zum Inhalt
zur Hauptnavigation
Weitere Inhalte

Hinweis: Sie können diesen Hinweis sehen, da Sie entweder die Darstellung von CSS-Dateien in Ihrem Browser unterbunden haben, Ihr Browser nicht XHTML-standardkonform ist oder ihr Browsercache die Stylesheet-Angaben in den CSS-Dateien 'verschluckt' hat. Lesen Sie mehr zu diesem Thema und weitere Informationen zum neuen tagesschau.de-Design

09.12.2008
Hauptnavigation
Multimedia
  • VideoLivestream.tagesschau 10:00 Uhr
  • VideoLetzte Sendung.tagesschau 09:00 Uhr
Inhalt
Kommentar
Kommentar-Banner
Kommentar zu Krawallen in Griechenland

Quittung für falsche Politik

Fassungslos schaut Griechenland auf die Gewalt, die nach dem Tod eines Schülers über die Innenstädte hereingebrochen ist. Dabei haben die Parteien mit fatalen Fehlentscheidungen die Saat für die Krawalle gelegt.

Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Wenn es stimmt, dass die Schäden der Krawalle – wie es heißt – 100 Millionen Euro ausmachen, dann ist das nicht nur eine gehörige Menge Geld, sondern es sollten auch die Hintergründe klar analysiert werden. Diese allerdings sind vielschichtig und nicht ganz widerspruchsfrei.  

Da ist erstens die Polizei: Sie ist in Griechenland chronisch schlecht ausgebildet und gilt als ausgesprochen ruppig. Deshalb hat die Athener Politik, um sich Ärger vom Hals zu halten, einen gewissen Kompromiss geschlossen und die Ordnungskräfte seit längerem dazu aufgerufen, sich strikt zurückhalten.

Das allerdings war kontraproduktiv. Denn es gibt – und damit kommen wir zum zweiten Punkt - einige Straßenzüge in der Athener Innenstadt, in denen sich seit Jahren Autonome und Anarchisten eingenistet haben und die mehr oder weniger als gesetzesfrei gelten. In diese Gegend, die gewisse Parallelen mit der Hamburger Hafenstraße in früheren Zeiten aufweist, trauen sich Polizisten seit Jahren nicht mehr hinein. "Wenn wir die Autonomen nicht stören", so heißt es aus der Politik ,"so lassen diese auch den Rest der Stadt in Frieden." Ein fauler Kompromiss, wie sich jetzt zeigt, der nicht nur Hunderten von Besitzern jetzt ausgebrannter Läden in Athen und Thessaloniki einen Teil ihrer Existenz gekostet hat, sondern auch die Autorität des Rechtsstaates aushöhlt.

Frust über schlechte Perspektiven

Soweit ist die Angelegenheit noch recht einfach. Doch es kommt als Drittes noch etwas hinzu. Seit längerem nämlich hat sich bei zahlreichen griechischen Jugendlichen Frust angestaut, weil man trotz guter Qualifikation oft nur Aushilfs- und Übergangsjobs finden kann. Entsprechend spricht man bereits von der 700-Euro-Generation.

Frust gibt es aber auch über das Gebaren des Establishments. Denn in den Augen der jungen Menschen sind die beiden großen Parteien Nea Dimokratia und PASOK kaum noch von einander zu unterscheiden und gelten zudem als die Anwälte einer Gesellschaft, deren wichtigster Wert das Geld ist - und da möchte man nicht mitmachen. Ein Situation, die auch bei uns nicht unbekannt ist.

Doppelmoral fördert Gewaltbereitschaft

Gerade der letzte Punkt ist der schwierigste. Denn mit einer Weiter-so-Mentalität, die viele Politiker der Konservativen und Sozialdemokraten in Griechenland, aber auch anderswo pflegen, dürfte dem Frustpotential nicht beizukommen sein. Die Politik muss zwar Gesetzesbrecher und Gewalttäter deutlich in ihre Schranken weisen. Sie sollte aber auch erkennen, dass aus Frust ein Sympathiepotential für Gewalttäter erwächst, welches größer werden kann. Mit einer kruden Mischung aus Wirtschaftsliberalismus, schönen Worten und Aufrufen zum Sparen, während man sich selbst gut nährt, ist dem nicht beizukommen. Im Gegenteil!

Stand: 08.12.2008 15:36 Uhr
tagesschau.de ist für den Inhalt externer Links nicht verantwortlich.

Weitere Inhalte

Suche in tagesschau.de

Korrespondent

Ulrich Pick, SWRHintergrundlogo SWR

Ulrich Pick, SWR

Mehr Kommentare

 
 
© tagesschau.de