Freitag, 20. März 2009 - 14:26
Markus Zschaber
Notenbanken - Die wahren Helden der Krise?
Von Markus Zschaber, V.M.Z. Vermögensverwaltung
Markus Zschaber, V.M.Z. Vermögensverwaltung

Seit letzter Woche sollte jedem Marktteilnehmer klar sein, dass rund um den Globus diverse Notenbanken, an vorderster Stelle die US–Notenbank Federal Reserve, die Geldpresse anwerfen, um der schwersten Krise seit über acht Jahrzehnten entgegenzuwirken. Daraus kann nach meiner Auffassung abgeleitet werden, dass die Systematik der kapitalistischen Weltwirtschaft in eine neue Phase übergeht. Meine Überzeugung ist, dass de facto die Notenbanken aus den USA, Großbritannien, Schweiz und Japan ihre Bilanzen verlängern werden, um die Kapital- und Kreditmärkte zu stützen - und das in einem noch nicht öffentlich bekannten Ausmaß.
 
Die konventionellen geldpolitischen Maßnahmen wie z.B. die Senkung der Leitzinsen oder der Refinanzierungssätze gelten wohl in einigen Regionen und Volkswirtschaften als nicht ausreichend bzw. als bereits ausgeschöpft. In den besagten Nationen, den USA, Großbritannien, der Schweiz und Japan, hat das Leitzinsniveau bereits absolute Rekordtiefstände erreicht, so dass weitere monetäre Stimulationen durch diesen geldpolitischen Kanal nicht mehr möglich sind und die Notenbänker neue Lösungsansätze einschlagen müssen, um durch geldpolitische Impulse die Märkte zu stützen. Einer dieser Lösungsansätze wird neudeutsch als „quantitative Lockerung“ bezeichnet, was bedeutet, dass die Notenbanken am Markt als Käufer von z.B. Unternehmensanleihen, Staatsanleihen, Hypothekaranleihen, etc. auftreten und somit künstlich die Geldmenge ausweiten, was wiederum zur Folge haben soll, deflationäre Effekte möglichst zu stoppen oder sogar zu verhindern.
 
Nach meinen ökonomischen Erkenntnissen sind solche Maßnahmen in schweren Systemkrisen unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte berechtigt und auch notwendig. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass solche Interventionen schwerwiegende Eingriffe in die freie Marktwirtschaft bedeuten, da die Notenbanken durch dieses künstliche Kaufverhalten die Preismechanismen der Märkte beeinflussen. Diese Vorgehensweise führt zu hohen Ineffizienzen an den Kapital- und Kreditmärkten und sollte somit nur als absolute Ausnahme umgesetzt werden. Außerdem beurteile ich diese Maßnahmen als nachhaltig nicht unkritisch, da sich die Geldmenge einer Volkswirtschaft dadurch stark ausweitet und die mittel- bis langfristig inflationistische Entwicklung signifikant erhöhen könnte.
 
Die Bank of England
 
Im September des letzten Jahres hat die Bank of England begonnen, den Leitzins in einem noch nie zuvor gesehenen kurzen Zyklus von 5,5 Prozent auf 0,5 Prozent zu senken. Der Notenbank-Gouverneur Mervyn King gilt nach meinen Erfahrungen, gerade in Bezug auf monetäre Interventionsmaßnahmen, als rigoros. Nach dem er seitens der britischen Regierung die Erlaubnis bekommen hat, Staatsanleihen in Höhe von 150 Mrd. Pfund anzukaufen, trat er vor die Presse und signalisierte Kampfesgeist und Zuversicht. Wie bereits dargestellt bewerte ich als Ökonom die Vorgehensweise der quantitativen Lockerung als eher kritisch, so dass der neu entfachte Enthusiasmus der Bank of England mir langfristig zu denken gibt. Ich bin der Auffassung, dass sich Herr King erhofft, dadurch eine mögliche nachhaltige Deflation zu bekämpfen sowie durch den Ankauf der Staatsanleihen die Zinsen künstlich zu senken, um somit die Refinanzierungen attraktiver zu gestalten. Auf der anderen Seite wird nach meiner ökonomischen Überzeugung durch diese Maßnahme versucht, die Geldmenge auszuweiten, so dass Unternehmen und die privaten Konsumenten angeregt werden zu investieren und die Banken in der Konsequenz der stimulierten Nachfrage das notwendige Angebot bereitstellen. Ob diese Vorgehensweise nachhaltig erfolgsversprechend sein wird, wage ich zu bezweifeln, da das Vertrauen der Schlüssel zum Erfolg sein wird und dieses weiterhin, gerade in der Bankenlandschaft in Großbritannien, als gestört eingestuft werden kann.
 
Die US - Notenbank
 
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) hat zuletzt verkündet, die Kreditmärkte mit über 1 Billion Dollar zu schwemmen und greift damit immer tiefer in die geldpolitische „Trickkiste“, um die Rezession in den USA in den Griff zu bekommen. Alleine den beiden komplett verstaatlichten Immobilienfinanzierern Freddie Mac und Fannie Mae sollen Anleihen in Wert von über 200 Mrd. US – Dollar abgekauft werden, um deren Bilanzen zusätzlich zu bereinigen. Darüber hinaus wird die Federal Reserve in den kommenden sechs Monaten Staatsanleihen verschiedener Laufzeiten in Höhe von ca. 300 Mrd. US – Dollar an den Kapitalmärkten ankaufen und bereits laufende Programme zum Aufkauf forderungsbesicherter Anleihen sollen um über 750 Mrd. US - Dollar ausgeweitet werden.
 
Nach meiner Einschätzung belegt diese Vorgehensweise zwei Thesen: 1. Die Notenbank ist bereit alle nur erdenklichen Vorkehrungen zu treffen, um die Krise zu bekämpfen und 2. Die Rezession ist so schwerwiegend, dass diese Vorkehrungen auch unbedingt gebraucht werden, um die Kreditklemme und Immobilienmarktkrise in den Griff zu bekommen. Nach meinen Berechnungen werden diese Maßnahmen die Bilanz der Federal Reserve in noch nie zuvor gesehene Summen aufblähen. Ben Bernanke versuchte in den vergangenen Wochen und Monaten die bereits im Winter 2008 überproportional angestiegene Bilanzsumme von 2.300 Mrd. US – Dollar sukzessive zu reduzieren, was ihm auch zumindest partiell ganz gut gelang. Im Februar 2009 wies die US – Notenbank eine Bilanzsumme von 1.900 Mrd. US – Dollar aus. Die jüngst angekündigten Maßnahmen werden aber dafür sorgen, dass die Bilanzsumme über 3.000 Mrd. US – Dollar anwachsen wird. Das geldpolitische Gerüst in den USA wird damit auf eine ganz besonders schwierige Probe gestellt, da die Maßnahmen wie die Flutung der Geldmärkte, ähnlich wie in Großbritannien, mittelfristig nicht zu unterschätzende Teuerungsrisiken bergen.
 
Ich erachte es als sehr unwahrscheinlich, dass die Notenbanken wirklich nachhaltig die wahren Helden dieser weltweiten Finanzmarktkrise sein werden. Die wirtschaftspolitische Historie hat bewiesen, dass die vollkommene freie Marktwirtschaft zwar zu schweren Krisen führen kann, nachhaltige staatliche Eingriffe, Protektionismus und schwerwiegende geldpolitische Interventionen jedoch in der Regel in Armut enden. Sollte es den Notenbanken allerdings gelingen, ihre Bilanzen im kommenden Aufschwung möglichst marktunschädlich zu bereinigen, könnte der volkswirtschaftliche Preis, den wir alle mittel- bis langfristig durch inflationistische Spannungen bezahlen werden, begrenzt bleiben.
Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Nach seinem BWL-Studium ließ er sich in den USA bei der Chase Manhattan Bank zum Fondsmanager ausbilden und kehrte danach wieder zurück in seine Wahlstadt Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt als "Bester Fondsverwalter 2008"durch den "Handelsblatt-Elite-Report", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Zwei seiner Fachbücher konnten Leser bereits in den Bestseller-Listen finden, zuletzt das Buch "Der Börse voraus" als Gemeinschaftsproduktion mit dem Nachrichtensender n-tv.

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