Sie befinden sich hier: WDR.de WDR Fernsehen Wissen Quarks & Co Sendung vom 29. April 2008 Neun Appetitfallen...
Wir haben die neun gefährlichsten Appetitfallen für Sie zusammengestellt. Erfahren Sie mehr über die erstaunlichen Versuchsergebnisse des amerikanischen Ernährungsforschers Brian Wansink und lesen Sie die Tipps, wie Sie den Appetitfallen entgehen können.
Der Versuch: Brian Wansink lud Testpersonen ein, Werbefilme zu bewerten. Dazu bekamen sie Schüsseln mit Schokolinsen gereicht. Der Forscher wollte herausfinden, welchen Einfluss die Farbigkeit der Linsen auf den Verzehr hatte. Die eine Hälfte der Zuschauer bekam Schüsseln mit Schokolinsen in sieben verschieden Farben; in den Schüsseln der anderen waren Linsen mit zehn Farben. Es stellte sich heraus, dass die Testpersonen, die eine Schüssel mit zehn Farben hatten, über 70% mehr Schokolinsen aßen als die anderen. Da alle Schokolinsen gleich schmecken, folgerte Wansink: Je vielfältiger den Versuchspersonen das Angebot erscheint, umso mehr essen sie.
Tipp: Auch im täglichen Leben lässt man sich von der Vielfalt beeinflussen.Laden Sie sich deshalb immer nur 2 verschiedene Dinge gleichzeitig auf den Teller. Die geringere Auswahl reduziert die Essgeschwindigkeit.
Der Versuch: Brian Wansink lud 53 Studenten zum American-Football-Gucken in eine Bar. Dazu ließ er Hähnchenflügel servieren. In der einen Hälfte der Kneipe ließ er die Teller mit den Knochen regelmäßig leeren, in der anderen Hälfte nicht. Dort, wo sich die Knochenteller mit den Abfällen füllten, wurden im Schnitt fünf Stück gegessen. Wenn die Teller sauber gehalten wurden, waren es zwei mehr. Die Interpretation des Forschers: Menschen essen nicht, bis sie satt sind, sondern bis sie glauben, satt zu sein. Der Knochenteller erinnert sie daran, wie viel sie bereits gegessen haben. Das bremst den Appetit.
Tipp: Da man nicht gut einschätzen kann, was man in sich hineinschaufelt, sollte man sich vor dem Essen überlegen, wie viel man essen will. Am besten, Sie nehmen sich eine Portion mit zum Tisch und lassen den Rest in der Küche. Das hilft, auf den Nachschlag zu verzichten.
Der Versuch: Die Wissenschaftler stellten in Büros Pralinen entweder auf den Schreibtisch, in eine Schublade oder in einen zwei Meter entfernten Aktenschrank. Lagen die Pralinen auf dem Schreibtisch, aßen die Versuchpersonen am Tag im Schnitt 9 Stück. Lagen sie in der Schublade, wurden nur 6 genascht, waren sie im Aktenschrank sogar nur 2 pro Tag. Je leichter sie an die Pralinen herankamen, desto mehr aßen die Versuchspersonen. Die Probanden erwähnten noch einen weiteren Grund: Liegen die Pralinen zwei Meter entfernt, vergeht mehr Zeit zwischen der Entscheidung aufzustehen und dem Moment, in dem man zugreift. Dadurch würde man die Entscheidung überdenken, und öfter auf die Pralinen verzichten.
Tipp: Erhöhen Sie den nötigen Aufwand, um an verführerische Nahrungsmittel zu gelangen. Sorgen Sie dafür, dass die Appetitfallen so weit wie möglich von Ihnen wegstehen. Lagern Sie Schokolade also nicht im Wohnzimmer, sondern im Küchenschrank. Auch beim Essen kann man es sich absichtlich schwermachen: Nehmen Sie die Töpfe mit den Resten nicht mit an den Esstisch.
Der Versuch: Brian Wansink lud angesehene Ernährungsexperten zu einer Eiscremeparty. Ohne ihr Wissen, führte er dabei ein Experiment durch. Er gab verschieden große Löffel in die Eiscremebehälter und teilte zwei Sorten Dessertschüsseln aus. Die einen fassten 500 ml, die anderen 1.000. Das Ergebnis: Die Testpersonen mit großen Schalen und kleinen Löffeln aßen 31% mehr. Hatten sie auch noch große Servierlöffel, stieg der Unterschied zu denen mit kleiner Schale und kleinem Löffel auf 57%.
Tipp: Nutzen Sie kleinere Teller und verzichten Sie auf große Servierlöffel.
Der Versuch: Beim Fernsehen knabbert man gerne an allerhand Snacks. Seien es Süßigkeiten, Chips oder Granola (Frühstücksflocken. Mit ihnen testete Brian Wansink, ob fettarme Produkte beim Abnehmen helfen können. Er gab allen Versuchspersonen die gleichen Granola, bei der Hälfte der Versuche markierte er die Snacks als "fettarm". Das hatte einen großen Einfluss: Hatten die Probanden den Eindruck, ihr Snack sei fettreduziert, aßen sie 49% mehr als die Vergleichspersonen. In dem Versuch machte das 84 Kilokalorien aus.
Tipp: Seien Sie sich bewusst darüber, wie leicht man sich vom Aufdruck "fettarm" beeindrucken lässt. Das Gleiche gilt auch für Nährwertangaben.
Der Versuch: Wer seinen Durst regelmäßig mit Fruchtsäften statt mit Wasser stillt, nimmt viel unnötige Kalorien zu sich. Die Wissenschaftler um Brian Wansink wollten wissen, ob die Form der Gläser einen Einfluss darauf hat, wie viel man zu sich nimmt. Bei einem Buffet boten sie flache breite und hohe schlanke Gläser an. Wer sich ein breites Glas nahm, schenkte sich im Schnitt 19% mehr ein. Und Barkeeper schenkten sogar 37% mehr ein, wenn das Glas breit und flach war. Der Grund: Das Gehirn nimmt vertikale Linien im Vergleich zu horizontalen Linien größer wahr. Dadurch lässt es sich von der Form der Gläser täuschen.
Tipp: Wenn Sie weniger trinken wollen, nutzen Sie eher hohe schlanke als flache breite Gläser. Das gilt natürlich nur für die "gefährlichen" kalorienhaltigen Getränke. Bei Wasser können Sie also auch breite Gläser nehmen, wenn Sie sonst zu wenig trinken.
Der Versuch: Brian Warnsink lud Testpersonen zum Keksessen ein. Zu jeder Person gesellte sich eine zweite, die den Auftrag hatte, mit verschiedenen Geschwindigkeiten ebenfalls Kekse zu essen. Je schneller die zweite Person aß, desto mehr aß auch die Testperson.
Tipp: Wenn Sie gewöhnlich schnell essen, nehmen sie weniger zu sich, wenn Sie sich einen Langsam-Esser als Tischgenossen aussuchen. Für die hat es allerdings einen negativen Effekt. Wer langsam isst und Angst um seine Linie hat, sollte sich nicht neben Schnellesser setzen.
Der Versuch: Für gewöhnlich verweilt man länger beim Essen und spricht mehr, je mehr Leute mit am Tisch sitzen. Der Psychologieprofessor John DeCastro hat nachgemessen, welchen Einfluss Kollegen, Freunde und Bekannte haben. Sitzt man zu zweit statt alleine am Tisch, isst man im Schnitt 35% mehr. Zu viert sind es schon über 50%. Und in einer großen Runde mit sieben oder mehr Menschen steigt der Konsum sogar um 96%. Allerdings ist der Effekt nicht für alle Esser gleich. Am gemeinsamen Tisch gleicht sich das Essverhalten der einzelnen Menschen an.
Tipp: Wenn sie gewöhnlich viel essen, profitieren sie also vom dämpfenden Einfluss wenig essender Nachbarn. Wenn Sie gewöhnlich eher wenig essen, sollten Sie sich der Wirkung einer großen Essgesellschaft bewusst sein.
Der Versuch: Brian Wansink lud Studenten ein, einen Pilotfilm zu einer neuen Fernsehserie anzusehen. Dabei bekamen sie Popcorn und Möhren. Wer eine Stunde fernsah, aß im Schnitt 28% mehr Popcorn als der- oder diejenige, die eine halbe Stunde fernsah. Auch der Möhrenkonsum stieg. Ein ähnliches Ergebnis erhielt der Wissenschaftler mit Radiohörern. Wer beim Mittagessen dem Radio lauschte, aß im Schnitt 15% mehr. Die Ablenkung verführt laut Wansink dazu zu essen, auch wenn man keinen Hunger hat.
Tipp: Wer seine Schwäche kennt, kann darauf achten, sich nicht verführen zu lassen. Dabei kann auch ein Vorsatz helfen. Zum Beispiel, dass man nie vor dem Fernseher, sondern nur am Tisch isst; selbst die Snacks.
Michael Fuhs und Eva Schultes