« Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der unbeugsame Wille, den Platz zu bewahren, auf den Gott uns gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter. An die Völker und Stämme des Deutschen Reichs ergeht mein Ruf, mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammenstehen mit unseren Bundesgenossen zu verteidigen, was wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. Nach dem Beispiel unserer Väter, fest und getreu, ernst und ritterlich, demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem Feind, so vertrauen wir der ewigen Allmacht, die unsere Abwehr stärken und zu gutem Ende lenken wolle! - Sie haben gelesen, meine Herren, was ich zu meinem Volke vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Hier wiederhole ich. Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche! Zum Zeichen dessen, dass Sie fest entschlossen sind, ohne Parteiunterschied, ohne Stammesunterschied, ohne Konfessionsunterschied durchzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die Hand zu geloben. »
(Stenogr. Berichte des Reichstages, Bd. 306, S. 2)
Jetzt plötzlich durften auch Sozialisten und Katholiken in
"Reih und Glied" marschieren und mit "Hurra" ihre Haut zu Markte tragen.
Der Kaiser hatte den Krieg "natürlich" nicht gewollt.
« Der Appell, Unterschiede der Partei, des Stammes und der Konfession hintanzustellen in der Stunde, da Fortbestand oder Untergang des Deutschen Reiches auf dem Spiele standen, kam nicht von ungefähr. Schon bald nach der Reichsgründung und noch zu Bismarcks Zeiten hatten der Kulturkampf - die Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche - und die Sozialistengesetze - die Auseinandersetzung mit der Partei des aufstrebenden Arbeiterstandes - die Unfertigkeit des Reiches im Innern erkennbar werden lassen. »
(F.A.Krummacher: Die Auflösung der Monarchie, Verlag für Literatur und Zeitgeschehen GmbH, Hannover 1961, S. 3)