Alle paar Jahre wieder kommt sie, die Krise. 1990 Bankenkrise in Japan, 1991 Irakkrieg, 1994 Währungskrise in Lateinamerika, 1998 die Zeitschrift Capital schreibt von der schlimmsten Krise seit 1929. Asien und Russland droht die restliche Welt in eine Rezession zu reißen, die Wirtschaften einzelner Länder schrumpften um über zehn Prozent. Kein Politiker und Notenbanker kann den Abwärtssog aufhalten, so einige Originalzitate damals. Zehn Jahre später ist sie wieder da, die schlimmste Krise seit 1929. Die Fakten heute: Banken in den USA haben sich verspekuliert. Die Auswirkungen werden weltweit zu einem schwächeren Wirtschaftswachstum führen. Was Anleger in solchen Zeiten gerne vergessen. Krisen sind immer gute Gelegenheiten für ein langfristiges Aktieninvestment.
Gier macht Aktien teuer
Machen wir angesichts der aktuellen Situation doch mal einen Schritt zurück und betrachten das große Bild: Aktienkurse werden primär von der Gier und der Furcht der Investoren getrieben und sind nur lose mit dem Wirtschaftsverlauf verbunden jedenfalls kurz- bis mittelfristig. Daraus ergibt sich automatisch ein antizyklischer Ansatz. Aktien sind teuer, wenn die Marktteilnehmer gierig sind. Befinden sich die Kurse dagegen, wie im Moment, im freien Fall, trennen sich die zittrigen Hände von den Aktien koste es, was es wolle.
Auch die Medien spielen eine Rolle. Sind die Zeitungen voll mit positiven Unternehmens- und Konjunkturnachrichten, dann steigen die Aktienkurse. Die Erwartungen sind hoch und man will durch Käufe von dieser Entwicklung profitieren. Dabei wird vielfach übersehen, dass diese Erwartungen bereits in den Kursen enthalten sind. Die Börse antizipiert nämlich solche Faktoren schon recht früh. Sollte man nicht Aktien kaufen, wenn die Wirtschaftsgazetten voll mit schlechten Nachrichten und die Erwartungen der Anleger negativ sind?
In schlechten Zeiten kaufen
Bei aller Skepsis: Das derzeitige Umfeld bietet eine hervorragende Gelegenheit, sich günstig mit Aktien einzudecken. Nach einer aktuellen Umfrage von Euro am Sonntag erwarten fast 70 Prozent der Anleger weiter fallende Aktienkurse. Dies ist rekordverdächtig und ein guter Kontraindikator! Die Forschung zeigt, dass Aktienmärkte einen Vorlauf zur Realwirtschaft von etwa 9 bis 12 Monaten haben. Also sollten wir uns weniger für die aktuelle Konjunkturlage interessieren.
Aktien sollte man in schlechten Zeiten kaufen. Das ist zwar nicht immer einfach, doch dürfte die Rendite des Aktiendepots langfristig davon profitieren. In turbulenten Börsenphasen verlieren neben Schrottaktien auch die guten Aktien an Wert. Valueinvestoren können sich da die Hände reiben! Nie kann man substanziell gute Aktien billiger erwerben. Bedenken Sie: Die Dividendenrendite vieler substanzstarker Aktien ist aktuell weit höher als das Renditeniveau zehnjähriger Bundesanleihen. Die zittrigen Hände geben ab, die analytischen Hände dagegen greifen gerne zu.
Fernseher ausschalten!
Für die Altersvorsorge bleibt es elementar wichtig, breit gestreut in reale Werte zu investieren. Langfristig schützt nur das vor Inflation und Überraschungen. Reale Werte sind Immobilien, Rohstoffe und gerade auch Unternehmen. Die Bankenkrise sollte nicht den Blick auf die langfristigen Entwicklungen verstellen. Und die werden vor allem vom globalen Bevölkerungswachstum und der wirtschaftlichen Aufholjagd der Schwellenländer geprägt.
Wichtig sind die Diversifikation und die Konzentration auf solide Investmentstrategien an den Aktien- und Immobilienmärkten. Vermeiden Sie Klumpenrisiken in der Portfolioaufstellung! Kombinieren sie verschiedene Regionenfonds, keine Länder- und Branchenfonds und mischen Sie weitere Anlageklassen wie Immobilien und eine kleine Dosis physische Rohstoffe zum Depot, danach keine Börsennachrichten mehr lesen, den Fernseher ausschalten und Analystenempfehlungen ignorieren. Gerade das, worüber alle reden, ist meist schon zu teuer. Zweitens, bleiben Sie investiert. Die Erholung kommt meist schnell und vor allem dann, wenn die Mehrzahl der selbst ernannten Auguren sie nicht erwartet.
Der Autor Gottfried Urban ist bankunabhängiger Vermögensverwalter und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
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