Eine große Ungewissheit prägt weiter die Märkte.
Helmut Knestel, Dachfondsmanager der GECAM AG
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Von Helmut Knestel, Dachfondsmanager der unabhängigen Vermögensverwaltung GECAM AG
Unsere Empfehlung in den letzten Marktperspektiven, eine erhöhte Cashposition über die Hurrican-Saison zu halten, hat sich (leider) bewährt. Die Pleitewelle erreichte in den vergangenen Tagen mit dem Zusammenbruch der in der Welt-Championsleague spielenden Investmentbanken Lehman Brothers und Merrill Lynch, dem Versicherungskonzern AIG, der britischen HBOS und nun auch der größten US-Sparkasse Washington Mutual ihren bisher traurigsten Höhepunkt. In der Bundesliga hat es jetzt auch den ersten Dax-Konzern Hypo Real Estate getroffen, welcher infolge von Zinswetten der Tochter Depfa nun ebenfalls auf finanzielle Hilfe in Milliardenhöhe angewiesen ist.
Die in der Folge massiven Kursverluste der deutschen Banken (Commerzbank-Aktie verlor am 29.09. zeitweise 20 Prozent) verdeutlichen die nach wie vor extrem hohe Nervosität der Investoren. Dies alles geschieht in Zeiten, in denen schon bloße Gerüchte dazu führen können, dass Kunden ihre Einlagen von den Banken abziehen. Jüngstes Beispiel: Bank of East Asia (Hongkong), wegen angeblicher Verstrickungen mit Lehman Brothers. Panik entsteht in Zeiten wie diesen sehr schnell und so flüchten viele Anleger in Gold, dessen Preis sich am 17./18. September zeitweise um rekordverdächtige 150 USD auf über 900 USD/Unze verteuerte. Der Dollar ging nach dem zwischenzeitlichen Anstieg bis 1,38 pro EUR fast im freien Fall von 1,41 auf 1,47 EUR zurück, nachdem die US-Regierung am 19. September das 700-Mrd.-USD-Rettungspaket ankündigte. Aktuell festigt er sich wieder im Bereich von 1,43.
Zerreißprobe für Gewerbeimmobilien Immobilienfonds prüfen
Fraglich ist nun, wie die erste Blankoscheck-Tranche über 250 Mrd. Dollar von Finanzminister Paulson (Ex-Chef der Investmentbank Goldman Sachs!) verwendet wird, wie dieses Paket finanziert werden soll und vor allem ob es (noch) greift. Greift dieses Paket nicht, so folgt auf den Kollaps bei den US-Eigenheimen der bei den Gewerbeimmobilien. Jan Hatzius, Chefvolkswirt bei Goldman Sachs, sieht genau dieses Problem:
es würde mich sehr wundern, wenn nicht demnächst der Markt für Büro- und Geschäftsimmobilien einbricht
. Hatzius, der bereits im vergangenen Dezember vor Subprime-Abschreibungen in der Größenordnung von 2000 Mrd. Dollar warnte, braucht für diese Aussage angesichts der aktuellen Bereinigung im Bankgewerbe keine hellseherischen Fähigkeiten zu haben. Die aktuell noch glatte Wertentwicklung der Immobilienfonds, welche in aller Regel größtenteils in Gewerbeimmobilien investiert sind, scheint für die aktuelle Marktphase nicht mehr ganz realistisch zu sein um es vorsichtig zu formulieren. Eine genaue Überprüfung der Immobilien-Struktur im Fonds scheint jedenfalls dringend geboten. Gerade Fonds mit Schwerpunktinvestments in den Regionen USA, England, Spanien, Irland und Osteuropa sowie der Finanzbranche könnten zu Wertberichtigungen gezwungen sein.
Ungewissheit prägt Aktienmärkte
Das 700-Mrd-Paket ist daher obwohl wahrscheinlich noch zu niedrig äußerst dringend. Bereits 1987 pumpte die USA in der damaligen Sparkassenkrise 400 Mrd. US-Dollar in den Markt was inflations- und währungsbereinigt mehr Euro waren als beim jetzigen Paket. Am Aktienmarkt hat dieses angekündigte Paket (bisher noch) Schlimmeres verhindern können. Anders sind die aktuellen Krisen-Stände des Dow Jones bei ca. 11.000 oder des DAX bei ca. 6000 Punkten kaum zu erklären. Freilich, das KGV liegt z.B. im DAX nur noch bei rund 10 für 2009. In Zeiten schwachen Konsums, wegbrechender Aufträge, ausfallender Forderungen, steigender Überkapazitäten, hoher Lohnkosten, extrem stark schwankender Rohstoff- und Energiepreise sind diese Gewinne für das nächste Jahr aber extrem schwierig zu prognostizieren und daher eigentlich höhere Risikoabschläge nötig. Was aber sind die Alternativen: Immofonds, Zertifikate, Dollaranleihen oder Bankenschuldverschreibungen?
Risiken und Sachwerte ganz bewusst kaufen
Investoren mit Anlagenotstand, allen voran mit hohen Dollar-Cashpositionen wie z.B. Staatsfonds, Ölländer oder auch ein Warren Buffet kommen langfristig nicht um Aktien herum. Buffet erwarb in der vergangenen Woche ein 5 Mrd. USD-Vorzugsaktienpaket an Goldman Sachs mit Option auf weitere 5 Mrd. Stammaktien getreu seinem Motto: Ich sehe mich nicht als Teil eines Bullenmarkts, sondern als Teilhaber an wunderbaren Firmen. Mit dieser Strategie nimmt Buffet zwar erhebliche Wertschwankungen in Kauf weiß aber dafür, was er hat. Ganz im Gegensatz zu vielen Privatinvestoren, die sich mit Garantiezertifikaten von Lehman und Co. in scheinbarer Sicherheit wähn(t)en. Besser ist es daher, entweder tatsächliche Sicherheit zu kaufen z.B. deutsche Staatsanleihen oder aber: ganz bewusst und wohl dosiert Risiken einzugehen z.B. über Aktien oder Aktienfonds. Diese werden auch bei einer Insolvenz der Hausbank ausgesondert und besitzen damit eine Art Sachwert-Charakter.
Zertifikate meiden...
GECAM hat erstmals in seiner Dachfondsgeschichte die Immobilienfondsquote durch Staatsanleihen ersetzt und die Aktienquote massiv bis auf einige Basisinvestments (darunter z.B. Goldminenfonds) reduziert. Zertifikate oder Zertifikatefonds gehörten ganz bewusst nie zu den Zielanlagen innerhalb der GECAM-Dachfonds. Aufgrund der schwer kalkulierbaren Bonitätsrisiken sollten Anleger diese auch bis auf Weiteres meiden.
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