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Sie befinden sich hier: > WDR.de > WDR Fernsehen > Wissen > Quarks & Co > Sendung vom 14. April 2009 > Die Zukunft der Braunkohle


Die Zukunft der Braunkohle

Müssen und können wir unseren Strom anders erzeugen?

  • SendeterminDienstag, 14. April 2009, 21.00 - 21.45 Uhr .
  • WiederholungsterminSamstag, 18. April 2009, 12.00 - 12.45 Uhr (Wdh.).
Rauchende Schlote eines Braunkohlenkraftwerks; Rechte: WDR
Allein die Braunkohlenkraftwerke in NRW stoßen jedes Jahr rund 100 Millionen Tonnen CO2 aus

Braunkohle ist ein mächtiger Wirtschaftsfaktor. Rund ein Viertel des in Deutschland verbrauchten Stroms stammt aus Braunkohlenkraftwerken. Gut 11.000 Menschen gibt die Braunkohle allein im Rheinland Arbeit, bundesweit sind es rund doppelt so viele Arbeitsplätze. Braunkohle ist auch ein gutes Geschäft. Der RWE-Konzern, zu dem auch die rheinischen Braunkohlentagebaue gehören, machte nicht zuletzt wegen des billigen Stroms aus Braunkohle im Jahr 2007 einen Gewinn von rund drei Milliarden Euro.

Doch die Stromerzeugung aus Braunkohle steht wegen der hohen Emissionen von klimaschädlichen Treibhausgasen unter politischem Druck. Sowohl die Europäische Union als auch die deutsche Bundesregierung haben beschlossen, den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen drastisch zu senken. Um das zu erreichen, werden erneuerbare Energiequellen wie Wind, Sonne und Biomasse und die Nutzung der Abwärme zur Heizung von Wohnungen (Kraft-Wärme-Kopplung) gefördert. In Zukunft werden die Energieerzeuger außerdem für jede Tonne CO2, die aus ihren Schornsteinen strömt, im Rahmen des europäischen StichwortEmissionshandels bezahlen müssen.

Klimaschutzpolitik und Braunkohle

Baustelle des neuen Braunkohlenkraftwerks Neurath; Rechte: RWE
Braunkohlenkraftwerke wie der Neubau in Neurath werden in Zukunft weniger rentabel sein

Welche Auswirkung die politischen Rahmenbedingungen auf Neubau und Betrieb von Kraftwerken haben und welche Maßnahmen nötig sind, um die langfristigen Klimaschutzziele zu erreichen, lässt die Bundesregierung regelmäßig durch unabhängige wissenschaftliche StichwortStudien überprüfen. In diesen Gutachten werden auch die Auswirkungen des europäischen Emissionshandels auf die Verstromung von Braunkohle untersucht. Auf dem EU-Gipfel in Brüssel im Dezember 2008 haben die europäischen Staats- und Regierungschefs nämlich beschlossen, dass die Stromerzeuger ab 2013 für jede freigesetzte Tonne CO2 Erlaubnisscheine ersteigern müssen – dahinter verbirgt sich der sogenannte Emissionshandel. Bis jetzt bekommen die Konzerne diese sogenannten Zertifikate kostenlos zugeteilt. Ab 2013 wird das anders. Wenn die Berechnungen der Experten stimmen, wird jede Tonne CO2 dann zwischen 15 und 30 Euro kosten. Bliebe es beim heutigen CO2-Ausstoß, würde das allein für RWE Kosten von 1,5 bis 3 Milliarden Euro im Jahr bedeuten. Deshalb gehen die Wissenschaftler davon aus, dass etliche Braunkohlenkraftwerke in Zukunft heruntergefahren oder ganz geschlossen werden. Sie rechnen mit einem Rückgang der Braunkohlenverstromung um rund 30 Prozent – von netto 140 StichwortTerawattstunden heute auf nur noch 100 Terawattstunden im Jahr 2020.

Die Alternativen zur Braunkohle

Off-Shore-Windpark; Rechte: WDR
Erneuerbare Energien wie die Windkraft sind eine Alternative zum Kohlestrom

Die deutsche Stromerzeugung und der -verbrauch werden sich verändern. Abzusehen sind folgende Entwicklungen:

Strom sparen: Trotz aller Anstrengungen wird in Deutschland immer noch viel Energie verschwendet – bei der Erzeugung von Strom, aber auch bei dessen Nutzung in Industrie und Gewerbe und in privaten Haushalten.

Zweitens fördert die Bundesregierung den Ausbau der erneuerbaren Energien und plant, durch Wind, Sonne, Wasser und Biomasse im Jahr 2020 rund 30 Prozent des benötigten Stroms zu erzeugen.

Als dritte Option wird wahrscheinlich der Anteil von Erdgas in der Verstromung steigen. Gas setzt bei der Verbrennung weniger CO2 frei als Kohle. Moderne Gaskraftwerke arbeiten zudem wesentlich effizienter als Kohlekraftwerke. Außerdem lassen sich die kleineren Gaskraftwerke in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten und Industrieanlagen errichten, wodurch die Abwärme der Stromerzeugung genutzt werden kann, um Gebäude zu heizen und Fabriken mit Strom zu versorgen. Diese sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung ist mit heutigen Braunkohlenkraftwerken praktisch nicht möglich. Da sich die feuchte Braunkohle nur mit viel Geld über längere Strecken transportieren lässt, stehen die Kraftwerke direkt neben den Tagebauen - weit weg von möglichen Abnehmern der Wärme.

Ob eine vierte Option marktreif wird, ist im Moment noch unklar. Wenn die großen Energieversorger die Technologie der CO2-Abtrennung und -Ablagerung schnell in den Griff bekommen, wäre es möglich, dass Kohle in einem zukünftigen, klimafreundlichen Strommix doch noch eine größere Rolle spielt.

Die langfristigen Klimaschutzziele

Drei Kohlekraftwerke am Horizont; Rechte: WDR
Um seine Klimaschutzziele zu erreichen, muss Deutschland weitgehend auf Strom aus Braunkohle verzichten

Aktuelle Gutachten kommen auch mit Blick auf die langfristigen Klimaschutzziele von Bundesregierung und EU zu einer eindeutigen Aussage: Um wie geplant den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 auf 80 Prozent des Wertes von 1990 zu senken, muss das Energiesystem in Deutschland schneller und radikaler als bisher umgebaut werden. Für Strom aus Braunkohle bleibt dann kaum noch Platz. Im besten Fall sehen die Experten noch 30 Terawattstunden für das Jahr 2030 voraus – das wären nur noch rund 20 Prozent der Braunkohlenverstromung des heutigen Niveaus. Dafür müsste die Politik aber schon heute deutliche Entscheidungen treffen, denn es sind einige Braunkohlenkraftwerke und noch mehr Steinkohlenkraftwerke in Planung und Bau. Diese Kraftwerke sind technisch in der Lage, auch 2050 noch Strom zu erzeugen.

Ein radikaler Umbau des Systems ist eine Herkulesaufgabe. Neben technologischen Herausforderungen – der Ausbau der StichwortOff-Shore-Windkraft hängt schon jetzt dem ambitionierten Zeitplan hinterher – ist es vor allem die Struktur des heutigen Energiesystems, die einen klimafreundlichen Umbau bremst. Die Stromnetze sind auf eine Versorgung durch zentrale Großkraftwerke ausgelegt. Ein Übergang zu einer dezentralen Energieversorgung durch viele kleine unabhängige Erzeuger mit erneuerbaren Energien erfordert einen Ausbau des Netzes. Das muss nach heutiger Lage von den vier großen Energiekonzernen in Deutschland geleistet werden. Deren Geschäftsmodell beruht aber gerade darauf, Strom aus Kohle und Atom zu erzeugen.

Stichwörter

1 Treibhausgase
Treibhausgase sind gasförmige Stoffe wie Kohlendioxid, Methan und Lachgas, die zwar in der Atmosphäre natürlicherweise vorkommen, deren vom Menschen verursachte Zunahme aber zur Aufheizung der Erdatmosphäre führen. Dieser Treibhauseffekt wird nach Meinung der meisten Klimaforscher gravierende Auswirkungen auf Landwirtschaft und die Verfügbarkeit von Trinkwasser haben und extreme Wetterereignisse verursachen.
2 Emissionshandel
Das Emissionshandelssystem schafft eine wirtschaftliche Basis, den Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 dort zu reduzieren, wo die Vermeidung am kostengünstigsten ist. Dazu legt die Bundesregierung für Kraftwerke sowie die größeren Anlagen der energieintensiven Industrie wie Stahlwerke, Raffinerien und Zementwerke eine gemeinsame Obergrenze für den Ausstoß an Treibhausgasen fest. Zurück zum Absatz
3 Studien
Neben der "Energiewirtschaftlichen Referenzprognose", die das letzte Mal im Jahr 2005 für das Bundeswirtschaftsministerium erstellt worden ist, untersucht vor allem die Studie "Politikszenarien für den Klimaschutz" im Auftrag des Umweltbundesamtes die Entwicklung auf den Energiemärkten. Die fünfte Ausgabe der "Politikszenarien" -gemeinsam erstellt vom Öko-Institut, dem Forschungszentrum Jülich (IEF-STE), dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung- wird es 2009 geben. Zurück zum Absatz
4 Terawattstunden
Eine Terawattstunde Strom entspricht dem durchschnittlichen jährlichen Verbrauch von 250.000 vierköpfigen Familien. Zurück zum Absatz
5 Off-Shore-Windkraft
Der Ausbau der Windkraft hat in Deutschland an Land seine Grenzen bald erreicht. Deshalb sind große Windparks auf dem offenen Meer (Off-Shore = fern der Küste) geplant - vor allem in der windreichen Nordsee. Zurück zum Absatz
Autor:

Daniel Münter

Stand: 14.04.2009


WebMedia

Sendung vom 14.04.2009


Alle Beiträge


Große Bagger und dicke Luft

Das Bergwerk zum Anklicken; Rechte: WDR

Der Braunkohlen-Tagebau zum Anklicken


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