Montag, 6. April 2009 - 17:58
Aktienmärkte
In Geduld üben
Von Ad van Tiggelen, Volkswirt und Senior Strategist der ING Investment Management, Den Haag
 
Nach der blinden Panik in den letzten Monaten des vergangenen Jahres sind die Aktienmärkte nun eindeutig in eine reifere Phase der Baisse eingetreten. Jetzt müssen Investoren allmählich wieder das Vertrauen in die Fähigkeit der politischen Entscheidungsträger gewinnen, um eine destruktive deflationäre Spirale abzuwenden. Im Gegensatz zu Ende 2008 können Investoren jetzt wenigstens darauf vertrauen, dass die Probleme bei Konjunktur und Finanzmärkten aktiv angegangen werden – gegebenenfalls auch mit unkonventionellen Methoden. Auch die Ertragserwartungen befinden sich wieder auf einem realistischeren Niveau: Die Marktteilnehmer haben sich mittlerweile auf einen 50%igen Rückgang bei den weltweiten Gewinnen eingestellt (vom Höchst- bis zum Tiefststand).
 
Was bedeutet das also für die Aktienmärkte und ihre Unterstützungslinien? Zunächst einmal sollten europäische Anleger ihre eigenen Länderindizes ignorieren und sich einzig auf den amerikanischen S&P 500 konzentrieren. Schließlich sind es die USA, die nach wie vor die Gangart an den globalen Aktienmärkten angeben. Die entscheidende technische Unterstützungslinie des S&P liegt im Bereich 650 bis 680. Eine Unterschreitung dieser Unterstützungslinie bedeutet gleichzeitig ein Sinken unter die obere Trendlinie, die bereits seit 1928 besteht. Dann könnte der S&P sogar noch um weitere 20 bis 30 Prozent fallen. Es ist daher kein Zufall, dass der Index im März bei knapp 670 Punkten – also inmitten des Korridors der Unterstützungslinie – seinen niedrigsten Stand erreichte (für abergläubige Anleger sicher ein interessantes Omen). Nach unserer Einschätzung könnte dieser Tiefpunkt auch den tiefsten Stand des aktuellen Bärenmarktes markieren, obschon die Widerstandslinien erneut getestet werden könnten.
 
Schaut man sich die Baisseperioden seit dem Zweiten Weltkrieg einmal genauer an, fallen deutliche Gemeinsamkeiten auf. In fast jeder Schwächephase erreichte der S&P Index drei kritische Tiefststände. Das erste Tief wird regelmäßig nach einer Phase der Panikverkäufe erreicht (November 2008). Das zweite – niedrigere – Tief fand dann in einem weniger panischen Umfeld (März 2009) statt. Und das dritte Tief lag in etwa auf dem Niveau der Unterstützungslinien, sozusagen um zu testen, „ob die Linie hält“. Sofern es nicht zu einem Worst-Case-Szenario kommt, könnte sich dieses Muster diesmal durchaus wiederholen. Unter Umständen könnten die Tiefststände vom März dann erneut getestet werden.
 
Momentan eskomptieren die Märkte einen globalen Ertragseinbruch von rund 50 Prozent, der Europa etwas stärker als die USA treffen wird. Diese Annahme entspricht auch unserem zentralen Szenario einer tiefen Rezession in 2009 und einer langsamen konjunkturellen Erholung in 2010. In den kommenden Monaten werden Investoren sich im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Furcht bewegen – Hoffnung, dass die wirtschaftspolitischen Maßnahmen greifen, und Furcht, dass unsere Volkswirtschaften der „japanischen Krankheit" erliegen könnten. Normalerweise setzt eine nachhaltige Erholung erst ein paar Monate vor Erreichen der Ertragstalsohle ein. Damit ist allerdings nicht vor Ende 2009/Anfang 2010 zu rechnen. Davon abgesehen würden wir eine Aktien-Rally, die nicht von sinkenden Renditen bei Unternehmensanleihen (im Vergleich zu Staatsanleihen) begleitet ist, mit einer gewissen Skepsis betrachten. Ein weiterer Faktor sind die Immobilienpreise in den USA, die erst noch die Talsohle hinter sich lassen müssen.
 
Fazit: Die Chancen stehen gut, eine destruktive deflationäre Spirale zu vermeiden. Gleichzeitig bieten die Aktienmärkte interessante Einstiegsniveaus. Irgendwann in den nächsten zwölf Monaten wird es wieder aufwärts gehen, wobei die USA und die asiatischen Volkswirtschaften den Anfang machen werden. Hinge es allein von der eher calvinistisch geprägten und trägen EZB ab, hätten wir weniger Hoffnung auf einen baldigen Aufschwung. Nichtsdestotrotz müssen wir uns weiterhin in Geduld üben. Wir werden unser Aktienengagement nur allmählich ausweiten, da die Tiefststände vom März im weiteren Jahresverlauf erneut getestet werden könnten.

Druckversion Artikel versenden




Tipps & Trends
Gottfried Urban
Geld hat keinen Wert
Markus Zschaber
Das Ende der Betarally
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Markus Zschaber
Irreführende Gewinnaussichten
Edelmetallreport Taurus Investors
Käufer horten Silber
Markus Zschaber
Der Wandel des Systems
Edelmetallreport Taurus Investors
Weltmeister im Goldhorten
Markus Zschaber
Vorsicht vor den Spekulanten
Edelmetallreport Taurus Investors
Goldbarren aus dem Automaten
Nicolai Tietze
Dax bald bei 6000?
Markus Zschaber
Das Fundament der "Bad Banks"
Edelmetallreport Taurus Investors
Die Gold/Silber-Ratio
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Aktienmärkte
Zu viel & schnell
Markus Zschaber
Kampf gegen die Rezession
Edelmetallreport Taurus Investors
Schweinepest erreicht Goldhandel
Markus Zschaber
Geithners Plan
Prognose in Gefahr
Siemens in rauer See
Edelmetallreport Taurus Investors
Gutgläubigkeit und Goldbesitz
Markus Zschaber
Phantasievolle Bankbilanzen
Hebel-Chancen
Apple macht mobil
Gottfried Urban
Worauf es ankommt
Alexander Seibold
Frühlingsgefühle
Edelmetallreport Taurus Investors
Gold-Verdunstung
Markus Zschaber
Trügerisches Asien
Goldhysterie
Der richtige Mix
Aktienmärkte
In Geduld üben
Osteuropa
Chancen überwiegen
Marktausblick
Auf Messers Schneide
Markus Zschaber
Was das Finanzsystem jetzt braucht
Markus Zschaber
Fehlinterpretationen an den Metallmärkten
Gottfried Urban
Geschlossene Immofonds
Edelmetallreport Taurus Investors
Der heimliche Star
Inflation oder Deflation
Rechtzeitig Depot sichern
Alexander Seibold
Bärenmarktrally nutzen
Gottfried Urban
Neue Ertragsquellen
Markus Zschaber
Notenbanken - Die wahren Helden der Krise?
Markus Zschaber
Indikator Wechselkursentwicklung
Edelmetallreport Taurus Investors
Pro Unze zwölf Käufer
Markus Zschaber
Marktvertrauen statt Staatskontrolle
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Edelmetallreport Taurus Investors
Gold an der 940er-Marke
Unternehmensanleihen
Gute Renditechancen
Jens Richter
Nicht einsteigen!
Edelmetallreport Taurus Investors
Eine Unze Gold pro Bundesbürger
Edelmetallreport Taurus Investors
Drum prüfe, wer sich an Gold binde
Osteuropa-Anleihen
Gute Perspektiven
Edelmetallreport Taurus Investors
Goldkurs steigt kräftig
Unternehmensanleihen
Gute Renditechancen
Alexander Seibold
Vorteile für ETFs
Frühjahrs-Spektakel
Kampf in der Finanzwelt
Aktienmärkte
Aufschwung in Sicht?
Edelmetallreport Taurus Investors
Investoren treiben Goldmarkt
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Ökonomische Uhr
Stunde Null
Edelmetallreport Taurus Investors
Abzocke im Goldmarkt
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Aktienmärkte
Erste Hoffnungsschimmer
Börsenausblick
Unsicherheit bleibt
Edelmetallreport Taurus Investors
Fairer Goldpreis bei 1200 Dollar
Risiken werden neu bewertet
Anlagechancen 2009
Russische Börse
Attraktive Bewertung
Finanzkrise
Wer handelt richtig?
Unternehmensanleihen
Besser als Aktien?
Börsenausblick
Ruhiges Jahresende?
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Gottfried Urban
US-Dollaranlagen tauschen
China
Hilfe für Weltwirtschaft
Jo-Jo Börsen
Liquidität ist Trumpf
Schnäppchenjagd
Schlussverkauf nutzen
Bankentest
Top-Adressen fürs Geld
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Gewerbeimmobilien
Zünglein an der Waage
Gottfried Urban
Gegen den Trend
Kohle im Aufwind
Wer profitiert?
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Uwe Zimmer
Biosprit - gut fürs Depot?
Aktienmarkt
Unsicherheit bleibt
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Aktienmarkt
Günstiger Kaufzeitpunkt?
China und Indien
Wie gehts weiter?
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Staatsfonds
Die neue Macht
Hoher Ölpreis
Belastung für Märkte
Baltische Staaten
Rauhe Landung
Russlands Stahlkonzerne
Auf der Überholspur
Brasilien
Fonds verstärkt Unsicherheit
Ukraine
Stärkere EU-Verflechtung
Russische Stromwirtschaft
Gute Ertragschancen
Südkorea
Wenig Impulse
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Aktienmärkte
Zeichen der Entspannung
Russlands neuer Präsident
Vor großen Aufgaben
Türkei
IWF wichtiger Anker
Osteuropa
Abkopplung möglich?
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Taiwan
Chancen nach Wahl
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Malaysia
Nachwahl-Blues
Viel Pessimismus
Chance auf Erholung?
Russland
Vor der Wahl
Langfristige Chancen
Nervenstarke kaufen
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Börse Japan
Favoritenwechsel?
Indien
Gut aufgestellt
Experten-Tagung
Was bringt 2008?
Emerging Markets
US-Wirtschaft im Blick
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Indonesien
Im Schatten Chinas
Öl und Gold glänzen
Börsen mit La Ola
Aussichten 2008
Verhalten optimistisch
Schlussverkauf
Börsianer in Panik
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Devisenjahr 2007
US-Dollar unter Druck
China
Positive Aussichten
Indien
Chance 2008
Osteuropa
Aktueller Marktreport
China
Expansion hält an
Hongkong
Gute Aussichten
Indien
Masse gleich Klasse?
Ukraine
Wirtschaft trotzt Politik
Vermögensverwaltung
Die Top-Adressen
Gast-Kommentar
Was wird aus Amazon?
China
Wächst und wächst
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Mexiko
Eigene Dynamik
Ungarn
Reformfrage
Polen
Wer die Wahl hat...
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Thailand
Neuwahlen im Blick
Emerging Markets
US-Daten helfen
Zinskommentar
FED gibt nach
Osteuropa
Aktueller Marktreport
DAX-Achterbahn
Keine Angst mit Zertifikaten
Steigender Milchpreis
Macht Anleger munter

Gewinner/Verlierer

Geldanlage, aber wie?

Fragen Sie uns
 
Sie wollen bessere Zinsen für Ihre Ersparnisse oder brauchen Hilfe bei der Suche nach dem richtigen Trend? Experten antworten.

Börsenkurse

Alle Zahlen auf einen Blick
 
Aktien, Indizes, Fonds, Zertifikate, Hebelprodukte, Charts, Firmendaten und vieles mehr. Hier werden Sie fündig.


Anzeige