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04.08.2009

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Ausland
Bundeswehrsoldaten in Afghanistan

Taliban-Taktik: "Unsichtbar machen, wenn der Feind kommt"

Taktik der afghanischen Taliban gegenüber Bundeswehr

"Unsichtbar machen, wenn der Feind kommt"

Die Bundeswehr hat ihre Offensive in der afghanischen Provinz Kundus in der vergangenen Woche vorläufig für beendet erklärt. Fraglich ist, wie lange der Erfolg hält. Denn der Gouverneur des Distrikts Char Darah berichtet jetzt, die untergetauchten Taliban seien in kurzer Zeit wieder da.

Von Kai Küstner, ARD-Hörfunkstudio Südasien

Es war die bislang größte Militäroffensive der Bundeswehr in Afghanistan überhaupt. Seite an Seite mit hunderten afghanischen Sicherheitskräften gingen die Soldaten gegen Taliban in der Provinz Kundus vor. Doch nun scheint es so, als seien die Extremisten in ebenso großem Stil zurückgekehrt.

Der Gouverneur der Provinz Kundus machte noch vor einer Woche dem ARD-Hörfunkstudio Südasien die erfolgversprechende Mitteilung, der besonders gefährliche Distrikt namens Char Darah sei von Taliban befreit.

Mit der lokalen Bevölkerung verschmolzen

Deutscher Marder-Schützenpanzer der schnellen Eingreiftruppe in Afghanistan (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Einsatz mit Marder-Schützenpanzer: nur kurzzeitiger Erfolg? ]
Nun verkündete der Verwaltungschef dieses Distrikts Bedrohliches: "Als die Operation begann, sind die Anführer der Taliban in die Nachbarprovinz und andere Gebiete geflohen", erklärte Abdul Wahid Omarkehl. "Die anderen haben einfach ihre Waffen versteckt und sind mit der lokalen Bevölkerung verschmolzen. Jetzt haben die, die ihre Waffen versteckt hatten, sie wieder hervorgeholt. Und diejenigen, die in die Nachbarprovinzen geflohen waren, sind nach  Ende der Operation zurückgekehrt."

Der Distrikt Char Darah ist einer der unruhigsten in der ohnehin schon mittlerweile wieder sehr gefährlichen Provinz Kundus. Immer wieder waren dort Bundeswehr-Patrouillen angegriffen und deutsche Soldaten getötet worden.

Offenbar verlegten sich die Taliban hier nun auf eine Taktik, die sie auch im Süden - von US-Truppen unter Druck gesetzt - anwenden: unsichtbar werden, wenn der Feind naht - zurückkehren, wenn er wieder weg ist, um dann die Einschüchterung gegenüber der Bevölkerung fortzusetzen.

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Noch eine Offensive - "dann könnten Wahlen stattfinden"

Die Bundeswehr hatte die Offensive im Norden vergangene Woche vorläufig für beendet erklärt. Völlig umsonst war sie nach Aussagen des Verwaltungschefs in Char Darah nicht: "Wenn die Armee präsent ist und Operationen wie diese durchführt, dann zwingt das die Taliban dazu, sich zu zerstreuen. Bis sie dann wiederkommen und genauso stark werden wie vorher, dauert es 20 Tage oder einen Monat." Deshalb denke er, dass es gut sei, solche Angriffe zu starten. "Wenn es noch so eine Operation in Car Darah kurz vor den Präsidentschaftswahlen gäbe und Druck auf die Extremisten ausgeübt wird", so Omarkehl, "dann könnten die Wahlen in diesem Distrikt stattfinden."

Stanley A. McChrystal (Foto: AP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Der Chef der ISAF-Truppen, Stanley McChrystal, hat bereits weitere Offensiven in der Provinz Kundus gefordert. ]
Genau das war ein Ziel der Offensive gewesen: die Provinz Kundus sicher für die Wahlen am 20. August zu machen. Im ganzen Land ist die Afghanistan-Schutztruppe ISAF damit beschäftigt, einen möglichst gewaltfreien Ablauf der Abstimmung zu ermöglichen. Vielleicht fordert ISAF-Chef Stanley McChrystal deshalb gerade jetzt mehr solcher Bundeswehreinsätze gegen die Taliban. Dem Nachrichtenportal "Spiegel-Online" sagte McChrystal, er sei besorgt über die Situation im Raum Kundus.

Experte: "Die Taliban sind stark"

Die Taliban hatten die Afghanen vor wenigen Tagen aufgefordert, statt Mitte August zu den Wahlen zu gehen, die Waffen in die Hand zu nehmen. Während die Regierung gleichzeitig versuchte, einzelne Taliban-Gruppen davon zu überzeugen, die Waffen zum Zeitpunkt der Abstimmung schweigen zu lassen.

Der Politik-Experte Haroun Mir, Direktor Afghanistan’s Center for Research and Policy Studies, meint: "Man kann mit den Taliban nicht aus einer Position der Schwäche heraus verhandeln. Im Moment ist deren Position stark. Wir müssen genug Druck auf sie ausüben, wie zum Besipiel mit der Operation in Helmand; wir brauchen das auch in anderen Provinzen."

Immer heftigere Kämpfe

Deutsches Scharfschützenteam (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Ein deutsches Scharfschützenteam der schnellen Eingreiftruppe in Afghanistan (Archivfoto). ]
Die USA und auch die ISAF-Schutztruppe hatten am Wochenende erneut zahlreiche Opfer zu beklagen. Die BBC spricht von einem der schwärzesten Wochenenden seit Beginn des Einsatzes 2001. Je näher der Wahltermin rückt, um so heftiger scheint der Kampf in Afghanistan zu toben.

Darauf haben Generäle und Politiker ihre Truppen bereits eingestimmt. Auch der Bundeswehr im Norden stehen mit der Rückkehr der Taliban unruhige Zeiten bevor.

Stand: 03.08.2009 08:43 Uhr
 

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