Einschätzung der Experten der Raiffeisen Capital Management
Das Geschehen auf den Kapitalmärkten wurde im September von der Verschärfung der Bankenkrise geprägt. Mitte des Monats musste die US Investmentbank Lehman Brothers Gläubigerschutz beantragen; das Brokerhaus Merrill Lynch entging diesem Schicksal wahrscheinlich nur mittels einer Übernahme durch die Bank of America. Der Finanzriese AIG musste mit einem 85 Milliarden Dollar Kredit der Notenbank gerettet werden und zum Ende des Monats erfolgte mit der Pleite von Washington Mutual der größte Bankenkonkurs der US-Geschichte. Als Folge dessen ist die Unsicherheit im Bankensektor enorm gewachsen, wie der sprunghafte Anstieg der Interbanken-Geldmarktsätze illustriert.
In diesem Umfeld wurden alle anderen Fundamentaldaten eher in den Hintergrund gedrängt. Diese bestätigen allerdings das negative Konjunkturbild, das sich in den letzten Monaten für die größten Wirtschaften der Welt bereits zunehmend abgezeichnet hat. Der Häusermarkt in den USA bleibt schwach und das Konsumentenvertrauen bewegt sich auf seit Jahrzehnten nicht mehr gesehenen Tiefstständen. Eine Trendwende ist derzeit nicht abzusehen. Die Wachstumsaussichten für die Eurozone, dem wichtigster Exportmarkt für die Länder Zentral- und Osteuropas, sind stark rückläufig. Der deutsche IFO-Index ist mittlerweile auf Niveaus, die auf eine Rezession deuten.
Während die europäischen Vorlaufindikatoren weitere markante Verschlechterungen ankündigen, bewegen sich die Inflationserwartungen weiterhin auf einem hohen, wenn auch rückläufigen Niveau. Diese Konstellation stellt eine große Herausforderung für die EZB dar. Einerseits hat für sie eine stabile Preisentwicklung unverändert absolute Priorität, auf der anderen Seite kann sie die konjunkturelle Entwicklung nicht völlig außer Acht lassen.
Angesichts der in den letzten Monaten nachlassenden Inflationsdynamik rechnet die Mehrheit der Marktteilnehmer zunehmend mit Zinssenkungen der EZB. RCM erwartet diese ebenfalls allerdings sehr wahrscheinlich nicht mehr im laufenden Jahr.
Der Markt für europäische Staatsanleihen war im September aufgrund der eskalierenden Bankenkrise durch eine sehr hohe Volatilität geprägt. Im Monatsvergleich sind die Renditen der Staatsanleihen leicht angestiegen, was die Hoffnungen auf positive Auswirkungen des zuletzt in den USA diskutierten Rettungspakets widerspiegeln dürfte.
In der osteuropäischen Region hat sich die Inflationsdynamik gegenüber dem Jahresbeginn mittlerweile abgeschwächt. Die Vorlaufindikatoren in den größten CEE-Ländern deuten auch für die osteuropäische Region zunehmend auf eine Konjunkturverschlechterung hin. Der Ausblick für die weitere Zinspolitik der Zentralbanken der Region ist daher deutlich weniger restriktiv als noch in der ersten Jahreshälfte. Vor diesem Hintergrund stellen sich die Investoren auf sinkende Zinsniveaus ein. Dieser Umstand, gepaart mit der Unsicherheit der Investoren aufgrund der Finanzkrise, hat im September für eine Korrektur bei den meisten CEE-Währungen gesorgt.
Informationen zu den einzelnen Ländern finden Sie im aktuellen CEE-Report Siehe Link!
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