Schriftgröße + Schriftgröße - Schriftgröße

Sa, 6.12.2008

Autor

Madeleine Petrovic

27.11.2008 19:22

Ybbstalbahn vor dem Aus: Grüne NÖ protestieren

Eine neue Mobilitätsstudie, die vom obersten NÖ Verkehrsplaner Zibuschka kürzlich präsentiert wurde, stellt der Ybbstalbahn ein schlechtes Zeugnis aus. Geringe Fahrgastzahlen, desolate Gleise und daher horrende Sanierungskosten machen die Bahn schlichtweg unattraktiv für das Land. Schuld daran sind, laut ÖVP, wieder einmal die ÖBB, die sich nicht an bestehende Verträge gehalten habe. Natürlich hat die Landes-ÖVP aber schon ein neues Mobilitätskonzept zur Hand: Macht nix, dass die Bahn so schlecht da steht, Busse werden sie ersetzen und alles viel besser machen.

Für Grün-Klubobfrau Madeleine Petrovic kommt das nicht überraschend, an ihrem Zorn ändert das aber nichts: "Die Landes-ÖVP - allen voran Landeshauptmann Pröll - sehen jahrelang zu, wie die Ybbstalbahn verkommt, der Verkehr auf dieser Schiene ausgedünnt wird und zusehends unattraktiv für die PendlerInnen wird. Unternommen haben sie dagegen nichts. Die geringen Fahrgastzahlen erklären sich damit von selbst", weiß Petrovic.

Noch während der Nationalratswahl haben sich alle Parteien für den Erhalt der Ybbstalbahn ausgesprochen. Nach der Wahl sind davon nur noch die Grünen über. "Schon im Landtagswahlkampf hat die Landes-ÖVP versprochen mehr für die Umwelt, das Klima und den öffentlichen Verkehr zu tun - dieses Versprechen, das die BürgerInnen goutierten, indem sie der ÖVP erneut die absolute Macht zusprachen, haben sie schon jetzt eindeutig gebrochen", meint Petrovic bestimmt.

Für die Grünen Niederösterreich ist das nahende Aus der Ybbstalbahn jedenfalls eindeutig das falsche Signal in Zeiten, wo BürgerInnen - sei es aus Kostengründen oder weil sie einen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten wollen - vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen wollen.

Wann ist Bahnfahren attraktiv? Dann, wenn es günstig ist, genügend, schnelle Züge, gute Taktfrequenzen und entsprechend saubere Waggons zur Verfügung stehen. Die Ybbstalbahn ist allerdings ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man unliebsame Nebenbahnen Niederösterreichs kaputt sparen und sich ihrer damit entledigen kann. "Wenn ich in den Erhalt, in Sanierung und Modernisierung nicht investiere, ist die logische Konsequenz das Aus", weiß Petrovic.

Die Landes-ÖVP hätte die Möglichkeit gehabt, ihre absolute Macht für die Sanierung und den Erhalt der Bahn einzusetzen. Stattdessen schaut man dem Verfall und der Ausdünnung des Betriebs zu, um dann gegen Bund und ÖBB zu wettern.  Für die Grün-Klubobfrau nicht akzeptabel.

Landesrat Sobotka greift aber noch tiefer und stellt der Region frei, sich zu entscheiden: Busse oder Bahn? Die Schülertransporte in der Früh oder am Nachmittag seien aber nicht genug, um darauf ein Mobilitätskonzept für die Bahn aufzuhängen. "Lieber Herr Sobotka, verkaufen sie die BürgerInnen für dumm? Der Fahrplan der Ybbstalbahn wurde bis auf einen Zug komplett ausgedünnt. Welche PendlerInnen würden sich angesichts der Unattraktivität der Bahn gegen die vielen Busse entscheiden, die ihre Partei verspricht", so Petrovic zur angeblichen Entscheidungsfreiheit.

Logisch ist auch, dass das Buswegenetz dem Land nun günstiger kommt als die Sanierung, Attraktivierung und Modernisierung der Bahn. Der Umwelt nutzt das freilich nicht.

Die Grünen Niederösterreich haben mit Aktionen, Resolutionsanträgen und Vorschlägen immer darauf aufmerksam gemacht, dass das Land mehr in den öffentlichen Verkehr investieren muss. Ihre jüngste Forderung nach einer Bestandsgarantie für geführte Bahnstrecken wurde erst kürzlich wieder von der ÖVP abgeschmettert.

Petrovic fürchtet nun, dass auch die Mariazellerbahn in Kürze dasselbe Schicksal ereilen könnte. Auch hier sind Gleise und Oberleitungen nicht in bestem Zustand und die Taktfrequenzen sind schlecht. Darüber hinaus läuft Ende 2008 die von Bund und Land gefasste Bestandsgarantie aus. Das Land hat zwar Interesse an der Übernahme der Bahn signalisiert, die wäre aber mit Kosten verbunden.

"Nebenbahnen haben einen Zweck zu erfüllen, deswegen wurden sie gebaut. Dass die Strecken so kaputt gespart werden, sodass sie letztendlich ausschließlich für Nostalgie-Sonderfahrten genutzt werden, werden die Grünen Niederösterreich nicht einfach so hinnehmen", verspricht Petrovic abschließend.





Zum Seitenanfang Zum Seitenanfang
  • Drucken
  • Seite als PDF