Wolfgang Weber, Taurus Investors
Fast 6 Prozent auf 905 US-Dollar die Unze legte der Goldpreis in der vergangenen Woche zu - und zwar bemerkenswerterweise unabhängig vom Euro-Dollar-Kurs. Die weltweite Nachfrage erhöht sich praktisch täglich nach physisch lieferbaren Edelmetallbarren. Rein technisch stößt der Goldpreis langsam an seinen sehr starken Kurswiderstand von 930 US-Dollar pro Unze. Bei einem bestätigten Bruch dieser Marke können sehr schnell Kurse von 1200 US-Dollar die Unze angepeilt werden. Bei einem erneuten Abprallen an diesem Widerstand liegen die kurzfristigen Zielmarken bei 870, 840 und 800 US-Dollar pro Unze. Die Nachfrage der Investoren nach Ware, egal ob eine Unze Anlage-Münzen wie Krügerrand oder Barren je 50 und 100 Gramm, treibt die Aufpreise kontinuierlich nach oben. Wenn man vor etwa einem halben Jahr noch beim Krügerrand einen Aufpreis von drei bis sechs Prozent bezahlen musste, so liegt dieser heute zwischen sieben und zwanzig Prozent!
Ungeheuer gefragt sind auch die kleineren Einheiten ein viertel und eine halbe Unze also Münzen je 7.77 Gramm und 15,55 Gramm. Der "Kleinanleger" hat bereits vor einigen Monaten begonnen, Papiergeld in Gold zu tauschen, und am Horizont zeichnet sich bereits der nächste große Ansturm nach Edelmetall in 50-Gramm-Einheiten bis 1000-Gramm-Barren ab. Doch woher nehmen, fragen sich die Groß- und Einzelhändler landauf und landab. Das beschaffbare Gold in den gängigen Sorten dürfte nicht einmal für ein bis zwei Prozent der Bevölkerung reichen, wenn nur jeder davon eine Unze für derzeit etwa 700 Euro haben möchte.
Einer Verbesserung seitens der Hersteller bzw. Weiterverarbeiter also den Raffinerien und meist staatlichen Münzprägeanstalten ist definitiv nicht zu erwarten, im Gegenteil. Dort wird bereits nur noch nach einem "Zuteilungsprinzip" verfahren. Die Groß- und Einzelhändler werden von den Herstellern eher als lästig empfunden und systematisch vertröstet oder abgewimmelt. Wer schluckt das ganze Material also? Wahrscheinlich Großinvestoren, Banken (zur eigenen Krisenvorsorge selbstverständlich), ETF's nachweislich, Fonds, die noch restlich verbliebene Vermögenswerte absichern möchten. Auch klammheimlich politische Institutionen selber in weiser Voraussicht? Alles ist möglich, und Fakt ist, der Goldpreis wird weiter steigen, während die Versorgungslage immer spannender wird und die Regale der Edelmetallhändler weitestgehend leer sind.
Augen auf!
Übrigens ein Umfeld in welchem sich immer mehr unseriöse "Rohstoffhändler" und "Goldspezialisten" tummeln, welche die Kunden gnadenlos abzocken. Ein Beispiel sind "Ratensparverträge" (was hat sowas mit einem Investment in physische Edelmetalle zu tun?), bei welchen die Kunden 1 gr Goldbarren ansparen sollen, die an geheimnisumwitterten Orten gelagert sind, um für den Krisenfall gerüstet zu sein. Das ganze kostet auch eine kleine Gebühr von nur 1500 Euro, um an diesem sagenumwobenen Sparkonzept teilnehmen zu können. Schwachsinn pur und armer Anleger kann man da nur sagen. Dann schlägt es dem Fass den Boden aus, wenn auf so einem "Anlageprodukt" auch noch ein Gütesiegel eines Sparerschutzbundes aufgebracht ist.
Zur Klarstellung: Das meiste Gold für's Geld pro Gramm bekommt man bei Barren von 250, 500 und 1000 Gramm und im kleineren Bereich bei einer Unze, 50-Gramm und 100-Gramm-Einheiten. Die Feinheit muss (!) 995 oder 999 sein. Die 1000-Gramm-Barren müssen (!) nummeriert und gegebenenfalls extra zertifiziert sein. Angebote, die unterhalb des jeweils gültigen Goldpreises liegen, sind immer (!) mit äußerster Vorsicht zu prüfen.
Anbieter, die man nicht kennt oder im Zweifel nicht mehr greifen kann, sollte man tunlichst meiden. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Seriöse Händler bieten Fachberatung und Sicherheit hinsichtlich der verkauften Ware und auch Hilfestellung bei der nachträglichen Identifikation abenteuerlicher Goldbarren und Anlagemünzen, die "besonders günstig" beispielsweise im Internet ersteigert wurden und viel Metall aber spezifisch wenig Gold beinhalten
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