Teuflisch
(Bedazzled)

18.01.2001, USA, 93min
R: Harold Ramis
B: Peter Cook, Larry Gelbart, Harold Ramis, Peter Tolan
D: Brendan Fraser,
Elizabeth Hurley,
Frances O'Connor,
Miriam Shor
L: IMDb
Ausgezeichnet
172
Gelungen
161
Mittelprächtig
156
Dürftig
142
Schrott
154
785
„Fahr doch zur Hölle!”
Inhalt
Elliot Richards (Brendan Fraser) ist ein gutmütiger Computertechniker, der aber mit seiner unbeholfenen Art allen Kollegen auf die Nerven geht. Er ist in seine Kollegin Alison (Frances o´Connor) verliebt, die ihn aber trotz vierjähriger Zusammenarbeit noch nicht einmal zur Kenntnis genommen hat. In seiner Verzweiflung schließt Elliot einen Pakt mit dem Teufel (Elizabeth Hurley), einer attraktiven, aufregenden Frau mit schrägem Humor. Im Tausch gegen Elliots Seele, gewährt die erotische Verführerin ihm sieben Wünsche.
Kurzkommentar
Mit Tiefschürfendem hat Harold Ramis´ "Teuflisch" sowenig gemein wie Gott mit dem Beelzebub. Aber durch den Rückgriff auf ein noch immer reizvolles Motiv, durch gut aufgelegte Darsteller und ausgelassenen Quatsch gelingt Ramis eine nichtige, doch unterhaltsame Komödie für ein breites Publikum.
Kritik
Es ist schon verteufelt mit den Wünschen. Würden sie eingelöst, richtet sich der sehnsüchtige Blick alsbald wieder auf Neues, das das ewigliche Glück verspricht. Das bleibt aber Utopie, weil der Mensch widersprüchlich und edengleiche Verhältnisse - ehemals erträumt - in ihm neue eben Bedürfnisse wecken. Also ist das Glück höchstens temporär und was es genau ist, ob es sich im Materiellen, in Liebe oder Ideellem findet, kann keiner so recht sagen. Hauptsache, man hofft. Was ist der Mensch, was stimmt ihn wirklich glücklich?

Fast so alt wie die Seinsfrage dürfte das Motiv der mephistophelischen Versuchung der Existenz im Diesseits sein: in einem Pakt mit dem Teufel verschachert der Mensch sein Seelenheil für seinen sehnlichsten Wunsch. In der populärsten Verarbeitung des von der mittelalterlichen Heilslehre beeinflussten Motives überlässt Goethes "Faust" für das wahre Wissen Mephisto seine Seele. Die Verharmlosung begegnet im Märchen mit der guten Fee, die drei Wünsche erfüllt, ohne das der Wünschende zahlen muss. Hinter derartigem findet sich dann die überkommene Moral, seines eigenen Glückes Schmied zu sein, einen selbstlosen Tugend- und Wertekanon zu leben und ja nicht zu glauben, reich zu sein würde auch Reichtum an Glück bedeuten. In der Vergangenheit wurde damit sicher oft die beschauliche Bürgeridylle propagiert, reizvoll bleibt aber eben der märchenhafte Gedanke an die mit einem Fingerschnipp vollzogene Wende zum "ausgefüllterem" Leben.

Das greift Harold Ramis ("Und täglich grüßt das Murmeltier", "Reine Nervensache") auf. So ungewohnt der Stoff auf der Leinwand wirkt, auch hier ist er nicht neu, sondern ein Remake des Films "Mephisto 68". Mit seiner Botschaft der Bestimmung des Menschen zum Glück der Liebe durch Selbstlosigkeit und damit Menschlichkeit bewegt er sich in altem Kontext. Er kann aber dadurch, dass sieben Wünsche (als Äquivalent zu den sieben Todsünden) für genügend Realitäten und Identitäten herhalten, erneut seinen Sinn für massenkompatible Klamotten beweisen. Der Anspruch von "Teuflisch" ist gemessen an seinem Hintergrund demnach gleich null, begnügt sich Ramis doch damit, den tolpatischig Suchenden von einem Fettnäppfchen ins andere stolpern zu lassen. Zweifelhaft wäre ohnehin, ob der Stoff in heutigen Zeiten noch für mehr als ausgelassenen Schwachsinn herhalten könnte.

Und immerhin: Bredan Fraser, der noch in "Gods and Monsters" zu ungeahnter Tiefe auflief jetzt kauft auch die liebenswerte Borniertheit genüsslich ab und für schrägblöde Momente ist ausreichend gesorgt. Frances o´Connor, in "Mansfield Park" ihre darstellerische Klasse beweisend, ist nur noch zweites Ausstellungsstück hinter Elisabeth Hurley, die hier idealtypisch als höllischer Kleiderständer und pferdefüßige Männerphantasie Schau läuft. Gefallen kann zudem der Einfall, sofort die Idealität der Wunschwelten zu entkleiden und romantische Hybersensiblität und plüschige Ökoverkitschung in einer Sonnenuntergangsszene köstlich zu veralbern. Der Schluss bleibt zwar unlogisch, weil statt der eigenen Schicksalsmeisterung eben doch übergeordnete Kräfte die Anbahnung des Glücks bringen, doch das ist in Ramis gefälliger Quatschnummer Nebensache.

Sicher, man hätte sich mehr wünschen können, aber es bleibt eine Menge Spaß und die immer wieder erbauungstüchtige Einsicht, sich mit Wenigem zu bescheiden.

Bestens aufgelegter Sehnsuchtsquatsch - auch für Antichristen.


Flemming Schock
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