Die Emerging Markets schauen mit Sorge auf die Entwicklung der US-Wirtschaft.
Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest
Von Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest
Die Beantwortung der Frage inwieweit die hohe Dynamik der Wachstumsmärkte der Weltwirtschaft gegen die Schwäche der US-Wirtschaft Impulse verleihen kann, hängt entscheidend von der Länge der Schwächeperiode in den USA ab. Insbesondere die handelsorientierten asiatischen Staaten spiegeln bereits die verringerte US-Nachfrage in geringeren Exportzuwächsen wider. Die Stimmung der Unternehmer und privaten Haushalte in den meisten Emerging Markets trübt dies aber bislang noch nicht. Erstens resultiert dies aus der stärkeren Umorientierung des Außenhandels in Richtung Europa sowie anderer Wachstumsmärkte. Zweitens ist noch nicht zu erkennen, dass der getrübte Exportausblick eine Korrektur der Investitionspläne der Unternehmen zur Folge hat. Vor allem in den großen Emerging Markets Brasilien, Russland, Indien, China sowie in der Golfregion wird die Investitionsdynamik weiter durch binnenwirtschaftliche, strukturelle Veränderungsprozesse sowie hohe Energie- und Rohstoffpreise getrieben.
Quelle: Cominvest
Eine deutlichere Abschwächung der Dynamik in den Emerging Markets ist demnach erst dann zu erwarten, wenn die Schwäche der US-Wirtschaft ausgeprägter ist und länger andauert. Genau in diesem Zusammenhang können die geldpolitischen Impulse der Fed helfen. Natürlich kann auch die jetzt zunehmend erwartete deutlichere Zinssenkung der Fed kaum kurzfristig der immer klarer erkennbaren Abschwächung der US-Konjunktur entgegenwirken. Die geldpolitischen Impulse können aber dazu beitragen, dass die Wirtschaft im Zuge einer abnehmenden Belastung durch die US-Subprimekrise im Jahresverlauf schneller wieder Tritt fast. Dieses Szenario ist zentral für eine weitgehend unveränderte Erwartungshaltung in den Emerging Markets und vermutlich auch darüber hinaus.
Der anhaltend hohe Investitionsbedarf erwächst aber nicht nur aus der guten, globalen Konjunktur der letzten Jahre, sondern vor allem aus den gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen sowie teilweise deutlich festeren Währungen, die die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen belastet und herausfordert. Beide Trends dürften dazu führen, dass immer mehr Unternehmen aus den Emerging Markets in anderen Wachstumsregionen investieren und expandieren, um günstigere Produktionskosten, neue Absatzmärkte und einen teilweise leichteren Zugang zu wichtigen Rohstoffen zu nutzen. Längerfristig wird diese Verflechtung der Wachstumsregionen die Weltwirtschaft robuster gegen Abschwächungen in Teilregionen machen.
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung.
|