Freitag, 8. Mai 2009 - 14:47
Markus Zschaber
Kampf gegen die Rezession
Von Markus Zschaber, V.M.Z. Vermögensverwaltung
Markus Zschaber, V.M.Z. Vermögensverwaltung

Der aktuelle „Kampf gegen die Wirtschaftskrise geht in die nächste Runde: Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins auf ein Prozent gesenkt. Das ist der tiefste Stand in der Geschichte der Notenbank. Somit wurde der wichtigste Zinssatz in Bezug auf die Versorgung der Kreditwirtschaft durch Zentralbankgeld um weitere 0,25 Prozentpunkte reduziert. Insgesamt verringerte sich in einer noch nie zuvor gesehenen Reduktionsdynamik das Zinsniveau für die Eurozone von 4,25 Prozent seit Oktober 2008 in sieben Zinsschritten um 3,25 Prozentpunkte. Diese Vorgehensweise wird, soweit es die Transformationsmechanismen der Realwirtschaft zulassen, für ein gewisses Expansionspotenzial sorgen, da sich u. a. die Geschäftsbanken noch günstiger mit Kapital versorgen können und sich in Folge dessen auch die Kreditkonditionen für den Verbraucher sowie für die Unternehmen reduzieren sollten. Das ist die Theorie, doch die aktuelle Krise zeigt einmal mehr, dass alte Weisheiten nicht mehr vollständig als so einfach und korrekt einzustufen sind.

Aufgrund der immer noch geringfügigen Kapitalisierung der Banken werden diese wohl in Bezug auf die Kreditvergabe weiterhin eher zurückhaltend agieren. Hintergrund hierfür ist, dass sich die Banken einfach keine weiteren Abschreibungen mehr leisten können, so dass bei nicht absolut hervorragender Bonität eines Unternehmens oder Haushalts eher auf das Kreditgeschäft verzichtet wird. Die Wirtschaftskrise wird die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen überdurchschnittlich anschwellen lassen. Daraus abgeleitet kann bereits heute festgestellt werden, dass sich das aggregierte Kreditangebot der Banken merklich zurück entwickeln wird. Dies ist der Unterschied zu anderen Rezessionen, in denen der Finanzsektor nur partiell von einem zyklischen Abschwung tangiert wird und auch der Grund für die Tiefe des rezessiven Musters, in dem sich die industrialisierten Volkswirtschaften seit nunmehr 12 Monaten befinden. Der Transformationsmechanismus, welcher den Geldtransfer von den Notenbanken über die Geschäftsbanken in die Realwirtschaft steuert bzw. stimuliert, ist in seiner eigentlichen Prozessfunktionalität nach meinen Erkenntnissen immer noch gestört. Aus diesem Grund musste nach der US - Notenbank und der Bank of England jetzt auch die EZB zu außergewöhnlichen geldpolitischen Taten übergehen, um den Kreditfluss zusätzlich zu stabilisieren.

Der Notenbank-Chef Jean-Claude Trichet verkündete auf der jüngsten EZB - Sitzung den längst überfälligen Ankauf von auf Euro lautenden Covered Bonds (Pfandbriefen). Nähere Details zu den Ankaufsmodalitäten werden nach Angaben des Notenbankpräsidenten auf der kommenden EZB - Ratssitzung im Juni bekannt gegeben werden. Das Ankaufsvolumen wird nach meinen Recherchen um die 60 Milliarden Euro betragen. Außerdem verlängert die Zentralbank die Laufzeiten ihrer Refinanzierungsoperationen mit den Geschäftsbanken auf zwölf Monate, was einer Verdopplung der bisherigen Refinanzierungsperiode bedeutet. Bezüglich der angesprochenen Problematik in den Transformationsmechanismen wurde seitens des EZB - Rats der Entschluss gefasst, dass die Europäische Investitionsbank in ca. zwei Monaten den Zugang zu Zentralbankliquidität erhält und somit die Geschäftsbanken in Punkto Kreditvergabe an Unternehmen bzw. an Haushalte unterstützt. Darüber hinaus wird die europäische Notenbank, wie zuvor auch ihre Pendants aus Übersee, direkt als Käufer für Unternehmensanleihen auftreten und somit den Unternehmen direkten Zugang zur Notenbankliquidität verschaffen. Den Spitzenrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken über Nacht Geld bei der Zentralbank borgen können, wurde seitens der EZB um einen halben Prozentpunkt auf 1,75 Prozent gesenkt. Den Satz für die Übernachteinlage von Geld bei der EZB wurde unverändert bei 0,25 Prozent beibehalten. Aus diesen Maßnahmen kann meine zuvor getroffene Einschätzung nur bestätigt werden, dass die aktuellen Kreditaktivitäten der Geschäftsbanken alles andere als einen funktionierenden Mechanismus darstellen, im Gegenteil, sogar merklich ins Stocken geraten sind.

Nicht die letzte Zinssenkung

Als interessant erachte ich ebenfalls die Tatsache, dass Herr Trichet, zu einem eventuellen Tiefstpunkt des Leitzinsniveaus keine Hinweise gegeben bzw. Aussagen getroffen hat, so dass aus meinen Erfahrungswerten mit der geldpolitischen Führung der Europäischen Zentralbank eine weitere Zinssenkung als nicht unwahrscheinlich einzustufen ist. Was bedeutet das für die Privatanleger?

Die Zinsen vor allem für Tagesgeld und Festgeld sind in den vergangenen Wochen bereits deutlicher gesunken, als die für Raten- oder Hypothekenkredite. Daraus resultiert, dass auch nach dem erneuten Zinsschritt, sowie der Annahme, dass die Leitzinsen sogar zum Ende des Jahres noch tiefer stehen könnten, auch auf dem Tagegeld bzw. Festgeld die Zinssätze auf noch nie da gewesene niedrige Niveaus fallen werden. Nach meiner Auffassung spiegelt dies den eigentlichen Charakter der Finanzkrise sehr gut wieder, da die Anlagezinsen in den letzten Monaten nahezu zeitgleich mit den Leitzinsen nach unten angepasst wurden, sich die Darlehenszinsen aber nur marginal reduzieren, was zu einem ansteigenden Gewinnpotenzial der Banken führt.

Fakt ist, Privatanleger und institutionelle Investoren, die Tagesgeld- und Festgeldzinsen bei 6 bzw. 12 monatiger Laufzeit von unter 1 Prozent nicht akzeptieren wollen, werden vermehrt nach Alternativen Ausschau halten, die ähnliche Investitionsstrukturen bieten aber eine deutlich attraktivere Rendite erzielen können.

Ihr Markus Zschaber
Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Nach seinem BWL-Studium ließ er sich in den USA bei der Chase Manhattan Bank zum Fondsmanager ausbilden und kehrte danach wieder zurück in seine Wahlstadt Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt als "Bester Fondsverwalter 2008"durch den "Handelsblatt-Elite-Report", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Zwei seiner Fachbücher konnten Leser bereits in den Bestseller-Listen finden, zuletzt das Buch "Der Börse voraus" als Gemeinschaftsproduktion mit dem Nachrichtensender n-tv.

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