Der geplante Sovereign Wealth Fund könnte die Unsicherheit verstärken.
Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest
Von Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest
Die feste Tendenz des Real dürfte die Regierung dazu bewegt haben, die Idee des Aufbaus eines sogenannten Sovereign Wealth Funds (SWF) neu zu beleben und für Ende-Juni Anzustreben. Im letzten Jahr wertete der Real um 21,4% gegenüber dem US-Dollar auf und in diesem Jahr kamen noch einmal knapp 4,5% hinzu. Verstärkt wurde der Aufwertungsdruck durch die Anhebung des Länderratings auf Investment Grade durch S&P Anfang Mai. Dies hatte die bereits ohnehin sehr kräftigen Zuflüsse in die Anleihe- und Aktienmärkte nochmals ansteigen lassen.
Quelle: Cominvest
Der sich daraus ergebenden währungsseitigen Belastung der Exportindustrie versucht die Regierung mit Hilfe eines SWFs entgegen zu treten. Der Mittelzufluss des Fonds soll aus Devisenkäufen des Finanzministeriums am Devisenmarkt resultieren, die wiederum in Anleihen und Pfandbriefe der staatlichen Entwicklungsbank investiert werden. Es ist geplant, die hierdurch entstehenden Kreditvergabemöglichkeiten vor allem für brasilianische Unternehmen im Ausland zu nutzen. Das Ziel ist es, die Unternehmen bei der Markterschließung und Expansion zu unterstützen.
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Der jetzige Handlungsrahmen des SWFs birgt jedoch zwei grundsätzliche Probleme. Zum einen entsteht Wechselkursunsicherheit, da zumindest bislang nicht klar ist, wann und wie stark das Finanzministerium voraussichtlich an den Devisenmärkten intervenieren wird. Das mühsam aufgebaute Investorenvertrauen in die Notenbank könnte daher belastet werden.
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Zum anderen bleibt die Notenbank weiter gezwungen, die durch die zusätzlichen Devisenkäufe resultierenden expansiven Geldmengeneffekte zu sterilisieren. Dies kann aufgrund des vergleichsweise hohen inländischen Zinsniveaus teuer werden, da der Verzinsung der geldpolitischen Instrumente der Notenbank vermutlich kaum ein ebenso hoher Ertrag der ausländischen Anlagen gegenübersteht. Darüber hinaus dürfte das aktuell diskutierte Volumen des SWFs von bis zu 20 Mrd. US-Dollar zudem wohl nicht ausreichen, um einem fundamental gut untermauerten Wechselkurstrend länger entgegen wirken zu können.
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Eine andere Frage ist jedoch, ob sich der Aufwertungstrend des Real in den kommenden Monaten tatsächlich ungebrochen fortsetzt. Dagegen spricht nicht nur die in diesem Jahr erstmals wieder negative Leistungsbilanz in Höhe von rund 1,5% des BIP, sondern auch die Möglichkeit, dass es nach der im Emerging Market Kontext sehr starken positiven Aktienmarktentwicklung seit Jahresanfang zu einer Gegenbewegung kommt.
Schließlich dürfte die Abschwächung der globalen Konjunkturdynamik letztendlich auch die Entwicklung der Rohstoffpreise dämpfen, so dass daraus eine Eintrübung des Stimmung am brasilianischen Aktienmarkt folgen kann. Die Sensitivität der Investoren wird durch das mittlerweile recht hohe Bewertungsniveau erhöht. Darüber hinaus können die zu erwartenden Straffungsschritte der Notenbank, die Gegenbewegungen verstärken. Mit anderen Worten, die strukturellen Verbesserungen, die die Ratingverbesserungen widerspiegeln, können kurzfristig durch die Konjunktur- und Inflationsrisiken in den Hintergrund gedrängt werden.
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