Zeittafel

1542 Anordnung zur Anstellung eines Chirurgen und eines Anatomen an der Universität Leipzig
Wie aus einer Urkunde vom 26. Mai 1542 hervorgeht, ordnete der damalige Landesherr, Kurfürst Herzog Moritz von Sachsen (1521 – 1553), die Anstellung eines Chirurgen mit einer Jahresbesoldung von 130 Gulden an. Für jährlich 20 Gulden wurde gleichzeitig der Auftrag zum Unterricht in der Anatomie erteilt. Die Chirurgenstelle blieb zunächst unbesetzt. Die anatomischen Demonstrationen fanden in der Folgezeit aber statt.

1543 Erlass des Kurfürsten zur erstmaligen Durchführung einer öffentlichen Sektion des menschlichen Körpers, der „Anatomia publica“, an der Universität Leipzig
Die grundlegende Veränderung der Lehre war ebenso an anderen europäischen Universitäten zu beobachten. Padua gehörte beispielsweise zu den ersten Hochschulen, an denen die Sektion zur Erforschung der menschlichen Anatomie erlaubt wurde. Dort schuf Andreas Vesalius (1514 – 1564), sein ebenfalls 1543 erschienenes Werk „De humani corporis fabrica“ (Über den Körperbau des Menschen) und begründete die neuzeitliche, an eigener Beobachtung orientierte Anatomie.

1544 Übergang des ehemaligen Paulinerklosters in den Besitz der Universität
Nach einigen Umbauten konnten die zwischen Universitätsstraße und Augustusplatz gelegenen Gebäude von den Medizinern für praktische Demonstrationen mitgenutzt werden. Für die wenigen Sektionen genügten zunächst von Fall zu Fall notdürftig hergerichtete Räume.

1580 Einrichtung eines seitdem in ununterbrochener Folge besetzten Ordinariates für Anatomie und Chirurgie an der Universität Leipzig
Erster Lehrstuhlinhaber war für nur ein Jahr Simon Simonius (1532 - 1602).

 

Kolorierte Federzeichnung von J. C. Heßler

 

1704 Eröffnung des ersten Anatomischen Theaters der Universität Leipzig im Mittelpaulinum
Mit der Eröffnung des „Theatrum Anatomicum“ standen erstmals eigene Räume allein für medizinische Lehrzwecke zur Verfügung.

 

1812 Trennung des Doppelordinariates für Anatomie und Chirurgie in zwei selbständige Professuren für Anatomie und für Chirurgie
Die Verselbständigung der beiden Fächer hängt mit der strukturellen Neuordnung der Universität Leipzig im Jahre 1810 zusammen. Erster Lehrstuhlinhaber für Anatomie war von 1812 bis 1820 Johann Christian Rosenmüller (1771 - 1820)

 

Zitat

(aus: Sr. Majestät des Königs Johann von Sachsen Besuch der Universität Leipzig am 4., 5. und 6.August 1857 nebst einer Darstellung der Anstalten und Sammlungen der Universität. E. L. Hirschfeld, Leipzig: 1858)

"Das anatomische Institut ... gehört zu den ältesten wissenschaftlichen Anstalten der Universität, wie denn, bei der wesentlichen Unentbehrlichkeit der Anatomie für die Heilkunst, mit der Begründung einer medicinischen Facultät an unserer Universität (1415) auch die Sorge für einen anatomischen Unterricht verbunden werden mußte. Doch ward erst 1541 eine ordentliche Professur der Anatomie und Chirurgie, als vierte medicinische Professur, errichtet, und der Ort, der zu den nöthigen Zergliederungen und Demonstrationen an menschlichen Leichnamen angewiesen ward, befand sich bis 1704 unter der Erde, linker Hand innerhalb des Kreuzganges im Paulinum ... Mit Leichnamen wird die Anstalt durch gesetzliche Vorschrift versorgt. Das Land ist in dieser Beziehung zwischen den Anstalten zu Dresden und Leipzig getheilt, und es werden die Leichname solcher Selbstmörder, für welche kein kirchliches Begräbniß zu beanspruchen ist, theils nach Dresden, theils nach Leipzig gebracht. Ebenso kommen die Leichname solcher im Zuchthause zu Waldheim versterbender Züchtlinge, welche zur Zuchthausstrafe ersten Grades verurtheilt, oder rückfällig sind ... In dieser Weise sind in den letzten Jahren jährlich 130 - 160 Leichname dahin abgeliefert worden.

Der anatomische Unterricht wird nach einem doppelten Plane ausgeführt: Es werden zuerst den Zuhörern nach einander die verschiedenen Systeme von Organen isoliert vor Augen gelegt und demonstriert ... Es wird hierauf gelehrt, wie alle diese Organe in den verschiedenen Abtheilungen und Gegenden des Körpers nebeneinanderliegen, und diese für die Ausbildung der Chirurgie unentbehrliche Auffassung der Anatomie wird theils durch Vorträge erleutert, theils und hauptsächlich dadurch eingeprägt, daß die Studirenden, unter fortwährender Anleitung und Beihilfe der Lehrer, die verschiedenen Abtheilungen und Gegenden des menschlichen körpers selbst zergliedern ... Seitdem in neuester Zeit die Mikroskope so vervollkommnet und mit achromatischen Gläsern versehen worden sind, werden auch die einfachen Organe des menschlichen und thierischen Körpers, aus denen die mit bloßen Augen sichtbaren Organe zusammengesetzt sind, den Studirenden unter Mikroskopen vorgezeigt ... Se. Majestät würdigte die Localität der Anstalt einer näheren Besichtigung und ließ sich die Einrichtung derselben durch deren Director, den ord. Professor der Anatomie und Physiologie, Dr. Ernst Heinrich Weber, an dessen Seite sein Bruder, der ao. Professor Dr. Eduard Weber, als Prosector wirkt, erklären und geruhte, auch einer Demonstration am Skelett mit Interesse beizuwohnen..."

Zeichnung von 1876

 


1875 Eröffnung des Anatomischen Instituts an der Ecke Liebigstraße / Nürnberger Straße durch Wilhelm His (1831 - 1904), Direktor des Anatomischen Instituts von 1872 bis 1904
Da das Theatrum Anatomicum inzwischen baufällig geworden war, nahmen Überlegungen zum Neubau eines eigenen Gebäudes außerhalb der Leipziger Innenstadt stetig zu. Das neue Anatomische Institut wurde in unmittelbarer Nachbarschaft des 1871 an der Waisenhausstraße, der heutigen Liebigstraße eröffneten „Städtischen Krankenhauses zu St. Jakob“ im Südosten Leipzigs erbaut. Das als „Leipziger Medizinisches Viertel“ bezeichnete Areal an der Liebigstraße ist noch heute Hauptstandort der Leipziger Hochschulmedizin.

 

1910 Einweihung des Erweiterungsbaus des Anatomischen Instituts durch den Amtsnachfolger von Wilhelm His, Carl Rabl (1853 - 1917)
Durch die Einrichtung eines neuen Mikroskopiersaals zählte das Anatomische Institut zu den modernsten medizinischen Einrichtungen Deutschlands.

 

 

4.12.1943 Zerstörung des Anatomischen Instituts
Die Innenstadt und große Teile des Medizinischen Viertels wurden in dieser Nacht bombardiert.

 

Foto: Leipziger Universitätsbauten


1956 Eröffnung des Neubaus des Instituts für Anatomie unter Kurt Alverdes (1896 - 1959) an dem von His gewählten Standort
Das Institut wurde in der typischen Architektur der 50er Jahre als erster Nachkriegsneubau der Medizinischen Fakultät errichtet.

 

Foto: Cornelia Becker


2004 Umfangreiche Modernisierung und Sanierung des Instituts für Anatomie abgeschlossen
Mit der Rekonstruktion und Sanierung nach historischem Vorbild wurde im März 2002 begonnen. Im Mai 2004 konnte der Unterricht in den mit moderner Technik der Bildpräsentation ausgestatteten Räumen wieder aufgenommen werden.

Professoren der Anatomie seit Gründung des Ordinariates 1580 bis zum Amtsantritt von Wilhelm His im Jahre 1872  
1580 Simon Simonius (1532 - 1602) erster Lehrstuhlinhaber für Anatomie und Chirurgie
1581 - 1586 Georg Salmuth (1554 - 1604)
1587 - 1594 Georg Walther (gest. 1594)
1595 - 1609 Joachim Tanckius (1557 - 1609)
1609 - 1613 Siegmund Schilling (1572 - 1622)
1613 - 1620 Johann Sieglitz (1576 - 1620)
1621 - 1623 Johann Jakob Reiter (gest. 1623)
1624 - 1631 Johann Rupert Sultzberger (? - ?)
1631 - 1643 Johann Zeidler (1596 - 1645)
1643      Johann Nikolaus Thomingius (? - ?)
1644 - 1647 Johann Hoppe (1616 - 1654)
1647 - 1654 Christian Lange (1619 - 1662)
1654 - 1663 Gottfried Welsch (1618 - 1690)
1663 - 1668 Sigismund Rupert Sultzberger (1628 - 1675)
1668 - 1691 Johann Bohn (1640 - 1718)
1691 - 1703 Andreas Petermann (1649 - 1703)
1703 - 1706 Johann Christian Schamberg (1667 - 1706)
1706 - 1719 Johann Wilhelm Pauli (1658 - 1723)
1719 - 1723 Polycarb Gottlieb Schacher (1674 - 1737)
1723 - 1732 Augustin Friedrich Walther (1688 - 1746)
1734 - 1737 Johann Zacharias Platner (1694 - 1747)
1737 - 1747 Johann Ernest Hebenstreit (1702 - 1757)
1747 - 1748 Samuel Theodor Quellmaltz (1696 - 1758)
1748 - 1751 Justus Gottfried Güntz (1714 - 1754)
1752 - 1754 Johann Benjamin Boehmer (1719 - 1754)
1754 - 1758 Christian Gottlieb Ludwig (1709 - 1773)
1758               Anton Wilhelm Platz (1708 - 1784)
1758 - 1762 Carl Friedrich Hundertmark (1715 - 1762)
1762 - 1763 Johann Gottfried Janke (1724 - 1763)
1763 - 1773 Johann Christoph Pohl (1706 - 1780)
1773 - 1781 Ernst Gottlob Bose (1723 - 1788)
1781 - 1784 Johann Carl Gehler (1732 - 1796)
1784 - 1801 Johann Gottlob Haase (1739 - 1801)
1802 - 1804 Karl Gottlob Kühn (1754 - 1840)
1804 - 1812 Johann Christian Rosenmüller (1771 - 1820)  
1812               Umwandlung des Ordinariates für Anatomie und Chirurgie in zwei jeweils

eigenständige ordentliche Lehrstühle für Anatomie und für Chirurgie

1812 - 1820 Johann Christian Rosenmüller (1771 - 1820)erster Lehrstuhlinhaber für Anatomie

1821 - 1871 Ernst Heinrich Weber (1795 - 1878)

 

Direktoren des Instituts für Anatomie an der Universität Leipzig seit der Eröffnung des Anatomischen Instituts an der Ecke Liebigstraße/ Nürnberger Straße im Jahre 1875  

1872 – 1904 Wilhelm His (1831 – 1904) 1872

wurde gleichzeitig ein zweites Ordinariat

(für topographische Anatomie) vergeben.

Sein Inhaber war:
1872 – 1892 Christian Wilhelm Braune (1831 – 1892)
1904 – 1917 Carl Rabl (1853 –1917)
1918 – 1934 Hans Held (1866 – 1942)
1935 – 1942 Max Clara (1899 – 1966)  
1942 – 1945 Adolf Dabelow (1899 – 1984)
1945 – 1947 (kommissarisch)Gustav Michelsen  (1884 – 1965)
1947 – 1959 Kurt Alverdes (1896 – 1959)
1960 – 1980 Rolf Bertolini (1927 - 2006)
1981 – 1995 Gerald Leutert (1929 – 1999)
1995 – 1997 (kommissarisch)Wolfgang Schmidt (geb. 1939)
seit 1997       Katharina Spanel-Borowski (geb. 1943)