Von Volker Schilling, Fondsmanager Greiff AG
Aktuell macht das Edelmetall seinem Ruf als Krisenwährung alle Ehre. Im Zuge der weltweiten Turbulenzen an den Kapitalmärkten steigt das Gold an die 1000 Dollar Marke und für kurze Zeit sogar darüber. Die Angst vor weiteren Hiobsbotschaften im internationalen Wirtschaftsgefüge, die rasant steigenden Staatsschulden und die damit verbundene Angst vor kommender Inflation führt regelrecht zu einer Goldhysterie. Dabei werden die Crashpropheten nicht müde auf Horrorszenarien hinzuweisen und Gold als den einzigen beständigen Standard anzupreisen. Fondsgesellschaften sind eifrig bemüht Goldfonds auf den Weg zu bringen und selbst jahrelange Goldhasser sind inzwischen im Zuge Ihrer Vermögensaufteilung wieder zu Beimischungen bereit. Zeit einmal Bilanz zu ziehen über die verschiedensten Möglichkeiten eines Gold-Investments.
Gold gilt seit jeher als krisenresistente Anlage. Jenseits von Papiergeld und dessen Verfall, sichert es den Fortbestand von Vermögen auch über politische und wirtschaftliche Systeme hinweg. Was professionellen Investoren seit Jahren klar ist, wird dem auf Angst getrimmten Otto-Normalanleger als die Lösung der Wirtschaftskrise feil geboten. Den wenigsten Investoren ist dabei wirklich klar, wie die Goldmärkte funktionieren. Darüber hinaus waren seit jeher Zeiten in denen auch dem Kleinstanleger plötzlich Goldprodukte angeboten wurden immer Zeiten, die mit der Angst der Unwissenden spekuliert haben. Deswegen steht auch in dieser Krise die Investition in Gold ganz oben auf der Kaufliste und die Nachfrage ist ungebrochen. Vollmundig wird mit Goldigen Zeiten für diverse Edelmetallinvestments geworben, aber in vielen Fällen wissen Anleger gar nicht, welche Risiken sie eingehen. Also direkt in physisches Gold investieren? Da kauft man also Gold für derzeit 920 US Dollar je Unze, freut sich über Kurse von über 1000 in wenigen Wochen, um festzustellen, dass man nur wenige Monate später wieder bei 700 Dollar liegt? Das soll dann dem Investor die Sicherheit bieten, die er sich in Krisen erwartet?
Als Privatinvestor ist man dabei den Großspekulanten ausgesetzt, die die Preisbildung maßgeblich beeinflussen. So ist doch tatsächlich Mitten in der laufenden Krise 2008 auch der Goldpreis unter Druck geraten, weil einige Hedgefonds im großen Stil liquidiert haben, um an flüssige Mittel zu kommen. Die Folge bei den kleinen Goldanlegern: Die Frage nach dem Sinn. Wozu also Gold halten? Der kurzfristige Erfolg steht für viele Investoren im Vordergrund. Wenn man gekauft hat und man hört in den Nachrichten von Krise, dann soll bitteschön auch der Goldpreis steigen. Am Besten gleich explodieren. Anleger denken in ganz kurzfristigen Zyklen und einfachen kausalen Zusammenhängen. Man könnte auch sagen, sie spekulieren. Und genau darin liegt das Verständigungsproblem. Physisches Gold ist kein Spekulationsobjekt, sondern eine Versicherung. Ein Langzeitinvestment, um sich gegen Inflationsrisiken zu versichern. Der Geldentwertung entgegenzuwirken. Doch was müssen kurzsichtige Investoren erfahren: Keine Inflation in Sicht, im Gegenteil, das Deflationsgespenst macht seine Runde. Wer die Langfristigkeit der Versicherung verwechselt mit der Kurzfristigkeit einer Spekulation wird mit Gold nicht glücklich werden. Wer es zudem versäumt die Währungsrisiken im Griff zu haben, denn Gold wird auch für den Europäer in US-Dollar gehandelt, der kann trotz steigendem Goldpreis sogar Verluste mit seinem Investment erzielen. Und dass der Goldpreis steigt ist aktuell allgemeiner Standard in den Äußerungen von Finanzexperten.
Zuletzt hat Crashguru Marc Faber für Aufsehen gesorgt, als er den Goldpreis auf der gleichen Höhe wie den Dow Jones Index sieht. Offen ließ er jedoch dabei, wie stark der Goldpreis noch steigt oder der Dow Jones noch fällt! Aber als begrenztes Gut und mit rückläufigen Fördermengen steht die Prognose auf durchaus begründbaren Motiven. Nach Schätzungen von Experten, existieren weltweit circa 160.000 Tonnen Gold. Dies entspricht in etwa einem Würfel von 20m Kantenlänge. Gut 50% davon sind in Schmuck verarbeitet, 20% werden von Notenbanken gehalten, 15% sollen sich in Privatbesitz befinden und 10% sind in Kunstgegenständen gebunden. Jährlich kommen nur etwa 2.500 Tonnen neu gefördertes Gold hinzu. Die größten Produzenten sind Südafrika, China, die USA und Australien. Indien war in den vergangenen Jahren der größte Goldimporteur. Alleine 2007 wurden über 900 Tonnen eingeführt. Die Schmuckindustrie ist dort der größte Abnehmer, die wiederum die seit über 2000 Jahren davon profitiert, dass zu verheiratende Töchter reichlich mit Goldschmuck ausgestattet werden. Letzteres ist auch eines der großen Gegenargumente für weiter steigende Kurse.
Die weltweite Rezession hat nämlich auch die Geldbeutel der willigen Schmuckkäufer erreicht und die derzeitige Nachfrage sinkt rapide. Die Goldnachfrage wird zu fast 70% von Schmuckherstellern gestellt. Fallen diese aus oder drosseln notgedrungen den Output, so ist dies allein ein starker Indikator für fallende Goldpreise. Daneben gibt es eine Reihe durchaus ernst zu nehmender Nachteile bei der Investition in physisches Gold. Allein die schwierige Handelbarkeit ist abschreckend.
Im Fall der Fälle ist Gold schwer essbar und schwer teilbar. Gewicht und Echtheit für den Laien zudem nicht verifizierbar! Dazu kommen Lagerprobleme, denn es kann gestohlen werden. Zinsen oder andere Erträge wirft es auch nicht ab und wenn ich es tatsächlich handeln kann, entstehen zusätzliche Transaktionskosten. Jeder, der am Bankschalter mal einen Krügerrand oder einen Goldeagle erstanden hat, weiß wovon die Rede ist. Es verwundert daher nicht, dass viele Investoren auf verbriefte Lösungen zurück greifen, um am steigenden Goldpreis teilzuhaben. Dabei stehen Zertifikate oder Fonds, die den Goldpreis abbilden in der Gunst der Anleger weit vorne. Auch institutionelle Investoren, denen es verboten ist in physische Rohstoffe zu investieren, greifen verstärkt zu verbrieften Lösungen. Dabei dient letzteren in der Regel dieses Investment tatsächlich als Versicherung gegen die Unberechenbarkeit der aktuellen Ereignisse in einer ausgewogenen Asset Allocation.
Die Auswahl reicht von Anleihekonstruktionen auf den Goldpreis, wie beispielsweise das Xetra-Gold der Deutschen Börse (WKN A0S9GB), über ETF Lösungen wie der ETF Securities Gold (WKN A0N6XK) oder Gold Zertifikaten, wie das Commerzbank Gold Zertifikat (WKN 160 902), bis hin zu Goldfonds, wie der DWS Gold Plus (WKN 973 246) oder der HANSAgold (WKN A0NEKK)! Für jeden Geschmack und Anlegertypus finden sich so Investments, die wahlweise mit oder ohne physischen Auslieferungsanspruch versehen sind. Allemal fungibler und kostengünstiger sind diese Lösungen gegenüber dem Halten von physischem Gold. Allerdings bleibt fraglich, ob im Fall der Fälle der physische Auslieferungsanspruch wirklich bedient werden kann oder rechtlich einklagbar wäre.
Wenn grundlegende Strukturen des Wertpapierhandels ausgesetzt werden ist auch dieses Erfüllungsversprechen zumindest in Frage gestellt. Zu guter Letzt bleibt noch die Investition in die Goldproduzenten selbst. Also die Entscheidung in Minenaktien zu investieren. Dies als Einzeltitel im Depot oder so wie es die meisten tun mit einem Fonds für Goldminenaktien. Im Zuge des Preisanstieges bei Gold, hat sich auch die Anzahl an Edelmetall-Minenfonds in den letzten Jahren stark ausgeweitet. Und es ist an der Wertentwicklung unverkennbar, dass diese Aktien von der Krise an den Kapitalmärkten profitieren. Allerdings muss im gleichen Atemzug attestiert werden, dass auch die Volatilitäten bei Minenwerten auch das derzeitige allgemeingültige Niveau bei Aktieninvestments erreicht haben.
Wer in Rohstofffonds alla BGF World Gold Fund (WKN 974119) investiert, der muss wissen, dass er neben der Entwicklung des Goldpreises auch von klassischen Aktienmarktrisiken abhängig ist. Offen bleibt zudem auch die Frage nach dem Supergau.
Denn in einen wirtschaftlichen Zusammenbruch ist davon auszugehen, dass Staaten die Aktionäre von Goldminenunternehmen enteignen werden, um sich die Bestände zu sichern. Auch wenn dies als unwahrscheinlich gelten mag, zeigen aktuelle Beispiele aus Südamerika, dass wir selbst in stabilen Zeiten davor nicht geschützt werden können. Goldminenfonds eignen sich daher besonders für Investoren, die von einem steigenden Goldpreis in einem unsicheren Umfeld ausgehen. Jedoch nicht für Angsthasen, die damit Ihr Portfolio in einer möglichen Währungsreform in Sicherheit bringen wollen. Dies mag gut gehen, birgt aber trotzdem zusätzliche Risiken. Selbst bei Nichtenteignungen sollten in einer ersten Reaktion auf derartige Maßnahmen die Aktienmärkte einbrechen, um erst in einem zweiten Anlauf davon zu profitieren. Aufgrund Ihrer Hebelwirkung und Fungibilität können aber Minenaktien dann ein besonders starkes Investment sein. Wie so oft liegt bei einer Investition in Gold auch hier der Schlüssel zum letztendlichen Erfolg in einem ausgewogenen und passenden Mix.
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