Von Volker Schilling, Fondsmanager Greiff AG
Der japanische Aktienmarkt ist in den letzten beiden Jahren etwas in Vergessenheit geraten, was angesichts der von Ende 2005 bis Ende 2007 gezeigten Seitwärtsbewegung kein Wunder ist. Allerdings bietet der Aktienmarkt aktuell sehr gute mittelfristige Chancen. Nicht nur die Bewertung, die mit einem durchschnittlichen KGV von rund 15 so günstig wie seit über 34 Jahren nicht mehr ist, sondern auch technische Aspekte sprechen für den Kabuto Cho. Mit der jüngsten Korrektur hat der Nikkei 225 das 50 % Retracement-Level der von 2003 bis 2007 bestehenden Aufwärtsbewegung erreicht.
Zudem befinden sich auf diesem Level auch wichtige Horizontalunterstützungen, die sich einem weiteren Kursverfall in den Weg stellen dürften. Dass sich der Index auf dem jetzt erreichten Level stabilisieren könnte und von hier aus zu einem neuen Aufschwung starten könnte, wird auch vom Momentum unterstützt, das sich in den letzten Wochen divergent zeigte, den jüngsten Sell Off also nicht mehr bestätigte.
Japan hat unter der schwelenden Subprime-Krise im Gegensatz zu US-amerikanischen oder europäischen Banken so gut wie nicht zu leiden. Mussten die amerikanischen und europäischen Pendants der japanischen Hochfinanz allein bis Ende 2007 rund 60 Mrd. USD an faulen Krediten abschreiben (Gesamtabschreibungsbedarf wird auf ca. 130 Mrd. USD beziffert), beschränkt sich das Abschreibungsvolumen bei den japanischen Großbanken auf rund 1,4 Mrd. USD für 2007 und ein Gesamtvolumen von rd. 8,5 Mrd. USD. Griff Merrill Lynch vor fünf Jahren der damals angeschlagenen Mega-Bank Mizuo Holdings mit Kapital unter die Arme, hat Mizuo soeben Merrill eine Kapitalspritze von 1,2 Mrd. Dollar zugesagt. So ändern sich die Dinge!
Attraktiv und damit reif für eine deutliche Aufwertung scheint zudem der Yen zu sein. Vor allem im Zuge einer deutlich reduzierten Risikobereitschaft Kredit gebender Banken sollten künftig Carry-Trades mit Kreditaufnahmen im Yen in erheblich geringerem Umfang möglich sein, als in den letzten Jahren. Eine sukzessive Aufwertung des Yen gegen USD und auch gegen den ohnehin überbewerteten Euro sollte also nicht überraschen, spätestens sobald die internationalen Anleger wieder beginnen, japanische Aktien als interessantes Investment zu begreifen und in ihren Portfolios deutlich höher zu gewichten. Aktuell dürften japanische Werte in den meisten internationalen Aktiendepots untergewichtet sein, da müssen wir nur unsere eigenen Positionen betrachten.
Fazit: Waren die letzten beiden Jahre von den großen Märkten vor allem die europäischen favorisiert, könnte sich nunmehr ein Favoritenwechsel in Richtung Japan einstellen. Eine sukzessive und vorsichtige Erhöhung der Japan-Exposure sollte jedenfalls nicht schaden.
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