Michael May lernt seit acht Jahren sehen. So lange ist es her, dass ihm die Hornhaut eines Toten sein Augenlicht wiedergab. Es ist ein abenteuerlicher Lernprozess, aus dem man erschließen kann, wie sich unser visuelles Bild der Realität ergibt. Von Nike Heinen
Romane essen einander nicht auf, aber sie konkurrieren um die Zeit ihrer Leser: Der Literaturwissenschaftler Franco Moretti untersucht Literatur mit den Mitteln der Evolutionstheorie. Im Gespräch erklärt er, welche äußeren Kräfte auf die Entwicklung literarischer Formen einwirken.
Der englische Journalist Walter Bagehot war der Erste, der die Übertragung von Darwins Evolutionstheorie auf die Sozialwissenschaft versuchte. Um den Fortschritt der Gattung zu gewährleisten, musste er über Leichen gehen. Von Patrick Bahners
Darwin wirkte tief in die Kunstgeschichte hinein. Max Ernst etwa glaubte an die Evolution, nicht aber daran, dass sie einen Fortschritt bedeute. In seinem Collage-Zyklus Histoire naturelle liefert die Evolutionstheorie den Hintergrund für eine pessimistische Deutung der Menschheitsgeschichte. Von Pamela Kort
Aus der Vogelperspektive ist die Evolution anders verlaufen. Die kleinen Gehirne der Federtiere sind zu viel größeren Leistungen fähig, als Darwin annahm. Eine Gruppe von Forschern der Bochumer Ruhr-Universität will nun die Gedanken der Tauben lesen. Von Joachim Müller-Jung
In Schweden sind Vorwürfe gegen die Nobelstiftung laut geworden. Es geht um den diesjährigen Medizin-Nobelpreis. Hat ein Pharmaunternehmen die Entscheidung für den deutschen Nobelpreisträger beeinflusst? Von Joachim Müller-Jung
Die Finanzkrise hat auch die vermögenden amerikanischen Spitzenuniversitäten erfasst. Harvard hat schon acht Milliarden Dollar verloren. Die Einnahmen aus Studiengebühren sinken, der Fluss von Regierungszuwendungen und privaten Forschungsgeldern gerät ins Stocken. Von Jordan Mejias, New York
Spezial An der Bremer Universität hat das Verbot von Tierversuchen mit Affen für viel Wirbel gesorgt. Jetzt redet der Gegengutachter, ein Tierarzt. Er sagt: Niemand hat mit objektiven Methoden untersucht, wie viel Stress die Affen tatsächlich empfinden. Von Christina Hucklenbroich
Die Exzellenzinitiative belohnt bisher vor allem breit aufgestellte Volluniversitäten. Mittlere Universitäten mit starken Forschungsleistungen in einzelnen Bereichen gehen leer aus. Der neue Exzellenz-Bericht sieht hier Änderungsbedarf, kann aber noch kein überzeugendes Konzept vorlegen. Von Achim Wiesner und Stephan Leibfried
Erste Daten sind vorhanden, doch die Psychiater bleiben vorsichtig: Sollten künftig auch Depression und Schizophrenie öfter mit stimulierenden Elektroden im Kopf kuriert werden? Von Inka Wahl
In den Vereinigten Staaten beginnt sich die Bankenkrise auf die Forschung auszuwirken. Vor allem die Nachteile privater Finanzierung werden sichtbar. Das Vermögen von Spitzenuniversitäten ist zum Teil drastisch geschrumpft. Den Europäern erwachsen daraus auch Chancen. Von Marlene Weiss
Spezial Die Debatte um die Affenexperimente in Bremen wird als ein Konflikt zwischen Herz und Verstand inszeniert. Es geht heute jedoch nicht mehr um dem Kulturzusammenhang entrissene Haustiere, sondern um im Labor gezüchtete Modellorganismen, an denen sich die Debatte entzünden muss. Von Julia Voss
Die Bremer Gesundheitsbehörde hat einem Neurowissenschaftler die Versuche mit Affen verboten. Der Professor erhebt Einspruch. Es geht um die Abwägung zwischen dem Recht der Forschungsfreiheit und den Prinzipien des Tierschutzes. Von Reinhard Wandtner
Ist Seelenangst eine Frage schlechter Durchblutung? Bei Sigmund Freud hielten sich Mythos und Materie die Waage. Mittlerweile erkennt man besser, wie Wechselwirkungen zwischen subjektivem Empfinden und Hirnfunktionen aussehen können. Von Wolfgang Gaebel und Jürgen Zielasek