Freitag, 30. Mai 2008 - 17:18
Russlands Stahlkonzerne
Auf der Überholspur
Die russische Stahlindustrie dürfte ihr Schattendasein beenden.

Gregor Holek, Fondsmanager bei Raiffeisen Capital Management

Von Gregor Holek, Fondsmanager bei Raiffeisen Capital Management
 
Nachdem der Wunschkandidat Wladimir Putins die Präsidentenwahl in Russland erwartungsgemäß klar gewann, wird vielerorts spekuliert, in welcher Weise das neue Tandem Medvedev-Putin künftig die Geschicke des wieder erstarkenden Riesenreiches lenken wird. Unabhängig von der konkreten Gestalt der künftigen Außen-, Wirtschafts- und Innenpolitik scheint allerdings eines relativ sicher zu sein: die russische Stahlindustrie, die noch vor wenigen Jahren eher ein Schattendasein fristete, dürfte auf Jahre hinaus einer der Hauptprofiteure sowohl des globalen als auch des russischen Wirtschaftsaufschwungs sein. Aus einem seit Jahresanfang weithin von kräftigen Kursverlusten geprägten Börsenumfeld stechen die führenden Stahlwerte Russlands mit Kursgewinnen zwischen 10 und 45% hervor. Trotz dieser Kursanstiege und einer bereits enorm starken Kursperformance in den vergangenen Jahren sollte längerfristig weiteres Steigerungspotential vorhanden sein.
 
Vorteile für russische Stahlunternehmen
 
Erstens profitieren sie immer stärker von ihrem integrierten Geschäftsmodell, d.h. dem direkten Zugang zu den benötigten Rohstoffen. Die meisten internationalen Konkurrenten müssen ihre Stahlpreise kräftig erhöhen, nur um die stark gestiegenen Kosten für Kokskohle und Eisenerz weiterzugeben und die Gewinnmargen stabil zu halten. Seit Januar sind die Stahlpreise weltweit zwischen 35 und 50% gestiegen, getrieben von einer robusten Nachfrage aus den Entwicklungs- und Schwellenländern und gleichzeitig rückläufigen chinesischen Exporten. Dem stehen andererseits enorme Preisanstiege bei Rohstoffen im gleichen Zeitraum gegenüber – beispielsweise rund 70% bei Eisenerz und rund 200% für Steinkohlenkoks.
 
Die russischen Stahlkonzerne sind in der vorteilhaften Position, selbst weitgehend im Besitz von Kohle und Erz zu sein. Sie können damit einen Großteil der Preiserhöhungen direkt als zusätzlichen Ertrag verbuchen. Ihre Gewinnmargen zählen bereits jetzt zu den höchsten weltweit. Die hohe Profitabilität ermöglicht im Gegenzug neue Investitionen, um Qualität und Effizienz weiter zu steigern und die Produktpalette auszubauen. Belastend wirken hingegen Infrastrukturengpässe und die teilweise enorm langen Transportwege.
 
Zweitens ist eine anhaltend hohe weltweite Nachfrage nach Stahlprodukten zu erwarten. Massiver Infrastrukturausbau in weiten Regionen der Welt, der Aufbau bzw. die Modernisierung der Energienetze, globale Investitionen in jahrelang vernachlässigte Förder- und Verarbeitungskapazitäten für Öl, Gas und andere Rohstoffe sind nur einige der Faktoren, die für einen anhaltend hohen Bedarf sprechen.
 
Drittens steigt der Stahlverbrauch in Russland selbst rasant an. Nahezu voll ausgelastete Kapazitäten erlauben es, zum Teil sogar höhere Preise durchzusetzen, als im Export zu erzielen wären. Diese Inlandsnachfrage wird weiter steigen und die derzeit noch recht hohe Exportabhängigkeit der russischen Stahlindustrie deutlich vermindern. Mehrere langfristige Trends treiben dieses Wachstum. Zu nennen sind hier vor allem ein massiver und sehr stahlintensiver Infrastrukturausbau (zusätzlicher beflügelt durch die Olympischen Winterspiele 2014), die zunehmende Ansiedlung von ausländischen Automobilherstellern sowie die Neuausrüstung der lange vernachlässigten russischen Streitkräfte, einschließlich der Wiederbelebung von Flugzeug- und Schiffbau. So plant Russland unter anderem, bis zum Jahr 2030 allein in das Eisenbahnnetz rund 500 Mrd. Dollar zu investieren. Für einige Unternehmen, wie beispielsweise den Stahlgiganten Evraz, sind das geradezu ideale Bedingungen. Dank eines hohen Selbstversorgungsgrades mit Rohstoffen und einer Monopolstellung in der Schienenproduktion kann der zweitgrößte russische Stahlproduzent überaus optimistisch in die Zukunft blicken.
 
Risiken russischer Stahlhersteller
 
Risiken für die Gewinnmargen russischer Stahlhersteller könnten u. a. aus einer Aufwertung des Rubels, globaler Wachstumsverlangsamung, rasanten Lohnsteigerungen, höheren Energiekosten oder politischer Einflussnahme erwachsen. Als problematisch könnte sich auch die zwar abnehmende, aber noch sehr hohe Exportabhängigkeit erweisen, sollte das globale Wachstum wider Erwarten stark einbrechen oder massive Wechselkursverwerfungen auftreten. Insgesamt jedoch dürfte für die russische Stahlbranche ein anhaltend hohes Umsatz- und Gewinnwachstum für die kommenden Jahre programmiert sein, wobei die am stärksten integrierten Unternehmen das beste Ertragswachstum aufweisen sollten. Dementsprechend besteht auch für die Aktien noch weiteres Potential, auch wenn die Dynamik im Vergleich zu den letzten Jahren nachlassen wird.

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