Markus Zschaber, V.M.Z. Vermögensverwaltung
Resultierend aus den Ereignissen des gegenwärtigen Zeitzyklus, steht für mich aus volkswirtschaftlicher Betrachtungsweise fest, dass dem ökonomischen System, wie wir es alle kennen, ein Wandel bevorsteht, der vor einigen Jahren nicht einmal in Ansätzen vorstellbar gewesen wäre. Fügt man diese besagten Ereignisse, ob ökonomischer, wirtschaftspolitischer, marktzyklischer oder geldpolitischer Charakteristika zusammen und betrachtet die Funktionalität zueinander, wird dieser besagte Wandlungsprozess die nachhaltige Konsequenz sein. Die Finanzkrise, welche derzeit immer noch Unruhe an den Märkten verbreitet, führte unweigerlich zu einer Veröffentlichung der Risikoüberschätzung und der quantitativen Schuldenmultiplikation des westlichen Bankenapparates. Blickt man aber aktuell wieder auf die medialen Aussagen verschiedenster Marktteilnehmer, so kann ein hoher Grad an ökonomischer Ignoranz erkannt werden, was auch die Märkte und vor allem die Aktienmärkte in den letzten Wochen widerspiegeln. Einige in den Vereinigten Staaten in England und auch in Deutschland glauben, eine Rückkehr zur Normalität ist das wahrscheinlichste Muster unseres kapitalisierten Zyklus.
Dies entspricht aber nicht meiner Überzeugung, die Wirtschaftskrise, welche unser globales System derzeit durchlebt wird unweigerlich zu Veränderungen führen, die nicht unbedingt besser aber auch nicht schlechter sein werden als die gesamtwirtschaftliche Situation in den vergangenen Jahrzehnten. Fakt ist, die Krise wird die Finanzinstitute zwingen die Verschuldung abzubauen und das unbegrenzte Hebeln von Risiken wird nachhaltig nicht mehr zu den alltäglichen Liquiditätsprozessen gehören. Das Geißeln der Wall Street durch den amerikanischen Staat wurde durch den vorherigen Finanzminister Henry Paulson noch gerade rechtzeitig umgesetzt, bevor die Marktkräfte wohl noch wesentlich stärkere Bereinigungseffekte mit sich gebracht hätten. Die Bedrohung hierbei ist, dass durch die exorbitanten Mengen an Kapital, welches durch die US- Notenbank sowie seitens der US - Regierung zur Verfügung gestellt wurde, und den höchstwahrscheinlich noch anwachsenden Bedarf an Konjunktur- und Stimuluspaketen, der US - Dollar und mit ihm die US - Staatsanleihe merklichen Belastungseffekten ausgesetzt sein werden. Dies wiederum wird zwangsläufig zu einem Umdenken der Kapitalgeber führen, welche zu großen Anteilen aus dem Ausland stammen, und eventuell zu einer zumindest abflachenden Nachfragedynamik nach US - Staatspapieren führen. Ich bin davon überzeugt, dass eine langfristige Verschuldung der USA nicht mehr automatisch durch den Rest der Welt hingenommen wird.
Schlussendlich bedeutet dies, dass die USA zwei Möglichkeiten hat, diesen Effekten zu begegnen. Entweder sie liefern sich ein wirtschaftpolitisches Kräftemessen mit ihren Investoren oder sie erhöhen die Aktivitäten ihrer Geldschöpfung mittels der Notenbank. Fest steht, dass die Notenbank - Federal Reserve nicht in Ansätzen eine Verringerung der Geldmenge in Betracht zieht, so dass man vielerorts bereits offen über eine inflationistische Entwicklung der Preiskultur in den USA nachdenkt. Die Investoren bzw. die Kreditgeber für die US - Staatsverschuldung sitzen wie bereits erwähnt größtenteils im Ausland. Laut Angaben verschiedener Statistiken besitzen ausländische Investoren über 50% aller US - Staatsanleihen, wobei vor allem China zu den größten Gläubigern der USA gehört.
Wie immer, bestehen auch diesbezüglich zwei Perspektiven: Zum einen besteht hierdurch eine große Abhängigkeit des Auslands zu den USA, da die Gläubiger ihr Kapital nicht verloren gehen lassen möchten. Auf der anderen Seite besteht eine gewisse Einschränkung in der Entscheidungspolitik der USA, da die Gläubiger (ausländische Zentralbanken und Staatsfonds) mit hoher Wahrscheinlichkeit ein nicht zu unterschätzendes Mitspracherecht fordern und noch fordern werden. Nachhaltig wird sich mit Sicherheit die Nachfrage nach US - Staatsanleihen reduzieren, was auch schon von China, Südkorea, Russland, Indien und den nahen Osten angekündigt wurde. Dies wird die USA zu entsprechenden Refinanzierungsschwierigkeiten führen. Der US - Dollar wird höheren Belastungen ausgesetzt sein als bisher angenommen, so dass hier nach meinen Bewertungsmaßstäben langfristig keine Potenziale vorhanden sein werden.
Nicht ohne Grund fordern China und Russland bereits heute eine Alternative zum US - Dollar als globale Leitwährung. Der Verschuldungsmechanismus der USA wird nicht mehr uneingeschränkt durch die anderen Nationen unterstützt werden. Langfristig werden liberalisiertere Währungsmärkte die Folge sein und die stringente Koppelung zum US - Dollar wird langsam aber beständig abnehmen. Das wiederum wird neue Chancen in vielen anderen Märkten und Marktsegmenten mit sich bringen, da die zukünftig vorhandene Liquidität nicht mehr übergewichtet an die USA gebunden sein wird, sondern vermehrt auch andere Investitionsräume finden kann. Das Entwicklungspotenzial neuer Konsummärkte bzw. neuer Absatzmärkte kann nur nachhaltig durch den Abbau der ökonomischen Ungleichgewichte zwischen dem Schuldner USA und den Gläubigern aus der ganzen Welt bestmöglich gesteigert werden.
Diese Überzeugung teilen, nahezu alle führenden Wirtschaftsinstitute der Welt sowie die meisten Regierungen im westeuropäischen und pazifischen Raum. Verstehen sie meine Aussagen bitte nicht falsch, aber man kann nicht davon ausgehen, dass die USA langfristig weiterhin der interessanteste Markt sein wird. Die Verteilungsmechanismen, welche die Globalisierung mit sich brachte und bringen wird, werden hierfür Sorge tragen. Der Welthandel wird sich auch diesbezüglich durchsetzen, die Absatzmärkte umstrukturieren und die Alleinherrschaft der USA stark eingrenzen. Wie gesagt, das System wird sich wandeln und die diversen Zyklen, welche die Marktwirtschaft bis zur Vollendung eines bereinigten Verteilungsmechanismus durchleben wird, bergen unzählige Chancen und Möglichkeiten durch konsequente und aktive Lokalisierungsprozesse. Nur die Wall Street wird sich nicht von diesen rein rational bewerteten marktwirtschaftlichen Prinzipien belehren lassen, da der Machtverlust wohl nur schmerzhaft zu verkraften ist.
Dieser besagte Wandel wird sich sicherlich nicht von heute auf morgen durchsetzen, aber in den kommenden Jahren wird sukzessive eintreten was unweigerlich eintreten muss - das Ende des Verschuldungsprozesses.
Ihr Markus Zschaber
Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Nach seinem BWL-Studium ließ er sich in den USA bei der Chase Manhattan Bank zum Fondsmanager ausbilden und kehrte danach wieder zurück in seine Wahlstadt Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt als "Bester Fondsverwalter 2008"durch den "Handelsblatt-Elite-Report", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Zwei seiner Fachbücher konnten Leser bereits in den Bestseller-Listen finden, zuletzt das Buch "Der Börse voraus" als Gemeinschaftsproduktion mit dem Nachrichtensender n-tv.
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