Machtkampf in Guinea nach Tod von Staatschef Conté

Conakry (AFP) — Nach dem Tod des langjährigen Staatschefs Lansana Conté ist in der westafrikanischen Republik Guinea ein Machtkampf entbrannt. Ein Armeekommandeur verkündete im staatlichen Rundfunk einen Militärputsch, wobei unklar blieb, wie groß seine Unterstützung in der Armee war. Auch die Aktivitäten der Gewerkschaften würden unterbunden. Nach Angaben von Ministerpräsident Ahmed Tidiane Souaré wurde die Regierung jedoch nicht aufgelöst. Er versicherte, er befinde sich in seinem Büro. Es habe keine Bedrohungen oder Waffengewalt gegeben.

Die Regierung sowie andere Institutionen der Republik seien aufgelöst, die Verfassung außer Kraft gesetzt, verkündete Armeekommandeur Moussa Dadis Camara im staatlichen Rundfunk. Die möglicherweise neue Führung des Landes nannte sich Nationalkomitee für Demokratie und Entwicklung und forderte die bisherigen Regierungsmitglieder in einer Erklärung auf, sich "zur Sicherheit" auf einen Armee-Stützpunkt zu begeben. Zunächst blieb jedoch offen, wie viele Militärs hinter Camara standen und ob er bei seiner Rundfunkansprache lediglich in seiner Funktion als Leiter der Treibstoffversorgungseinheit oder für die gesamte Armeeführung sprach.

Conté hatte seit einem Putsch 1984 mit harter Hand in Guinea regiert; das Land verarmte während seiner Präsidentschaft. Camara warf der bisherigen Regierung vor, das an Bodenschätzen reiche Land ins Elend geführt zu haben.

Ministerpräsident Souaré sagte, das Kabinett organisiere die Trauerfeier für den verstorbenen Staatschef Conté. Er rufe alle Bewohner des Landes und besonders die Militärs zu "Verständnis" und "Mitgefühl" auf.

Parlamentspräsident Aboubacar Somparé sagte dem Fernsehsender France 24, die Mehrheit der Soldaten stehe hinter der Verfassung. Er hoffe, dass die regierungstreuen Soldaten sich "Gehör verschaffen". Laut Verfassung soll der Parlamentspräsident zunächst die Amtsgeschäfte übernehmen und binnen 60 Tagen Präsidentschaftswahlen organisieren.

Die Afrikanische Union (AU) äußerte sich besorgt über die Lage in Guinea. Die Europäische Union rief die westafrikanische Republik auf, sich nach Contés Tod an die Verfassung zu halten und freie Wahlen zu organisieren.