Ventil verstanden wir als eine
Art Video-Installation. Als eine
Spiegelung der Fernsehrealität, eine Demontage des Systems. Der Moderator
überhöht, karikiert und persifliert das, was uns Tag für Tag auf
der Mattscheibe gezeigt bzw. als Realität vorgegaukelt wird. Diejenigen,
die viel Kontakt mit den Medien haben oder sich etwas differenzierter mit ihnen
auseinandersetzen, wissen natürlich, dass Fernsehen immer subjektiv gefärbt
ist. Hinter jeder Kamera stehen Menschen, und diese Menschen sind es, die Kameraposition,
Optik und Moment so bestimmen, wie es ihrer Idee, ihrem Auftrag bzw. der Berufsethik
entspricht. Was wir, die Zuschauer, zu sehen bekommen, ist also zwangsläufig
immer subjektiv gefärbt. Ich wage sogar zu behaupten, dass es am Fernsehen
keine Objektivität geben kann. Es
liegt auf der Hand, dass nicht selten inszeniert, manipuliert, dann und wann auch
mal geflunkert wird oder sogar werden muss. Das fängt beim Tagesschausprecher
an, der auch bei 45 Grad im Schatten mit Kittel und Krawatte den Eindruck erweckt,
als trüge er einen Anzug, obwohl er selbstverständlich in Shorts und
Sandalen hinter seinem Pult sitzt. Und es hört bei der Berichterstattung
aus dem Kriegsgebiet auf, wenn der Reporter die dramatische Lage dramatisiert,
indem er die Realität noch ein bisschen frisiert und
die Bilder und den Ton heulender Raketen zwischenschneidet, die zu einem ganz
anderen Zeitpunkt, vielleicht sogar an einem ganz anderen Ort aufgenommen wurden.
Für die Zuschauerschaft ist kaum mehr erkennbar, was wahr ist und was Fernsehrealität.
Für viele Menschen ist der Fernseher ein Fenster. Man drückt den Knopf
und sieht, was draussen passiert. Und was aus dem Kasten flimmert, das stimmt.
Es muss stimmen, denn schliesslich sehen wir es ja mit eigenen Augen. Die Frage
nach dem Unterschied zwischen Wirklichkeit, Realität und Wahrheit. In
seiner Rolle als TV-Bösewicht, drehte Frank Baumann nun ganz sachte an diesem
hochempfindlichen Knopf. Je respektloser er sich in seinem grauen Kittel (mit
der immer gleichen, langweiligen quergestreiften Bally-Krawatte), der ja die Seriosität
des Systems darstellt, benahm, desto präziser spieglte er die Realität.
Und der Hebel, der demonstriert metaphorisch die Allmacht der Programmschaffenden.
Das Resultat war verherend! |