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03.11.2009

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GESCHICHTE: Versöhnungsappell sorgt für Unfrieden

Matthias Platzeck löst mit seiner historischen These zur Integration der Linken Irritationen aus

POTSDAM - Ministerpräsident Matthias Platzecks Appell für eine Versöhnung mit den Erben der SED sorgt parteiübergreifend für Kritik. „Platzecks Versuch, seine angestrebte Koalition mit der Linkspartei durch Nazi-Vergleiche zu rechtfertigen, ist töricht. Seine Thesen zur Integration von Nazis in Westdeutschland werden allenfalls Jubel bei Extremisten auslösen“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der CDU, Sven Petke. FDP-Chef Heinz Lanfermann sagte: „Platzecks SS-Vergleich ist eine komplette Fehlleistung.“ Die Grünen warfen dem Ministerpräsidenten eine „eingeschränkte Geschichtswahrnehmung“ vor.

In einem Gastbeitrag für den „Spiegel“ hatte Platzeck im Zusammenhang mit der künftigen rot-roten Koalition einen „längst überfälligen Prozess der Versöhnung“ angemahnt und dabei an die „gelungene Demokratisierung“ Westdeutschlands nach 1945 erinnert. Der damalige SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher habe sich ungeachtet seiner fast zehnjährigen KZ-Haft gegenüber ehemaligen Mitgliedern der Waffen-SS versöhnlich gezeigt und dies als „menschliche und staatsbürgerliche Notwendigkeit“ bezeichnet.

Selbst in den eigenen Reihen ist Platzecks Verweis auf die Historie umstritten. Die scheidende Gesundheitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) hält den Vergleich für „unzulässig“. Die Situation in Deutschland nach dem Krieg sei völlig anders gewesen als nach der Wiedervereinigung, sagte sie im „Tagesspiegel“.

„Platzeck hat keinen Nazi-Vergleich, sondern einen Aufarbeitungsvergleich gezogen“, hielt SPD-Generalsekretär Klaus Ness den Kritikern entgegen. Nach 1945 habe die Demokratie nur funktionieren können, weil es in Westdeutschland auch Integrationsangebote für ehemalige Anhänger der NS-Diktatur gab. Der scheidende Generalsekretär der Bundes-SPD, Hubertus Heil, sprach von einem „außerordentlich klugen“ Beitrag Platzecks „zu einer wichtigen Debatte“. Die Haltung der ehemaligen Blockpartei CDU, sich „moralisch zu echauffieren“, gehe an der Debatte vorbei.

Irritationen löste Platzecks Appell beim künftigen Koalitionspartner aus. „Ich akzeptiere den Vergleich, ohne dass ich ihn teile“, sagte Thomas Nord, Landesparteichef der Linken. Deutlicher wurde Bundesvorstand Ulrich Maurer: „Man kann ja über die Fehler der Kommunisten in der DDR viel zu Recht sagen“, meinte er. „Aber zu sagen, man müsse an ihnen die gleiche Integrationsleistung vollziehen wie in der BRD an der Waffen-SS, das ist eine beispiellose Unverschämtheit.“ Linkspartei-Chef Lothar Bisky fügte hinzu, man merke, dass Platzeck zehn Jahre lang mit der CDU regiert habe.

Der Potsdamer Historiker Martin Sabrow, Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung, nimmt Platzeck dagegen in Schutz. „Platzeck hat die DDR keineswegs mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt“, sagte er der MAZ. Vielmehr habe Platzeck „eine naheliegende historische Anleihe gemacht“.

Allerdings führe der Vergleich zu einem widersprüchlichen Ergebnis: „Zum einen ist das NS-Regime in seinem verbrecherischen Charakter so viel monströser als die SED-Herrschaft. Zum anderen sehen wir die rasche Integration der NS-Eliten nach 1945 heute als die größte Schwäche der Bonner Republik an.“ Und daher nicht als nachahmenswert für den Umgang mit dem SED-Erbe.

Laut Platzeck ist seit 1990 zwar eine bessere Aufarbeitungsleistung gelungen als nach 1945 – „eine vergleichbare Integrationsleistung bis heute jedoch nicht“. Ähnlich sieht das Sabrow. „Pointiert kann man sagen: Nach 1945 gab es eine Versöhnung ohne Wahrheit, also die mit einem Schweigekonsens verbundene Integration der NS-Eliten.“ Die Auseinandersetzung mit der ostdeutschen Vergangenheit drohe dagegen in eine „Suche nach der Wahrheit ohne Versöhnung umzuschlagen, wenn sie nicht historische Aufarbeitung mit politischer Integration verbindet“. (Von Torsten Gellner)


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In diesem Forum gibt es 3 Einträge

» Bachmann | 03.11.2009, 23:44

Platzeck  (0) 
Es ist erstaunlich und zugleich bedrückend, was uns Ministerpräsident Platzeck von Tag zu Tag anbietet.
Beginnend mit einer, ohne jede Not, avisierten rot-roten Regierung, über einen Appell der Versöhnung bis hin zur aktuellen Option demnächst doch Stasi-Mitarbeiter in Regierungsverantwortung nehmen zu wollen.
Was ist in diesen Mann gefahren? Das fragen sich Viele. Rein politisches Kalkül kann es kaum sein.
Wir haben 2006 schon mal einen Platzeck erlebt, der den Anforderungen an sich selbst nicht gewachsen war. Ich sehe das keineswegs als Tragödie. Man muss sich eingestehen können, nicht weiter zu wissen. Platzeck scheint wieder an einem solchen Punkt angekommen zu sein. Anders lassen sich seine Verlautbarungen der letzten Zeit kaum interpretieren. Es gilt die Notbremse zu ziehen. Man kann nur hoffen, dass die Parteifreunde auch wirkliche Freunde sind und sagen: "Matthias, lass´ gut sein"

» waldrand2 | 03.11.2009, 19:32

Platzecks Vergleich  (0) 
Zwei kurze Anmerkungen zu dem Eiertanz, die Aufnahme der LINKEN in eine Koalition zu rechtfertigen und dabei auf die Situation der SS-Angehörigen in der Bundesrepublik der 50er Jahre zu verweisen.

Jemandem wie mir, der fast fünfzig Jahre Mitglied der SPD war, ist zwar das von Platzeck behauptete Zitat von Schumacher bisher unbekannt gewesen, aber alle Äußerungen kann man vielleicht auch nicht kennen. Wohl kennen alte Sozialdemokraten jedoch die Meinung Kurt Schumachers, die Kommunisten seien nur rot lackierte Faschisten. Diese Ansicht des großen sozialdemokratischen Politikers ist natürlich in Brandenburg heute ausgesprochen inopportun.

Ein Hinweis auf oi2503: Die paar Hanseln in der (alten) Bundesrepublik, die glaubten, sie sei entnazifiziert worden, kann man glatt an einer Hand abzählen. Es gab insofern keine "Lebenslüge", allen war immer bewußt, dass der Beginn des Kalten Krieges eine wunderbare Ausrede war, sich der Mühen der Entnazifizierung zu entledigen.

» oi2503 | 03.11.2009, 11:18

Versöhnunngsappell sorgt für Unzufriedenheit  (0) 
Lebenslügen begleiten die beiden deutschen Teilrepubliken BRD und DDR. Zwei davon: In der BRD wurde entnafiziert, die DDR war ein antifaschistischer Staat. Die wichtigsten Leistungen der CDU/CSU (West) sind nicht die Westintegration, nicht die politische Begleitung des Aufbaus West, nicht die Wiederaufrüstung oder die Vereinigung der beiden Staaten. Die herausragende Leistung dieser Partei ist die Integration der Faschisten in das demokratische System BRD und ihre weitgehende Befriedung und Zähmung. Dafür kann man den Konservativen nicht genug danken. Erkauft wurde diese Integration, unter tätiger Mithilfe der drei alliierten Westmächte, unter anderem durch den Verzicht auf Aufklärung und Strafverfolgung sowie durch rasche Wiederinbetriebnahme der alten „Eliten“. Für Ostdeutschland hat die SED/PDS/LINKE diesen Part übernommen, ohne dass es ihr entsprechend gedankt würde (kommt wahrscheinlich erst später, war bei der CDU auch so) und, da ist allerdings der gravierende Unterschied, ohne die Möglichkeit zur Verteilung von wirklicher Macht, von Kapital und Eigentum, allenfalls von Posten, Pöstchen zu haben.
Im Übrigen finde ich es total lustig, dass Herr Junghanns wenige Monate vor der Wende in seiner Funktion als Blockflöte den antifaschistischen Schutzwall propagandistisch preisen darf, ohne dass daraus Folgen erwachsen, jetzt aber eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Mauerschützenprozessen zu einer Hexenjagd führt. Ergo: Die Diskussionen sind nicht inhaltlich, sie sind Interessengeleitet.

P.S. Ich bin Norddeutscher, keine Akte beim MfS, höchstens beim VS.
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