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Die Modelle der Wahlforschung,
dargestellt von © Andreas Hahn.


Inhaltsverzeichnis

Teil 1: Die Modelle der Wahlanalysen
- I. Das "Konfliktlinienmodell einer Gesellschaft" nach Lipset/Rokkan.
- II. Der individual-psychologische Ansatz des Wahlverhaltens.
- III. Der "Rational-Choice"- Ansatz des Wahlverhaltens.

Teil 2: Der Ansatz der Milieuforschung.
- Die Milieus und ihre Einstellungen zu Gesellschaft und Politik.

Teil 3: Der Prozeß des Wertewandels.
- a. Der Wertebegriff.
- b. Die Werte bei den Anhängern der etablierten Parteien.

Teil 4: Allgemeines zu den Nicht- und Protestwählern.
- 1. Die Nichtwähler - Tatsachen und Mißverständnisse.
- 2. Die Unterteilung der Gruppe "Die Nichtwähler" aufgrund von Ergebnissen aus der Wahlforschung.
- 3. Wahlenthaltung nach dem Merkmal "Geschlecht".
- 4. Häufiges Nichtwahlverhalten bei Jung-Wahlberechtigten
- 5. Nichtwahlverhalten nach Beruf und Bildung sowie Konfession.
- 6. Zur Differenzierung der Ergebnisse.
- 7. Die Wertvorstellungen der Nicht- und Protestwähler.
- 8. Die Werteorientierungen der rechten und linken Protestwähler.

Teil 5: Einige Bemerkungen zur Meinungsforschung und den Medien.
- 1. Die Meinungsforschung.
- 2. Einige Bemerkungen zum Verhalten der Medien.






Teil 1: Die Modelle der Wahlanalysen

I. Das "Konfliktlinienmodell einer Gesellschaft" nach Lipset/Rokkan

Im Text zum Wahlergebnis war schon oft von einem Konfliktlinienmodell oder von Konfliktlinien innerhalb einer Gesellschaft die Rede gewesen. Doch es gibt mehrere Modelle zur Erklärung von Wahlverhalten. Jedes hat etwas für sich und "die Kumulation von Theorien würde in diesem Bild bedeuten, daß zunächst mehrere, dann alle verfügbaren und schließlich alle theoretischen Scheinwerfer auf dasselbe Objekt gerichtet werden. Erst bei dieser vollen Beleuchtung kann entschieden werden, ob die aus der jeweiligen theoretischen Sichtweise entwickelten Hypothesen über den Zustand des sozialen Tatbestandes der Realität entsprechen oder ob, um in diesem Bild zu bleiben, sich verschiedene Konturen nur als Schlagschatten ungenügender Ausleuchtung erweisen."


Es reicht in einer modernen Industriegesellschaft (oder gar "post-industriellen Gesellschaft", wie die westlichen Demokratien oft auch genannt werden) nicht aus, alle formalen Bestimmungen (gesetzlicher Art) und die Strukturen des Aufbaus einer Partei zu erfüllen, sondern wichtig ist für eine Partei doch in erster Linie, daß sie gewählt wird und zwar - was Deutschland anbelangt - von (mindestens) mehr als 5 % der an einer Wahl teilnehmenden Bürger, oder - um in der Sprache der Ökonomie auszudrücken - sie muß einen (Wähler-) Markt für ihr personelles und sachpolitisches Angebot finden. Diese ökonomische Betrachtungsweise zeigt die Wähler übrigens als Entscheidungsträger, die nach (ausschließlich) rationalen Gesichtspunkten vorgehen. Ganze Milieus orientieren sich an einer bestimmten politischen Ausrichtung bzw. deren organisatorischen Vertretung (so zum Beispiel ein großer Teil der Arbeiterschaft an der SPD, mitgetragen von den dieser Partei nahestehenden Gewerkschaften; oder ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Katholiken, die lange Zeit das ZENTRUM wählten und sich seit Gründung der Bundesrepublik in den Unionsparteien wiederfinden).


Hiermit wurde schon angedeutet, welche Konfliktlinien in der industriellen Gesellschaft vorherrschen können. Dieses Modell wurde in den fünfziger Jahren von Seymour Martin Lipset und Stein Rokkan vorgelegt. Sie gehen davon aus, daß "die Konfliktstruktur einer Gesellschaft die Entwicklung der Parteien bestimmt." Dabei entscheiden die Sozialstruktur sowie der institutionelle Rahmen, zu welcher Größe sich die Anhängerschaft einer bestimmten Partei entwickeln kann. Die Konfliktstruktur sowie ihre Anzahl, die Koalitionsbildung zwischen Parteien und den ihnen nahestehenden Intersessensgruppen führen zu mehr oder weniger starken Parteien. "Koalitionen würden sich dann bilden, wenn eine soziale Gruppe erstmal mobilisiert wird. Lang andauernde Koalitionen von politischen Parteien mit gesellschaftlichen Großgruppen wie den Gewerkschaften, der katholischen Kirche, bestimmter ethnischer oder sozialer Gruppen etc. nennen sie Cleavages. [...] Die CDU/CSU als Nachfolgerin der katholischen Parteien der Weimarer Republik und des Kaiserreiches und die SPD als Partei der deutschen Arbeiter repräsentieren diese beiden Hauptkonfliktlinien der deutschen Gesellschaft."


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Allerdings erkannten die Unionsparteien, daß sie nicht ausschließlich in der katholischen Wählerschaft verankern können, sie sind mehr als eine Partei - so auch ihr Anspruch - sämtlicher Mitglieder der beiden großen vorherrschende Religionsgemeinschaften. Um ebenfalls mehrheitsfähig zu werden, mußte sich die SPD von einer reinen Arbeiterpartei zu einer Arbeitnehmerpartei wandeln. In den fünfziger Jahren hatten die Unionsparteien eine als strukturelle Mehrheit bezeichnete Position gegenüber der SPD, die auch daraus resultierte, daß diese selbst bei "ihren" Arbeitern nicht die Mehrheit erringen konnte.


Lipset und Rokkan grenzten vier Schwellen, nach denen die spezielle Konflikt voneinander abhängen, ab: Die erste Schwelle ist die Möglichkeit, innerhalb eines politischen Systems die Interressen ausdrücken zu können, "das heißt, sie bestimmt, welche Konflikte artikuliert werden können, ohne daß Sanktionen erfolgen." Die freie Möglichkeit der Interressensbetonung ist unter anderem abhängig von der vorherrschenden politischen Kultur. Haben bestimmte politische Gruppen überhaupt die Möglichkeit, ihre Proteste zu artikulieren, und wenn ja, dann hätten sie "die Schwelle der Legitimation übersprungen und stünden dann vor der Schwelle der Einbindung in das politische System." Damit ist auch schon die zweite Schwelle genommen worden. Als dritte Schwelle zeigen Lipset/Rokkan die der Repäsentation auf: Kann eine politische Organisation von sich aus einen Konflikt in die Gesellschaft soweit hineintragen, daß sie somit als politische Kraft anerkannt wird oder muß sie sich anderen, schon bestehenden Parteien anschließen? Das Beispiel der Sozialdemokratie im Kaiserreich zeigt, daß - trotz der Bismarck'schen Sozialgesetzgebung - diese Partei von einem nicht unerheblichen Teil der Wahlberechtigten, nämlich der Arbeiterschaft, als politische Interessensvertretung wahrgenommen wurde. Auch in neuerer Zeit, der achtziger Jahre dieses Jahrhunderts, bildete sich mit der Partei "Die Grünen" eine Organisation, die die Konfliktlinie "Ökonomie versus Ökologie" zu nutzen verstand und als Vertreterin von Umweltschutzinteressen von einem um - oder sogar über - 5 % der Wählerschaft liegenden Stimmenbereich angenommen wurde.

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Die vierte Schwelle ist die der Gewinnung der Mehrheit der Stimmen. Diese ist "im wesentlichen über die unterschiedliche Ausgestaltung des Wahlrechts sowie etwaige Sperrklauseln konkretisiert." So hatte die 5-Prozent-Klausel eine "verhaltenssteuerende Wirkung." Dieser wird eine mithelfende, zum Teil sogar die entscheidende Wirkung, bei der Konzentration in der deutschen Parteienlandschaft zugeschrieben. Ein Teil der Wähler muß nämlich befürchten, bei der Wahl bestimmter (meist extremer) Parteien ihre Stimme zu verschenken. Dennoch hält die Sperrklausel nicht in jedem Fall Parteien - zumindestens zeitweise - vom Einzug ins Parlament ab. "Fehlt es an Alternativen innerhalb des Parteiensystems, kommt es zur Entstehung von Alternativen zum Parteiensystem. Damit relativiert sich auch die Bedeutung von Sperrklauseln: Sie begünstigen - in Abhängigkeit von den Verhaltensanreizen der sozialen Konfliktstruktur und dem Verhalten der politischen Eliten - die Konzentration politischer Willensbildung im Parteiensystem."


Die Forschungsgruppe Wahlen stellt dabei Umfrageergebnisse (in aller Regel in Form von Nachwahlbefragungen) vor, nach denen sie aufschlüsselt wie zum Beispiel Arbeiter, Katholiken, Arbeitslose usw. abgestimmt haben. "Cross Pressures" sind Überkreuzungen der Zugehörigkeit zu betimmten Schichten oder Milieus, hierbei wird oft das Beispiel des katholischen, in der Gewerkschaft befindlichen Arbeiters genannt. Dennoch reicht es nicht aus, daß nur eine Partei sich als Koalition um die von den Konflikten betroffenen Gruppen bildet, sie braucht auch immer eine, wenn nicht mehrere Interessensgruppen um sich herum, die ihre Programmatik in der Öffentlichkeit artikulieren und in sie hineintragen.


Der Cleavage-Ansatz kann nicht alles erklären, wie zum Beispiel kurzfristige Abweichungen von erwartetem Wahlverhalten sowie auch die Entstehung neuer Parteien entlang neuer Konfliktlinien. In der Bundesrepublik sind, besonders nach der Vereinigung Deutschlands, neue Konfliktlinien entstanden. Die in der Grafik 2 angezeigten drei Konfliktlinien sind allerdings nicht alle. Ferner gibt es neben dem allgemeinen Konflikt ARBEIT/KAPITAL zunehmend den Konflikt zwischen Inhabern eines Arbeitsplatzes und den Menschen, die keinen Arbeitsplatz innehaben. Es entsteht dabei vor allem ein erheblicher Teil von Langzeitarbeitslosen.


Ferner bildet sich auch der Konflikt zwischen Frauen und Männern aus, vor allem beim Erwerb von Arbeitsplätzen. Besonders in der jüngeren Generation, die mindestens seit Beginn der achtziger Jahre den Mangel an Ausbildungsplätzen kennenlernen mußte, ist dieser Konflikt akut. Seinen vorläufige - institutionelle - Lösung fand er im Urteil des europäischen Gerichtshofes zum Fall der Quotenregelung bei öffentlichen Arbeitgebern. Dennoch scheint er nicht zufriedenstellend gelöst zu sein, da Frauen - nach wie vor - bei der Besetzung von Arbeitsplätzen benachteiligt sind. Bei diesem Konflikt scheint sich ein geschlechterspezifisches Wahlverhalten herauszubilden. So sind z. B. die Grünen die Partei, die für eine Quotenregelung - zugunsten von Frauen - bei Besetzung von Arbeitsplätzen eintreten und eng mit vor allem feministischen Gruppen zusammenarbeiten, die Partei die überwiegend von Frauen - und hier insbesondere von jungen Frauen - gewählt werden. Im Gegensatz dazu stehen die Republikaner, die zu zwei Dritteln von Männern gewählt werden. Diese Partei lehnt, was Gleichberechtigung von Männern und Frauen angeht, jede weitere Entwicklung ab.



II. Der individual-psychologische Ansatz des Wahlverhaltens

Ein weiterer Ansatz der Erforschung des Wahlverhaltens ist der sozial- oder individualpsychologische Ansatz der "Michigan University" in ANN ARBOR (Michigan, USA). Entwickelt wurde dieser von Angus CAMPBELL; Phillipp E. CONVERSE, Warren E. MILLER und Donald E. STOKES. Sie legten dabei persönlichkeitsbezogene Faktoren des Wahlverhaltens zugrunde. Der/die Wahlberechtigte nimmt politische Informationen über Sachprogramme der Parteien und deren Kandidaten gefiltert wahr. Die individuelle Wahlentscheidung ist demnach ein Resultat aus dem Zusammenspiel vorangiger Erfahrung des Individuums und dessen subjektiver Situationsdeutung.


Wahlentscheidungen werden demnach erst getroffen, wenn sie wie durch einen Trichter gefiltert wurden. Dabei spielt es eine Rolle, wie die wahlberechtigte Person in eine Gruppe eingebunden ist und welche Einstellungen in dieser vorherrschen - so z. B. Berufskollegen, Freundeskreis, Einbindung in Berufsverbände (z. B. Gewerkschaften). Oft will das Individuum nicht gegen die vorherrschende Meinung einer Gruppe verstoßen. Langfristige Parteibindungen, die sehr stark auch von der Familie geprägt werden, wirken kurzfristigen Einflüssen entgegen und machen das individuelle Wahlverhalten berechenbarer. Auch wird der Freundeskreis oft danach ausgesucht, welche Grundüberzeugungen vorherrschen. Schlechter informierte Menschen orientieren sich bei ihrer Wahlentscheidung an Meinungsführern.


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Kurzfristige Einflüsse wirken in einer Zeit (gegen Ende der 90er Jahre) immer häufiger auf das Wahlverhalten ein, da sich durch immer höhere Mobilität der Bevölkerung in Beruf die sozialen Milieus immer mehr auflösen.


III. Der "Rational-Choice"- Ansatz des Wahlverhaltens

Diesem Ansatz von Anthony DOWNS liegt ein ökonomisches Verständnis des Wahlverhaltens zugrunde. Dabei werden in diesem Ansatz politisch hoch interessierte und allgemein gut informierte Wähler vorrausgesetzt. Diese machen erst nach reiflicher Überlegung und einer "Kosten-Nutzen-Analyse" ihr Kreuz auf dem Wahlzettel. Die anderen wissenschaftlichen Ansätze werden von Rational-Choice als bereits gegeben vorausgesetzt. In seiner Konsequenz geht dieser Ansatz sogar soweit, daß ein Wähler nach reiflicher Überlegung und nach Abwägung aller Vor- und Nachteile sowie die Einschätzung der Chance, gerade mit seiner Stimme etwas bewirken zu können, letztendlich nicht zur Wahl geht bzw. gehen würde.


Besonders gegeignet ist dieser Ansatz zur Erklärung des Koalitionswahlverhaltens. Oft sind die Wähler einer großen Partei -also CDU/CSU oder SPD- bereit, ihre Stimme einer kleineren, einem möglichen Koalitionspartner, zu geben, also in der Regel FDP oder Grüne. Die Ergebnisse der vergangenen Wahlen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein legen die vermuteten rationalen Erwägungen eines Teils der Wählerschaft zugrunde. Hier konnte man ein sehr starkes Koalitionswahlverhalten zugunsten der FDP erkennen. Ein halbes Jahr zuvor jedoch scheiterte die FDP in Berlin, da sie als Koalitionspartner kaum in Betracht kam und das erwartete Ergebnis -laut Meinungsumfragen- eher auf eine Fortsetzung der Großen Koalition hindeutete.




Teil 2: Der Ansatz der Milieuforschung

Die Milieus und ihre Einstellungen zu Gesellschaft und Politik

Ein weiterer Ansatz zur Erklärung von Wahlverhalten kann die Erforschung von Wähler-Milieus sein. Dieser steht im Zusammenhang mit den beiden erstgenannten Ansätzen. Zunächst wird dabei die Wählerschaft in soziale Milieus eingeteilt. Als zweiter Schritt folgt die Untersuchung der Wertehaltung der entsprechenden Milieus sowie deren Erwartungen an Staat, Politikern und Parteien.


Folgende Erläuterungen liegt eine Untersuchung des SINUS-Institutes (zusammen mit dem POLIS-Institut) zugrunde, die hier einmal wieder gegeben werden soll. Diese Untersuchung, die ursprünglich im Jahr 1984 aufgenommen wurde im Auftrag der SPD, ist in den Jahren 1991/1992 noch einmal aktualisiert worden. Sie hat den Vorteil, "Veränderungen in den Einstellungen und Verhaltensweisen der bundesdeutschen Bevölkerung vor dem Hintergrund des sich vollziehenden Wertewandels zu beschreiben und zu prognostizieren; [...]"


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Begrifflich definiert werden soziale Milieus im Unterschied zur traditionellen Schichteinteilung, die sich oft an ökonomische Fragen orientiert. "Grundlegende Wertorientierungen, die Lebensstil und Lebensstrategie bestimmen, gehen dabei ebenso in die Analyse ein, wie Alltagseinstellungen (zur Arbeit, zur Familie, zur Freizeit, zum Konsum) oder wie Wunschvorstellungen, Ängste oder Zukunftserwartungen. Soziale Milieus fassen, um es vereinfacht auszudrücken, Menschen zusammen, die sich in Lebensauffassung und Lebensweise ähneln, die also subkulturelle Einheiten innerhalb der Gesellschaft bilden. [...] Der Vorteil des Milieukonzepts ist es nun gerade, daß es auf die unterschiedlichen Lebenswelten in unserer Gesellschaft und die sie konstitutierenden Grundorientierungen, Wertprioritäten und Lebensstile bezug nimmt und damit besser als herkömmliche rein soziodemographische Ansätze zielgruppenorientierte Umsetzungen ermöglicht."


Für die Berlin- bzw. Wedding-Analyse sollen hier nur die westlichen Wählermilieus erklärt werden. Das SINUS-Institut fand für den Westen neun Milieus heraus (siehe Grafik 4):


Konservatives gehobenes Milieu8 %
Kleinbürgerliches Milieu22 %
Aufstiegsorientiertes Milieu25 %
Traditionelles Arbeitermilieu5 %
Traditionsloses Arbeitermilieu12 %
Neues Arbeitnehmermilieu5 %
Technokratisch-liberales Milieu9 %
Hedonistisches Milieu12 %
Alternatives Milieu2 %
 ______
 100 %


Seit 1982 ist besonders ein Anwachsen des aufstiegsorientierten, des hedonistischen und des traditionslosen Arbeitermilieus zu beobachten. "Gesellschaftlicher Hintergrund für die Herausbildung der neuen Milieus sind zum einen tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitswelt (neue Technologien, neue Berufsprofile in den Schrittmacherindustrien), zum zweiten die rasante Zunahme mittlerer und gehobene Bildungsabschlüsse und schließlich die Sogwirkung des Wertewandels auf die jüngere Generation in der untere Mitte der westdeutschen Gesellschaft."


Das neue Arbeitnehmermilieu gilt - historisch wie von seiner Altersstruktur her - als das jüngste Milieu. Drei Viertel seiner Vertreter sind unter 35 Jahre (Stand 1992) und haben meist mittlere Bildungsabschlüsse "und sind, wenn sie nicht gerade eine berufsvorbereitende oder weiterqualifizierte Ausbildung absolvieren, häufig in High-Tech-Betrieben oder in modernen Dienstleistungs- und Sozialberufen tätig. Ihr Ziel ist ein selbstbestimmtes, möglichst angenehmes Leben ohne allzu viel Streß und ohne materiellen Verzicht." Allerdings lassen sich die Angehörigen dieses Milieus nicht von Idealen leiten. Politik ist in dem Weltbild dieser Menschen eher ein ergebnisorientiertes Problemlösungsmanagement, weniger geprägt von Parteilichkeit ausgetragene Streitkultur. Im Neuen Arbeitnehmermilieu ist die Affinität für die SPD ausgeprägt, sie "basiert allerdings auf Sachloyalitäten und nicht (wie in den klassischen Arbeitermilieus) auf einer in der Lebenswelt begründeten Parteiloyalität." Interessant ist dieses Milieu für die SPD schon deshalb, weil in den anderen beiden Milieus -traditionelles Arbeitermilieu und traditionsloses Arbeitermilieu- die Bereitschaft, SPD zu wählen, in den letzten 10 Jahren zurückgegangen ist. Die Union hingegen rekrutiert immer noch ein erheblichen Anteil ihrer Wählerschaft aus dem kleinbürgerlichen und aufstiegsorientierten Milieu. Das ist "unter dem Gesichtspunkt der Stimmenmaximierung eine ausgezeichnete Startposition im Wählermarkt [...]." Die Grafik 4 veranschaulicht die Positionierung der Parteien im Milieumodell.


Wie nun sehen die Einstellunngsmuster der jeweiligen Milieuangehörigen aus? Die folgenden Beschreibung zeigt die Lebensziele, soziale Lage und den Lebensstil der Milieus (vollständig entnommen aus der SINUS-Studie):



Kurzbeschreibung der Sozialen Milieus in West-Deutschland
Milieu   Lebensziel   Soziale Lage   Lebensstil
1) Konservatives gehobenes Milieu   Bewahren gewachsener Strukturen und Traditionen (humanistisches Selbstverständnis);
Anerkannte Stellung in der Gesellschaft (Elite-Bewußtsein);
Erfülltes Privatleben, harmonisches Familienleben;
Materieller Erfolg, distinguierter Lebensrahmen
   Überdurchschnittlich hohe Formalbildung;
Viele leitende Angestellte und Beamte sowie Selbständige und Freiberufler;
Hoher Anteil von Rentnern und Pensionären;
Hohe und höchste Einkommensklassen.
   Ablehnung alles Übertriebenen, Oberflächlichen;
Hohe Qualitätsansprüche; Traditionsbezug und Kennerschaft.
2) Kleinbürgerliches Milieu   Festhalten an den traditionellen Werten: Pflichterfüllung, Verläßlichkeit, Ordnung und Diziplin;
Bleibende Werte schaffen: Besitz, materielle Sicherheit, Ausbau des Lebensstandard;
Status Quo-Orientierung: Absicherung des Erreichten, in geordneten Verhältnissen leben.
   Überwiegend Hauptschule mit abgeschlossener Berufsausbildung;
Viele kleine und mittlere Angestellte und Beamte sowie kleine Selbständige und Landwirte.
Hoher Anteil von Rentnern und Pensionären.
Meist kleine bis mittlere Einkommen.
   Konventionalismus, Anpassung, Sicherheit;
Selbstbeschränkung, Bereitschaft zum Verzicht;
Bevorzugung zeitlos gediegener Produkte;
Ordnung und Sauberkeit als wichtigstes Stilprinzip.
3) Traditionelles Arbeitermilieu   Befriedigender Lebensstandard (ein gutes Auskommen haben);
Sicherer Arbeitsplatz / gesichertes Alter;
Soziale Integration: anerkannt sein bei Freunden, Kollegen, Nachbarn (Traditionelle Arbeiterkultur);
Bescheidenheit und Anpassung an die Notwendigkeiten.
   Überwiegend Hauptschulabschluß mit anschließender Berufsausbildung;
Hoher Anteil von Facharbeitern und angelernten / ungelernten Arbeitern;
Überdurchschnittlich häufig Rentner;
Kleine bis mittlere Einkommen.
   Pragmatisch, nüchterne Sicht der eigenen sozialen Lage; Einfacheit, Sparsamkeit;
Keine übertriebenen Konsumansprüche, kein Prestigekonsum;
Bevorzugung solider, handfester und haltbarer Produkte, Skepsis gegenüber modischer Neuerungen
4) Traditionsloses Arbeitermilieu   Anschluß halten an die Konsum-Standards der breiten Mittelschicht (Fernseher, Videorecorder, Auto);
Anerkannt werden, mithalten können, "dazugehören" (Normalität und Bürgerlichkeit);
Träume vom "besonderen Leben" (Luxus, Geld, Prestige).
   Geringe Formalbildung;
Überdurchschnittlich viele ungelernte und angelernte Arbeiter, hohe Arbeitslosigkeit;
Kleine bis mittlere Einkommen;
Untere Einkommenschichten sind überrepräsentiert.
   Verdrängung der Zukunft, Konzentration auf das Hier und Heute (häufig ungenügende Daseinsvorsorge);
Beschränkte finanzielle Möglichkeiten, häufig lebt man über seine Verhältnisse;
Spontaner Konsumstil, rasches Aufgreifen neuer Moden und Trends.
5) Neues Arbeitnehmermilieu   Das Leben so angenehm wie möglich gestalten, sich leisten können, was einem gefällt - aber flexibles Anspruchsniveau ("realitätsbezogener Hedonismus");
Kreativ sein, Verantwortung übernehmen, eigenständig handeln (Autonomiestreben);
Sich geistig weiterentwickeln, nicht stehenbleiben ("lebenslanges Lernen")
   Junges Milieu, Altersschwerpunkt unter 25 Jahren.
Mindestens Realschulabschluß, viele Auszubildende, Schüler und Studenten; auch Facharbeiter (häufig in Schrittmacherindustrien), qualifizierte Angestellte, Beschäftigte im öffentlichen Dienst;
Mittlere bis hohe Einkommen, oft Doppelverdiener.
   Aufgeschlossen für Neues, keine geschlossenen Weltbilder, Mobilitätsbereitschaft, Stiltoleranz;
Mainstream der jungen Freizeitkultur, konventioneller Modernismus im Konsum;
Hightech als selbstverständliches Element im Alltag (im Beruf und in der Freizeit).
6)Aufstiegsorientiertes Milieu   Beruflicher und sozialer Aufstieg (sich hocharbeiten) als zentraler Lebensinhalt;
Vorzeigbare Erfolge haben, mehr erreichen als der Durchschnitt, Ansehen genießen;
Große Bedeutung von Konsumwerten (Auto, Urlaub, exklusive Freizeitaktivitäten).
   Häufig mittlerer Abschluß oder Hauptschule mit abgeschlossener Berufsausbildung.
Viele Facharbeiter und qualifizierte Angestellte, auch (kleinere) Selbständige und Freiberufler;
Meist mittlere bis hohe Einkommen.
   Orientierung an den Standards gehobener Schichten;
Erfüllung der Rollenerwartungen im Beruf und sozialen Leben ("nur nicht unangenehm auffallen");
Prestigeorientierter Konsumstil, hohe Wertschätzung von Statussymbolen.
7) Technokratisch-liberales Milieu   Wunsch nach intensivem Leben, neuen Erfahrungen, Persönlichkeitswachstum;
Erfolg, Selbstverwirklichung (im Beruf), hoher Lebensstandard;
Gezielte Planung von Karriere und Privatleben ("Glück ist machbar");
Freiräume, um die schönen Dinge des Lebens zu genießen
   Überdurchschnittlich häufig hohe Formalbildung (Abitur, Studium);
Viele Schüler und Studenten, qualifizierte und leitende Angestellte und Beamte, mittlere und größere Selbständige, Freiberufler;
Hohe und höchste Einkommen sind überrepräsentiert.
   Starkes Bedürfnis nach individueller Selbstdarstellung (Stilavangardismus, Souveränität, Kennerschaft);
An neuen Trends orientierter Konsumstil (Trendsetting);
Spielerische Momente der Alltagsbewältigung ("sich nicht zu Tode schuften", "das Leben nicht zu ernst nehmen)."
8) Hedonistisches Milieu   Freiheit, Ungebundenheit, Spontanität (demonstrative Ablehnung von Sicherheits- und Geborgenheitswerten);
Das Leben genießen, intensiv leben;
Anders sein als die "Spießer" Autonomie im Lebensstil, radikaler Inividualismus).
   Altersschwerpunkt bei den 20- bis 30-jährigen;
Überdurchschnittlich häufig geringe Formalbildung ("Abbrecher");
Viele Schüler und Auszubildende, hoher Anteil an Arbeitslosen, un- und angelernten Arbeitern, ausführenden Angestellten ("Jobbern");
Meist kleine bis mittlere Einkommen.
   Leben im Hier und Jetzt, kaum Lebensplanung;
Originalität, Unverwechselbarkeit, "Echtheit" sind wichtige Stilansprüche;
Spontaner Konsumstil, unkontrollierter Umgang mit Geld;
Freude am guten Leben, an Luxus und Komfort.
9) Alternatives Milieu   Postmaterielle Ansprüche: Entfaltung der Persönlichkeit, Selbstverwirklichung;
Aufbau einer menschengerechten Welt (privat und gesellschaftlich), Ablehnung von Äußerlichkeitswerten;
Intensive zwischenmenschliche Beziehungen, Teilnahme am kulturellen und politischen Leben.
   Deutliche Überrepräsentation der höchsten Bildungsstufen (Abitur, Hochschulabschluß);
Viele Schüler und Studenten, qualifizierte Angestellte, Beamte im höheren Dienst, Freiberufler;
Sowohl geringe als auch hohe Einkommen sind überdurchschnittlich häufig vertreten.
   Umweltbewußte Lebensführung ("neue Natürlichkeit"); Wertschätzung des selbermachens (Möbel, Kleidung, Nahrung etc.), häufig Rückzug in alternative Idyllen; Individualität und Echtheit ("Authentizität" sind wichtige Stilmerkmale.


Diese oben beschriebenen Milieus zeigen die Lebenseinstellungen (Wertorientierungen) ihrer Angehörigen auf. Die SPD hat die Schwierigkeit, erreichbar für das Arbeitermilieu wie auch das technokratisch-liberale Milieu zu sein. Die Angehörigen der Milieus unterscheiden sich oft nicht nur in ihren Wertehaltungen, sondern in ihren Alterstrukturen, d. h. die Generationen unterscheiden sich ebenfalls. Sie haben unterschiedliche Lebensperspektiven und für eine große Volks-Partei wie der SPD ist es zunehmend schwierig, diese programatisch abzudecken, und zwar so, daß sie ihre Stimmenanteile maximieren kann.


Zum anderen sollte man auch kritisch gegenüber den Empfehlungen des SINUS-Institutes sein: Es empfahl der SPD, sich gegebenenfalls im Hedonistischen, im Neuen Arbeitnehmermilieu sowie im Technokratischen Milieu verstärkt um neue Wähler zu bemühen. Die kritische Betrachtung der Lebenseinstellungen und Lebensziele in diesen Gruppen jedoch legt den Schluß nahe, daß sie etwas oberflächlich an viele Dinge herangehen, d. h. auch die Politik in Gefahr gerät, als "Konsumgut" angesehen zu werden. Gerade der Führungs-Streit der SPD im Jahre 1995 zeigte bereits deutlich, in welcher Oberflächlichkeit solche Diskussionen geführt werden. Der überflüssige Streit um den SPD-Vorsitz wurde nicht rational geführt (d. h. die Frage der fachlichen Qualifikation wurde überhaupt nicht gestellt und es wurde Rudolf Scharpings Sacharbeit als Fraktionsvorsitzender in keiner Weise gewürdigt), sondern es ging lediglich um die Frage, wer die deutsche Öffentlichkeit besser beeindruckt und wer besser "ankommt".



Teil 3: Der Prozeß des Wertewandels

a. Der Wertebegriff

Eine These, die zwar nicht eine Wahlverhaltenstheorie an sich ist, jedoch immer wieder im Zusammenhang auch mit Wahlverhalten dargestellt werden sollte, ist die "Theorie des Wertewandels" in den westlichen Industriestaaten. Hier allerdings steht die Wahl- und Sozialforschung vor einem Problem: Gerade im Zusammenhang mit der Vereinigung Deutschlands aus zwei Staaten, die 40 Jahre lang, also mehr als eine Generation, in verfeindeten politischen Lagern (das heißt ideologisch verfeindeten Blöcken, die nicht nur durch eine Mauer in Ost-Berlin getrennt waren) standen, muß man diese Theorie auch unterschiedlich anwenden. Im Westen der Republik (den alten Bundesländern) hatten zwei Generationen lang die Möglichkeit, sich weitestgehend selbstbestimmt zu entwickeln und ohne diktatorische Vorschriften ihren Weg zu finden. Im Osten Deutschlands (den neuen Bundesländern) konnten die Menschen dieses nicht: Sie waren täglich einer Diktatur ausgesetzt, die sich bis in die privaten Bereiche ihres Lebens einmischte und aus diesem Grund mußten sie sich ihre "Nischen" suchen. Von daher machten sie zum erheblichen Teil auch andere politische Erfahrungen. Über das westliche Fernsehen aber, das man in weiten Teilen dort empfangen konnte, wurden die Bürger dort auch über Entwicklungen in der Bundesrepublik (alt) informiert. Sie konnten aus diesem Grund auch bestimmte Vorlieben und Abneigungen gegenüber den westdeutschen Parteien hin aufbauen, die Wahlforschung spricht daher auch von einem "geliehenem Parteiensystem"


Die Thesen zum Wertewandel in den westlichen Industriestaaten sind weitestgehend auf Ronald Inglehart zurückzuführen. Er vertritt die Ansicht, daß sich zum Beispiel durch durch die Ausweitung des allgemeinen Wohlstandsniveaus und der Expansion des Bildungswesens auch gesellschaftliche Werte der Menschen seit Ende der sechziger Jahre zum erheblichen Teil geändert haben. In Untersuchungen zu den Werten einer Gesellschaft nimmt man an, "daß menschliches Verhalten nicht nur von Interessen und rationalen Nutzenerwägungen geleitet ist, sondern ebenso stark von Motiven, die sich aus den in einer Gesellschaft geltenden Wertevorstellungen ableiten lassen." Werte können demnach auch "soziale Handlungsanweisungen" darstellen, nach denen sich eben auch das Wahlverhalten und die Normen, an denen man das Verhalten der politisch agierenden Personen mißt, ausrichtet. Max Weber wies 1905 nach, daß eine dieser Handlungsanweisungen auch die Religion ist. Die evangelische Haltung und vor allem der puritanischen Calvinismus, prägten Wertprinzipien "wie Leistungsstreben, asketische Lebensform, Berufsethos und Pflichtgefühl zur Ausprägung entsprechender wirtschaftlicher und politischer Einstellungen und Verhaltensweisen führten, die als 'Geist des Kapitalismus' die Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Aufstieg dieser Nationen darstellten." Das Verhalten der Menschen, auch ihr Leistungsstreben und ökonomische Denkweise und ihre Ansichten über "die soziale Struktur, daß heißt die Verhältnisse der verschiedenen Gruppen einer Gesellschaft zueinander", sind durch Wertvorstellungen geprägt. Die Herausbildung der Wertvorstellungen, zum Beispiel in der hochindustriealisierten Bundesrepublik, sind "parallel zu sehen zur Herausbildung der großen politischen Hauptspannungslinien (cleavages) einer Gesellschaft. In diesem Prozeß sind von den widerstreitenden sozialen Gruppen eine Reihe von politischen Zielvorstellungen formuliert worden, die in verallgemeinerter Form in den Grundwertebereich westlicher Gesellschaften übernommen worden sind." Durch die moderne empirische Sozialforschung ist es zumindestens annähernd möglich, auch individuelle Wertvorstellungen, herauszufinden.


Der Wertebegriff ist von anderen ähnlichen Begriffen folgendermaßen abzugrenzen:

- von den Einstellungen unterscheidet er sich durch seine geringere gesellschaftliche Verbindlichkeit und Stabilität sowie seine subjektive Veränderbarkeit;

- von den sozialen Normen unterscheidet er sich dahingehend, daß sich Normen auf "spezifische Situationen oder konkretes Verhalten beziehen," Werte besitzen demnach einen höheren Allgemeinheitsgrad;

- Werte sind, wie schon erwähnt, geprägt durch die (politische) Kultur eines Landes und von bestimmten Bevölkerungsgruppen. Bedürfnisse (nach Nahrung, Liebe usw.) können unbewußt bei einer Person agieren. Sind diese Bedürfnisse jedoch bewußt gemacht und ausformuliert, können sie, je nach "kultureller Deutung" auch als Wert angenommen werden.


Nach Rokeach und Maslow gibt es in einer Gesellschaft, wie bei den Bedürfnissen auch, eine Hierarchie, nach der die Individuen ihr Verhalten ausrichten und das der politisch agierenden Personen messen, so zum Beispiel Frieden, Gleichheit, soziale Sicherheit, Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung, Vergnügen (hedonistische Werte), usw. Inglehart geht weiter und unterteilt nach materialistischen und postmaterialistischen Werten. Erstere sind, grob gesagt, weitgehend noch formuliert in der Zeit der Bildung und Reifung der Industriegesellschaft und haben das "Streben nach materieller Versorgung und Sicherheit" zum Inhalt. Letztgenannte sind, bei schon formierten ausgebildeten Industriegesellschaften mit hohem Wohlstandsniveau (zum Beispiel durch Vorhandensein einer breiten Mittelschicht, einem ausgebauten Sozialstaat in dem man zu den Bildungseinrichtungen weitgehend gleiche Zugangsvoraussetzungen besitzt), Werte, die durch soziale Anerkennung und Selbstverwirklichung geprägt sind.


Die Thesen Ingleharts besagen, daß in einer Gesellschaft wie die der Bundesrepublik Deutschland nun materielle Bedürfnisse durch das hohe Wohlstandsniveau, geschaffen durch weitgehenden Abbau des Konfliktes zwischen Arbeit und Kapital und breiter Streuung an Arbeitsplätzen und sozialer Absicherungen im Alter und bei Arbeitslosigkeit, befriedigt sind und in der Wertehierarchie nun postmaterielle Werte wie Selbstverwirklichung und "ideeller" Politkziele und der Befürwortung auch unkonventioneller politischer Beteiligungsformen" wichtiger geworden seien. Letztere sind besonders ausgeprägt - das ist auch durch sozialwissenschaftliche Untersuchungen weitgehend belegt worden - in besser ausgebildeten Schichten der Gesellschaft sowie bei den jüngeren Menschen. Durch die Studentenbewegung Ende der sechziger Jahre und Anwachsen sowie auch der Akzeptanz der Ökologie- und Friedensbewegung sind solche Werte in die Gesellschaft hineingetragen worden. Damit hat sich aber auch ein neuer Konflikt in den Gesellschaften der westlichen Demokratien, eben auch in die der Bundesrepublik Deutschland, entwickelt: Der Konflikt zwischen denen, die auf traditionelle Weise (das heißt im Rahmen der Industriegesellschaft, auch mit ihren Gefahren für die Natur) produzieren wollen (und somit auch den Sozialstaat finanzieren) und denen, die diese Industriepolitik ablehnen. Die Anforderungen einer modernen Industriegesellschaft haben auch die Ausbildungsanforderungen sowie die Verbreitung höherer Bildungsabschlüsse (Abitur und weiter) gefördert. Durch den Ausbau des Sozialstaates bildete (bzw. verbreiterte) sich auch die "Berufsklasse" der sogenannten "neuen Mittelschicht", das heißt Beamten und (vor allem) die Angestelltenberufe, die Anteile der Arbeiter und Selbständigen gingen stetig zurück. Diese neue Mittelschicht zeichnet sich vor allem durch ein weitgehend ungebundeneres und flexibleres Wahlverhalten aus, hier sind auch die meisten Wechselwähler zu finden.


b. Die Werte bei den Anhängern der etablierten Parteien

Eine Untersuchung des Frankfurter Meinungsforschungsinstitut Basic-Research stellt die Werthaltungen einmal der Wähler der etablierten Parteien, der Wähler der Protestparteien sowie die der Nichtwähler gegenüber. Dabei wurden zunächst die beiden Wertesysteme Globale Wertorientierungen und das Wertesystem Staat und Gesellschaft gegenüber gestellt. Erste zeigen Werthaltungen allgemein, zweite stellen Forderungen an die Gesellschaft und die staatlichen Institutionen dar. Herausgefunden wurde dabei, daß es der Bevölkerung wichtig ist, "in einem Staat zu leben, der für ein soziales Klima sorgt, in dem man unbeschwert leben kann, der allen Bürgern umfangreiche Bildungsmöglichkeiten anbietet, der ferner gute Voraussetzungen bietet, etwas zu leisten und Erfolg zu haben, und der außerdem dafür sorgt, daß jeder - sofern er keine Gesetze verletzt - so leben kann, wie es ihm gefällt."


Die Ergebnisse dieser Untersuchung legen den Schluß nahe, "daß man dem Staat gegenüber mit realtiv hohen Dienstleitungserwartungen auftritt, [...], aber nicht unbedingt, daß man umgekehrt im Hinblick auf die eigene Person auch in jedem Falle willens und bereit ist, eine adäquate Gegenleistung zu geben oder entsprechende Wertorientierungen im Globalen Wertesystem mit derselben Wichtigkeit zu versehen." Es ist dieser Untersuchung zufolge erkennbar geworden, daß auch nur wenige bereit sind, zum Beispiel in öffentlichen Ämtern Verantwortung zu übernehmen. Und es ist für viele auch weniger wichtig geworden, "Pflichten als Staatsbürger" zu übernehmen und sich Mehrheitsbeschlüssen zu fügen. Nach Parteisympathien eingeteilt bedeutet dies, daß sich die Anhänger von Unionsparteien und Sozialdemokraten in der Wertehierarchie kaum voneinander unterscheiden, die FDP-Anhänger betonen dazu noch Werte wie Wissenserweiterung und Leistung. Vergleicht man nun die Wählerschaften von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen mit der Gesamtheit aller Befragten, so wird erkennbar, daß bei den Wählern von CDU/CSU Werte wie Vertrauen und Toleranz in der Spitzengruppe fehlen, dafür aber Werte wie Moral und Kooperation als überdurchschnittlich wichtig eingestuft werden. [...] Bei den Wählern [...] der SPD fehlt im Gegensatz zur Gesamtheit aller Befragten und zur Gruppe der CDU/CSU-Wähler in der Spitzengruppe der Wert Leistung, während zusätzlich Wertorientierung wie Kooperation und Verantwortung in der Spitzengruppe auftauchen." Bei den Grünen kommen zusätzlich noch Werte wie z. B. Wissenserweiterung, Daseinsgenuß (hedonistische Werte) sowie auch Toleranz mit zum Tragen, jedoch weniger "Werte wie Sicherheit, Pflichterfüllung und Ästhetik." Alles in allem ähneln sich die Werte der etablierten Parteianhänger. Gibt es auch unterschiedliche Wege in den Vorstellungen zur Ausgestaltung des Gemeinwesens, so sind sich die Anhänger der etablierten Parteien sowie der Grünen in den Grundwerten weitestgehen einig.


Teil 4: Allgemeines zu den Nicht- und Protestwählern

1. Die Nichtwähler - Tatsachen und Mißverständnisse

Untersuchungen über Nichtwähler sind so neu nicht, jedoch bezüglich der zunehmenden Wahlenthaltung vor allem seit Beginn der 90er Jahre sehr aktuell. Die vergangenen Landtagswahlen schienen darauf hinzudeuten, daß sich die Zahl an Nichtwählern deutlich erhöhen würde. Immer ist dabei von den Medien die Ansicht verbreitet worden, daß es sich dabei um eine Bestätigung einer in der Öffentlichkeit vorhandenen Parteienverdrossenheit handeln würde. Deutschland liegt dabei, was Wahlbeteiligung anbelangt, nicht mehr an der Spitze der westlich-demokratischen Länder, sondern "im Mittelfeld der Staaten der Europäischen Gemeinschaft, sieben Jahre lag sie noch in der Spitzengruppe."


Vor allem die Landtagswahlen in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Bremen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein scheinen auf Parteienverdrossenheit, die sich in niedriger Wahlbeteiligung, Abwendung von den etablierten Parteien und politische Hinwendung zu (vor allem rechtsextremen) Protestparteien niederschlug, hinzuweisen. Es empfiehlt sich, einmal genauer die einzelnen Nichtwählergruppen zu betrachten, denn es gibt, soviel sei schon vorweg angemerkt, nicht den Nichtwähler, sondern verschiedene Gruppen von Nichtwählern, die sich auch in ihren Zielsetzungen und Einstellungen voneinander unterscheiden. Spricht der eine Vertreter der hiesigen Wahlforschung im Zusammenhang mit zunehmender Nichtteilnahme an Wahlen von einer "elektoralen Fahnenflucht" als "Ausdruck einer politischen Vertrauenskrise, der gestörten Beziehung zwischen Wählern und Gewählten, zwischen der politischen Klasse und ihrer Verankerung an der Basis" so kommt der andere eher auf "eine Normalisierung" des Wahlverhaltens als eine Angleichung an Verhältnisse, wie sie eben auch in anderen demokratischen Staaten vorkommen. Eine These besagt, "daß bei stabilen politischen Verhältnissen über einen längeren Zeitraum, bei Vertrauen in das politische System und seine Institutionen und einer allgemeinen Zufriedenheit mit der Funktionsweise des Systems, die Bürger zu einer geringeren Beteiligung bei Wahlen neigen, wie das in alten Demokratien, z. B. in der Schweiz oder den USA, zu beobachten ist."


Oft wird, wie bereits erwähnt, von einer "Nichtwähler-Partei-NWP" gesprochen, die dann auch mit Sitz und Stimme - der Wahlforscher Jürgen Falter schätzt sie für die Bundestagswahl 1990 als drittstärkste Kraft hinter der SPD (in den neuen Bundes-Ländern sogar stärker als die SPD, bezogen auf die Zahl der Wahlberechtigten) ein - im Bundestag verteten wäre. Diese Nichtwählerhomogenität besteht jedoch nur in einem Punkt, nämlich dem, daß die Bürger es vorzogen, nicht zu einer betreffenden Wahl zu gehen. In Deutschland ging die Wahlbeteiligung - vergleicht man die Bundestagswahlen 1983 und 1994 miteinander - um ca. 10 Prozent zurück. Dieses ist der zweitstärkste Anstieg in demokratischen Staaten. Diese Wahlen lagen jedoch nicht direkt hintereinander, sondern es waren 11 Jahre dazwischen mit 3 Wahlperioden, von daher ist auch keine Vergleichbarkeit angebracht.


2. Die Unterteilung der Gruppe "Die Nichtwähler" aufgrund von Ergebnissen aus der Wahlforschung

a) Als sogenannte "unechte Nichtwähler" bezeichnet man "alle, die aus technischen Gründen nicht an einer Wahl teilnehmen können." Sie werden auch als "technische" Nichtwähler bezeichnet. Sie würden wählen gehen, sind aber nicht mehr erreichbar gewesen, sie weisen oft "sozialstrukturelle Besonderheiten auf." Oft finden sich in den Wählerlisten auch Fehler durch Doppelzählungen usw.; ausgeschlossen durch diese Besonderheiten sind "etwa drei bis vier Prozent." Auch plötzliche Erkrankungen sind ein Grund einer Nichtteilnahme, diese erhöhen den Nichtwähleranteil noch einmal um etwa 2 Prozent.


b) Dauer-Nichtwähler machen, so die Erhebungen der Wahlforschung, zusätzlich noch etwa "vier bis fünf Prozent" aus. Diese verweigern Wahlen grundsätzlich entweder aus religiösen Gründen (Zeugen Jehovas) oder ideologischen Grundsätzen von Gegnern des parlamentarischen Systems (Äußerungen wie z. B. "Schweine regieren, Esel wählen").


c) "Während unechte und Dauer-Nichtwähler mit etwa sieben bis zehn Prozent veranschlagt werden, kann die Zahl der konjunkturellen Nichtwähler - je nach Wahlebene - das Doppelte bis Dreifache ausmachen." Diese konjunkturellen Nichtwähler stellen somit das Hauptinterresse der Wahlforscher, aber auch der Wahlkämpfer der Parteien, dar. Sie gelten als diejenigen, die die inzwischen "Sinnhaftigkeit" einer Wahl, oder Wahlen überhaupt, wie auch die Tätigkeit des politischen Personals "bewerten" und sogar "den gesamten Zustand der politischen Kultur heute und auch die Leistungsfähigkeit des politischen Systems unter die Lupe, auf den Prüfstand" rücken. Unterstellt man hierbei, daß es sich bei den konjunkturellen Nicht-Wählern um frustrierte Wähler, Protestwähler usw. handeln würde, dann sinkt der politische "Kurswert" von Personen wie auch von Parteien mit der Zunahme dieser Nichtwähler.


3. Wahlenthaltung nach dem Merkmal "Geschlecht"

Aus der bundesamtlich erhobenen Repräsentativstatisk zur Bundestagswahl 1990 erkennt man zunächst einen überaus hohen Anteil junger Frauen, die nicht zur Wahl gingen, er betrug etwa 34,7 Prozent im Westen, sogar 44,8 % im Osten in der Altersgruppe zwischen18 bis unter 21 Jahren, bei jungen Männern betrug der Nichtwähleranteil in dieser Altersgruppe 31,3 % im Westen, 42 % im Osten. In Führungskreisen der SPD sprach man - als Trost für die 1990 haushoch verlorene Bundestagswahl - daß die Jugend hinter Lafontaine stünde. Um diese Behauptung jedoch zutreffender zu gestalten, hätte die SPD gerade diese Erstwähler, die ja so massiv von den Urnen fernblieben, für sich mobilisieren müssen, was nicht der Fall war. Im Westen (das heißt Bundesländer-alt, die Wahlkreise 1-248) ging die Wahlbeteiligung um insgesamt 5,9 Prozent zurück. Im umgekehrten Schluß bedeutet dies eine fast 6 prozentige Zunahme der Nichtwähleranteile bei den Erstwählern (Männern) im Alter von 18 bis unter 21 Jahren stieg der Anteil um 16,7 Prozent, bei den jungen Frauen sogar um 17,9 % an. Auch bei den anderen Altersgruppen, außer bei den 35- unter 45-jährigen, ist die Beteiligung niedriger gewesen als bei den Männern.


Als ein Grund für die geringere Wahlbeteiligung bei Frauen wird deren angeblich geringeres politisches Interesse behauptet. Als einen weiteren Grund (der eher gegenteilige Rückschlüsse zuläßt) für die geringere Wahlbeteiligung - vor allem von jungen Frauen - scheint "eine bei diesen im Vergleich zu den männlichen Altersgenossen verbreitetere Parteienverdrossenheit" zu sein. Dabei stimmten in der Stuttgarter Nichtwählerbefragung (etwas) mehr Frauen als Männer Feststellungen wie z. B. "Der Umgang der Politiker miteinander war abstoßend" und "Die Politiker machen doch, was sie wollen" zu. Die Frage, die sich hier anschließt, ist, ob denn Frauen wieder an Wahlen teilnähmen, wenn sich der Umgang der Politiker "verbessert", bzw. ob die Zunahme von politisch tätigen Frauen, die "besseren" Umgang pflegen, die Politiker- oder Parteienverdrossenheit mindern würde.


4. Häufiges Nichtwahlverhalten bei Jung-Wahlberechtigten

Die Senkung des Wahlalters auf zum Beispiel 16 Jahre ist in der Öffentlichkeit vor allem im Hinblick auf das geringe Engagemant von jungen Menschen diskutiert worden. Die Senkung des Wahlalters spielt keine Rolle, denn "Wahlen als Form der politischen Beteiligung" müßten dabei von jungen Menschen stärker akzeptiert werden, was sie, nach amtlicher Wahlstatistik und Befragungen, offensichtlich nicht sind. Dabei spielt nicht nur die Parteienverdrossenheit, soweit vorhanden, in die Wahlentscheidung vor allem junger Menschen hinein. Erstens wurde die 1990er Bundestagswahl von vielen jüngeren Menschen als "weniger 'historisch' eingestuft" und zweitens scheint sich ein Wandel in der Einstellung junger Menschen gegenüber der Institution Wahl bzw. Wählen als staatsbürgerliche Pflicht" abzuzeichnen. Bei zunehmendem Alter, mit dem auch in den allermeisten Fällen eine zunehmende berufliche Einbindung einhergeht, steigt der Wahleifer an. Dabei spielt offensichtlich auch wiederum die soziale Einbindung des Menschen eine Rolle.



5. Nichtwahlverhalten nach Beruf und Bildung sowie Konfession

Graphik 5

Bei der Bundestagswahl 1990 beteiligten sich um so weniger Menschen (in untersuchten Wahlkreisen), "je höher [...] der Anteil der Arbeitslosen, der Arbeiter, Selbständigen und Mithelfenden, der Hauptschulabsolventen, Katholiken und Einpersonenhaushalte" war. Der Anstieg der Nichtwähleranteile war hoch "in Wahlkreisen mit vergleichsweise vielen Arbeitern, Hauptschulabsolventen [...]. Tendenziell unter dem Durchschnitt bleibt er, wo prozentual viele Angestellte, Beamte und Wahlberechtigte mit Realschul- oder Gymnasialabschluß leben sowie in Dienstleistungszentren." Diese Ergebnisse wurden offensichtlich in einer Stuttgarter Untersuchung bestätigt. Die Ergebnisse zeigen, daß eine stärkere Parteienverdrossenheit bei den Arbeitern vorhanden ist als bei Angestellten oder Beamten, wie sich aus dem Antwortverhalten auf entsprechende Fragen ergibt. Wird nach Parteienverdrossenheit gefragt, so kommen offensichtlich auch die entsprechenden Antworten.


6. Zur Differenzierung der Ergebnisse

Dennoch sind eben nicht alle Nichtwähler unzufrieden oder "parteienverdrossen", sondern nur ein Teil, der aber in der aktuellen Medienberichterstattung offenbar am deutlichsten auffällt. Im Ergebnis sind nämlich die meisten Analysen - in der Tendenz - zu der überwiegenden Einschätzung gekommen, daß der wichtigste Grund für die Nichtteilnahme an Wahlen offensichtlich in Parteienverdrossenheit zu suchen sei. Eine neue Untersuchung, durchgeführt von dem Mannheimer Politologen Thomas Kleinhenz stellt folgende Ergebnisse heraus. Sieben Nichtwählertypen sind unterschieden worden:


- der "Randständige", der die hiesigen Parteien und die Institutionen offenbar ablehnend gegenübersteht. Dieser Nichtwählertyp zeichnet sich, laut Ergebnis der Untersuchung, durch niedriges Einkommen und niedrigem Bildungsgrad aus.

- der "desinteressierte Passive", welcher eher zur Systemzufriedenheit neigt, den aber politische Fragen nur am Rand interessieren;

- die "Saturierten", die "von Mal zu Mal" wählen gehen und einen ähnlichen Nichtwählertypen, bezüglich der Systemzufriedenheit, darstellen. In dieser Gruppe sind überdurchschnittlich hohe monatliche Haushaltseinkommen zu finden.

- die "aufstiegsorientierten Jüngeren" sind eher orientiert an Leistungsstreben und Karriere, aber auch ein konsumorientiertes Freizeitverhalten. "Parteibindungen existieren kaum, wählen empfindet er nicht als selbstverständlich."

- die "jungen Indvidualisten" stellen ihre persönlichen Ziele, worunter hauptsächlich "Selbstentfaltung" zu verstanden wird, in den Mittelpunkt. Staatsbürgerliche "Pflichten" und Politik halten die Vertreter dieser Gruppierung, laut Untersuchungsergebnis, offenbar nicht für allzu wichtig;

- die "politisch Aktiven" gelten nicht als Dauer-Nichtwähler. Diese Gruppierung hält Wahlen nicht für die einzige Form von politischem Engagement, sondern beteiligt sich auch an Bürgerinitiativen und Demonstrationen. Deren "politische Heimat liegt bei den Grünen und der SPD. Höhere formale Bildungsabschlüsse sind in dieser Gruppe, die sich auch für politisch kompetent halten und dementsprechend interessiert sind, stärker anzutreffen;"

- die "enttäuschten Arbeiter", die hohes politisches Interesse und überwiegend eine starke Bindung an die SPD besitzen, sind eher als "systemunzufrieden" mit Parteien und Politikern einzustufen. Insgesamt machen nach dieser Untersuchung die definitiv parteiverdrossenen Wähler nur etwa ein Drittel der Nichtwähler aus. "Im Gegensatz zu den Ergebnissen früherer Nichtwählerstudien kommen die Wahlscheuen weder zum Großteil aus unteren Schichten, noch rekrutieren sie sich in der Masse aus gesellschaftlichen Randgruppen. Die meisten Nichtwähler sind sozial und politisch 'Bürger der Mitte.'"


7. Die Wertvorstellungen der Nicht- und Protestwähler

Die Untersuchung des Wertesystems bei Nichtwählern zeigt auf, daß diese Gruppe in ihren Vorstellungen sich auch weitgehend mit denen der etablierten Parteien (einschließlich der Grünen) deckt. Unterschiede gibt es lediglich dahingehend, daß "bei den Nichtwählern der Wert Aktivität eine geringfügig größere Rolle spielt und Moral im Vergleich zur Gesamtheit aller Befragten als deutlich weniger wichtig angesehen wird." Dieses scheint auch ein Hinweis auf die größeren Anteile jüngerer Bevölkerungsgruppen bei den Nichtwählern zu sein. Nichtwähler weisen demnach auch kein ausgeprägt eigenständiges Werteprofil auf. Daß heißt, daß sie aus allen Parteigruppierungen kommen können und entsprechend auch für jede (etablierte) Partei auch mobilisierbar sein müßten.


8. Die Werteorientierungen der rechten und linken Protestwähler

Während sich also die Nichtwähler offensichtlich kaum von der Gesamtheit unterscheiden, sollten auch die Wertevorstellungen der Protestwähler (wobei hier stellvertretend die PDS-Anhänger für die linken und die Republikaner-Anhänger für die rechten Protestwähler stehen sollen) dargestellt werden. Vergleicht man hierbei die globalen Wertevorstellungen, "so zeigt sich, daß die Wähler der Republikaner signifikante Abweichungen von der Gesamtheit aller Befragten aufweisen. So wird erkennbar, daß der bei der Gesamtheit aller Befragten zweitwichtigste Wert Verantwortung, das heißt die Bereitschaft für eigenes Handeln Verantwortung zu übernehmen, in der Spitzengruppe der Globalen Wertorientierungen völlig fehlt." Die REP-Anhänger haben an den Staat "extreme Dienstleistungserwartungen bezüglich Sicherheit, Rahmenbedingungen für Daseinsgenuß, Besitzsteigerung, Schaffung einer internationalen Anerkennung und Geltung sowie machtvollen staatlichen Auftritts und gleichzeitig fehlender Akzeptanz eines staatlichen Altruismus nach außen." REP-Anhänger können nach dieser Untersuchung als egoistischer eingeschätzt werden. Religiösität ist bei den Rep-Anhängern nicht besonders ausgeprägt. Der Wert "Verantwortung" ist bei Rep.-Anhängern schwächer ausgeprägt als beim Durchschnitt, sowohl bei den globalen Wertorientierungen wie auch bei den Einstellungen bezüglich Staat und Gesellschaft.


Bei den Anhängern der PDS sieht dieses leicht anders aus, auch wenn sie sich ebenfalls von der Mehrheit der Wähler unterscheiden. Den PDS-Wählern kommt es im Gegensatz zu denen REP weniger auf egoistische Werte an, sie reklamieren für sich "höhere moralische und ethische Vorstellungen bezüglich der eigenen Person." Sie legen im Gegensatz zu den Republikanern mehr Wert darauf, auch von anderen geschätzt zu werden und setzen altruistische Werte höher an als der Durchschnitt der gesamten Wählerschaft.


Zwischen Rep-Anhängern und PDS-Wählern gibt es also in der Wertehaltung wesentlich mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten, von daher sind beide nicht miteinander vergleichbar; der einzige gemeinsame Nenner scheint hier die geringe Religiösität zu sein. Die PDS-Wähler befinden sich weit überwiegend auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Sie wurden daher auch in diesem Land mit seinem Wertesystem sozialisiert.


Die Wähler der Republikaner wohnen jedoch vornehmlich auf dem Gebiet der alten Bundesländer, beide Protestparteien sind demnach auch 'geographisch getrennt'. Aufgrund der Werteangaben läßt sich Parteienverdrossenheit nicht deutlich erkennen, die Republikaner-Anhänger scheinen jedoch bei entsprechender Themenkonstellation, die den ausgeprägten Egoismus dieser Gruppe anspricht (wie zum Beispiel die Asyldiskussion 1991/1992), mobilisierbar zu sein. Wird dieses Problem ihrer Ansicht nach "befriedigend" gelöst, so ist die Mobilisierbarkeit für solche rechtsradikale "One-Issue"-Parteien wieder entsprechend niedrig.


Die Werte, die die PDS-Anhänger dagegen zu vertreten scheinen, sind mehr idealistischer Natur. Da aus der Sicht ihrer Wähler die etablierten Parteien diese Werte nicht allzu offen aufgreifen, scheinen die etablierten Parteien (die zudem noch aus den alten Bundesländern kommen) auch weniger attraktiv für diese Wählergruppe zu sein. Von daher ist anzunehmen, daß die PDS in den neuen Bundesländern längerfristig Wahlergebnisse weit oberhalb der 5-Prozent-Hürde erreichen kann.


Teil 5: Einige Bemerkungen zur Meinungsforschung und den Medien

1. Die Meinungsforschung

Zu den Meinungsforschungsinstituten bzw. ihrer Arbeit sollte man als Politiker am besten nur ein sehr kritisches Verhältnis aufbauen. Als eine Faustregel zum Umgang mit Umfragen soll lauten: Wer führt diese Umfrage durch und in wessen Auftrag sowie mit welcher Frageformulierung? Im Jahre 1983 führte ein Meinungsforschungsinstitut gleichzeitig im Auftrag der Grünen und des Bundesverteidigungsministeriums jeweils eine Umfrage durch zum Thema Nato-Nachrüstung. Die Ergebnisse konnten unterschiedlicher nicht sein: Das Bundesverteidigungsministerium frohlockte, denn nach den Zahlen war eine deutliche Mehrheit (etwa über 55 %) für die damals heftig diskutierte Nato-Nachrüstung und Stationierung neuer atomarer Marschflugkörper. Die Grünen jedoch veröffentlichten, daß etwa eine gleiche Anzahl von Befragten gegen die Aufstellung neuer Raketen in der Bundesrepublik seien. Wie ist so etwas möglich?


Die Frage (für das Bundesverteidigungsministerium) lautete ungefähr: "Die Sowjetunion hat eine Vorrüstung gegenüber der Nato mit den neuen SS20 Raketen erreicht. Diese bedrohen die Bundesrepublik. Sind Sie für oder gegen die Nachrüstung der Nato?" Im Auftrag der Grünen lautete die Frage: "Die Bundesrepublik hat schon die größte Dichte an stationierten Raketen. Sind Sie für oder gegen eine weitere Aufstellung von neuen Raketen?"


Oft erliegt die Politik durch Meinungsumfragen Irrtümern: Die SPD in Kassel verlor bei der Kommunalwahl 1993 über 20 % der Stimmen. Das war -unter anderem- zurückzuführen auf ihre eher der Programmatik der Grünen ähnlichen Verkehrspolitik. Diese war auf Verkehrsberuhigung und Verteuerung des Privatverkehrs und auf Bevorzugung des ÖPNV ausgerichtet. Schließlich hatten doch alle Umfragen mit deutlichen Mehrheiten signalisiert, daß es in der Bevölkerung -auch unter Autofahrern- ein erheblich gestiegenes Umweltbewußtsein gäbe und daß sehr viele Menschen auch Verteuerungen sowie Beeinträchtigungen im Autoverkehr zugunsten der Umwelt in Kauf nehmen würden. Aus diesem Irrtum folgt eine nächste Faustregel: Umfragen sind keine Wahlergebnisse.


Menschen haben die Eigenschaft, bei Umfragen zu lügen. Im Februar 1989, kurz nachdem die "Republikaner" in das Berliner Abgeordnetenhaus einzogen, gaben in einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen höchsten 2 % der Befragten zu, bei der gerade stattgefundenen Wahl diese Partei gewählt zu haben. Das ist zurückzuführen auf sog. "Interviewer-Effekte". Das bedeutet, daß bei "Face-to-Face-Umfragen" (Von Angesicht des Befragers zu Angesicht des Befragten) ein Effekt auftritt, bei dem der Befragte glaubt, dem Befrager mit einer bestimmten Meinung entgegen kommen zu müssen, es diesem Recht machen zu müssen mit seinen Antworten. Außerdem glauben auch viele Befragte, mit "dem Strom schwimmen" zu müssen, wie am Beispiel des Einzugs der "Republikaner" ins Abgeordnetenhaus 1989. Damals erfuhren die "Republikaner" sehr viel öffentliche Kritik. Vor den Wahlen zum Baden-Württembergischen Landtag 1992 und 1996 konnte man aus Umfragen deren Einzug bzw. Wiedereinzug nicht genau vorhersagen aus den gleichen Gründen.


Der Wuppertaler Statistik-Professor Fritz Ulmer hat sehr intensiv den Wert von Umfrageergebnissen untersucht. Er beschreibt in einem Heft, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn, wie Umfrageergebnisse im Sinne ihres Auftraggebers "bearbeitet" werden. "Frau Noelle-Neumann, Chefin des Instituts für Demoskopie Allensbach und Nestorin der deutschen Meinungsforschung, brüstet sich öffentlich, daß sie ihre Resultate bis zu 11 % zurecht(d)rückt, bevor sie die Öffentlichkeit damit beatmet (Rheinischer Merkur Extra, Nr. 37, 1987, S.30). Das ist aber keine Extratour von ihr, vielmehr gehört es zum guten Ton dieser Branche, daß hinsichtlich der Sonntagsfrage: 'Wie würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre?', die gemessene Volksmeinung regelmäßig -aber nachweisbar- im Müll landet. Im ZDF-Politbarometer wurden beispielsweise im März 1986 die Umfrageergebnisse für die SPD von 51 % auf 42 % zurechtgestutzt, während die CDU von 38 % auf 44 % hochgepäppelt wurde."


Ulmer ist in seinem Text sehr polemisch, dennoch sind seine Kritikpunkte nicht zu vernachlässigen. Zum Beispiel kritisiert er den Begriff "repräsentativ". Er sagt zu recht, daß mit diesem Begriff die Verwirrung beginnt. Denn es ist eben nicht so, daß jeder Bevölkerungsgruppe nach Proporz in einer Umfrage vorhanden ist, sondern daß das einzige Repräsentative an einer Umfrage die Tatsache ist, daß jeder Mensch die Chance hat, in einer Umfrage mit dabei zu sein.


Zum anderen ist es so, das weist Ulmer auch nach, daß Meinungsforschungsinstitute mit ihren Ergebnissen auch Politik zu machen versuchen. Ulmer nennt dabei wieder das Allensbacher Institut für Demoskopie. Das Institut prognostizierte bis kurz vor dem Wahltermin der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 12. Mai 1985 einen Regierungswechsel von SPD zu CDU/FDP. Es gab der SPD nur 46,5 % (tatsächlich: 52,1 %), Union und FDP erhielten laut Umfragen zusammen über 48 % (statt 42,5 %). Ähnlich verfuhr Allensbach schon bei der im März 1985 durchgeführten Landtagswahl im Saarland. Die SPD errang die absolute Mandatsmehrheit, obwohl Allensbach die CDU weit vor der SPD sah.


Ähnlich verfährt das FORSA-Institut. Es prognostizierte 1994 immer wieder, daß die FDP aus dem Bundestag fallen würde, da sie nicht die Fünf-Prozent-Hürde überspringen könne. Erst gegen Ende des Wahlkampfes konnte FORSA -plötzlich- auch feststellen, daß es für die FDP reichen würde. Eine kleine DPA-Meldung, abgedruckt in der NEUEN WESTFÄLISCHEN Ende Oktober 1994, sagte aus, daß FORSA mit seinen Umfragen am weitesten daneben lag.


Trotzdem macht FORSA, dessen Chef Manfred Güllner im Beraterkreis des niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder ist, weiter. Im Jahr 1995 war der SPD-Bundes- und Bundestagsfraktionsvorsitzende Rudolf Scharping das Ziel negativer Umfrageergebnisse. Die Behauptung, daß das negative Ansehen Scharpings in der deutschen Öffentlichkeit fast ausschließlich hauptverantwortlich für die Niederlagen der SPD bei den Wahlen dieses Jahres gewesen sei, wurde von den Medien, besonders vom Kölner Privatsenders RTL, allzu begierig aufgegriffen. Tatsache ist jedoch, daß der Bundesvorsitzende zwar durchaus eine erhebliche Verantwortung für das Ansehen einer Partei trägt. Jedoch wird dessen Rolle -positiv wie negativ- überschätzt, denn auf kommunaler Ebene tragen die kommunalen Mandatsträger genauso zum Ansehen einer Partei bei.


2. Einige Bemerkungen zum Verhalten der Medien.

Für Politiker ist es sehr einfach, für Niederlagen das schlechte Medienecho verantwortlich zu machen, daher soll so etwas nicht in dieser Arbeit weitergeführt werden. Dennoch ist die Betrachtung der Medien wichtig. 1976 veröffentlichte das Allensbacher Institut für Demoskopie seine These, daß die einseitige Medienberichterstattung im Wahlkampf zur Bundestagswahl der Regierung aus SPD und FDP geholfen habe. Die Leiterin des Instituts ist hinreichend bekannt für einige fragwürdige Thesen, nur diese hatte leider zur Folge, daß besonders die Unionsparteien in den Folgejahren erheblichen Druck auf die Fernsehsender ausübten und so eine allmähliche Proporz-Ämterverteilung in den öffentlich-rechtlichen Anstalten das Ergebnis war. Vor allem machte (und macht) sich das in Wahlkampfzeiten deutlich bemerkbar.


Die privaten Fernsehanstalten jedoch sind auf die Maximierung von Einschaltquoten angewiesen. Durch ein eher auf Unterhaltung ausgerichtetes Programm erreichen sie ihre Zuschauer. Dabei ist vor allem -das aus den USA schon bekannte- Schema des Sensationsfernsehens vorherrschend. Das hat aber leider auch zur Folge, daß, wenn die Sensationen ausbleiben, diese eben irgendwie herbeigeholt werden müssen. Sich um öffentliche Ämter streitende Politiker sind dabei sehr willkommen. Schon 1980 (als es private Rundfunk- und Fernsehanbieter noch nicht gab) aber stellte InfaS in einer Untersuchung fest, daß die Fernsehzuschauer nicht unbedingt auf vermehrte Informationsangebote auch mit mehr Informationsbedürfnisse antworten. Der jeweilige private Fernsehanbieter ist dabei also darauf angewiesen, sich aus dem vielzahligem Angebot herauszuheben.


1995 bot der Führungstreit in der SPD erhebliche Möglichkeiten für die Privaten, daß gefürchtete "Sommerloch" in der nachrichtenarmen Zeit zu nutzen. Dadurch wurde der Berliner SPD-Wahlkampf schlicht nur noch überlagert von der Frage, ob Scharping oder Schröder der bessere Kandidat für den SPD-Bundesvorsitz wäre, eine Frage, die in Berlin und für die berliner Politik absolut unwichtig ist. Nicht nur das: Da, wie das Soziologen-Ehepaar Greiffenhagen in ihrer Untersuchung "Ein schwieriges Vaterland" bezüglich der deutschen politischen Kultur herausfanden, die große Mehrzahl der Bevölkerung, was politischen Streit bzw. Diskussionen um Sachthemen und Ämter angeht, ziemlich konfliktscheu ist, verwundert es kaum, daß die SPD bei den Meinungsumfragen (tatsächlich?) absackte.


Die Folge war ein durch diese Ereignisse äußerst eingeschränkter SPD-Wahlkampf. Doch das übelste Beispiel mediealer Manipulation war die Berichterstattung zum SPD-Fest auf dem Alexanderplatz in Berlin am 07. Oktober 1995. In keiner Fernsehanstalt wurde dem Versuch der SPD-Spitze, Einigkeit zu zeigen, eine Chance eingeräumt. Besonders hervorzuhebende Redebeiträge, z. B. der Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer oder der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis wurden entweder gar nicht, oder nur sehr zerstückelt wiedergegeben. Stattdessen wurde von einer angeblich schlechten Stimmung auf dem Fest berichtet und als Beispiele eben SPD-Mitglieder gezeigt, die diese hätten.


Die Erfahrung zeigt, daß die SPD in Zukunft den Medien keine Anhaltspunkte - besser Angriffspunkte - liefern sollte, vor allem nicht durch einen öffentlich ausgetragenen Führungsstreit. Die Parteien sind auch dazu verpflichtet, Schaden von sich und ihren Mandatsträgern abzuwenden und durch ihr Verhalten zu diesem Schaden beizutragen, was heißen soll, daß einige Bundesvorstands-Mitglieder sozusagen an der Demontage ihrer Führungskräfte mitwirken und Streit unbedingt in der Öffentlichkeit austragen (müssen?).


Zum anderen zeigt auch die Berlinwahl 1995 folgendes: Die SPD verlor bei der Abgeordnetenhauswahl wie auch den BVV-Wahlen in fast allen Bevölkerungsgruppen, vor allem bei Angestellten und den Milieus, die sie, um mehrheitsfähig zu werden, nach Meinung der Sinus-Studie anpeilen sollte, nämlich das hedonistische Milieu, das neue Arbeitnehmermilieu sowie das technokratisch-liberale Milieu. Diese jedoch bestehen hauptsächlich aus eher jungen, konsumfreudigen Mitgliedern, die eben auch die privaten Rundfunk- und Fernsehanstalten als Hauptquelle ihres Informationsbedürfnisses nutzen. Der dort als "Infotainment" durchgeführte Stil der (unterhaltenden) Informationsverbreitung legt auf tiefere Information und differenziertere Darstellung keinen Wert. Die SPD kam 1995 diesem sehr oberflächlichen Stil mit ihrem Führungs-Streit sehr entgegen und schadete sich selbst. Wenn die Partei(-führung) überhaupt lernfähig ist, dann sollte sie ein "Frühwarnsystem" zu Verhütung eigenen Schadens entwickeln.





Berlin, 6. Mai 1999.



© Andreas Hahn.
Programmierung Alexander Eggert.
Aktualisiert im Januar 2000.


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