudem als
Satiriker. Diese erste Sammlung von Sonetten bildete eines der
umstrittensten Teile seiner ersten umfassenden Gedichtsammlung
»Terminal Moraine«, die durch Stilvielfalt und unkonventionelle
Perspektiven allgemein Begeisterung hervorrief. Kritisch betrachtete
man zunächst allerdings die allzu starke Dominanz der virtuosen
Technik.
Für seine persönlichen Erfahrungen in der Zeit seiner
Auslandsaufenthalte findet Fenton einen emotionaleren Ton. So
vermittelt er in seinen Kriegsgedichten Gefühle der Trauer und
Trostlosigkeit, ohne jedoch seine Neigung zur Satire und seine
sprachliche Meisterschaft zu unterdrücken. Mit »A German Requiem« legte
Fenton eine lakonisch-formale Untersuchung über kollektives Gedenken
und Vergessen im Nachkriegsdeutschland vor. In »Dead Soldiers« kleidet
er seinen bitter-humorigen Kommentar in die Beschreibung eines auf den
Schlachtfeldern des Krieges veranstalteten Festmahls. »A Notebook« und
»Children in Exile« sind einfühlsame Beschreibungen seiner Reisen durch
Kambodscha und ihrer Nachwirkungen. Von Fentons Aufenthalt auf den
Philippinen zeugt der dreizehn Briefe umfassende »Manila Envelope« von
1989. In seinem Gedichtband, »Out of Danger«, wählt der Dichter einen
poppigeren Stil und weniger ernste Themen – und spricht damit nach
Meinung der Kritiker vor allem ein jüngeres Publikum an. 2006 erschien
die Sammlung »Selected Poems«.
© internationales literaturfestival berlin
James Fenton online: www.jamesfenton.com
BIBLIOGRAFIE:
Our Western Furniture
Sycamore Press
Oxford, 1968
Put Though Thy Tears Into My Bottle
Sycamore Press
Oxford, 1969
Terminal Moraine
Secker and Warburg
London, 1972
A Vacant Possession
TNR Publications
London, 1978
A German Requiem
Salamander Press
Edinburgh, 1981
Dead Soldiers
Sycamore Press
Oxford, 1981
The Memory of War and Children in Exile. Poems 1968-83
Penguin
London, 1983
You Were Marvellous
Cape
London, 1983
Partingtime Hall
Viking, Salamander Press
London, 1987
All the Wrong Places
Viking
London, 1988
Manila Envelope
West Triangle Homes
Quezon City, 1989
Out of Danger
Penguin
London, 1994
Leonardo´s Nephew
Penguin
London, 1999
The Strength of Poetry
Oxford University Press
Oxford, 2001
The Love Bomb: And Other Musical Pieces
Viking
London, 2003
Ein Garten aus hundert Samentütchen
Argon
Berlin, 2003
Übersetzung: Friederike Barkow
Selected Poems
Penguin
London, 2006
Übersetzer: Friederike Barkow, Rainer G. Schmidt
|