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"Im Fadenkreuz: Kuba"
von Horst Schäfer

Im Fadenkreuz: Kuba

Almendares Vivo - Widerstandskultur im Herzen Havannas

Staunend, ja ehrfürchtig, steht man vor den riesigen Jagüey-Bäumen mit ihren üppig herunterhängenden Luftwurzeln, die bizarre Figuren bilden und verwoben an überdimensionale Rastazöpfe erinnern. Überall in Havanna begegnet man diesem beeindruckendem tropischen Baum, jedoch die größten und schönsten Exemplare stehen im Almendares-Stadtpark, am Ende der 23. Straße. Was wie ein künstlich angelegter Märchenwald anmutet, hat die Natur in der Realität übertroffen. Im Schatten dieser Riesen steht das Amphitheater des Parks. Hier hat sich das Projekt almendares vivo etabliert.

Kubanische RapperIn den kleinen Büros arbeitet ein engagiertes junges Team .

1999 hatte der kubanische Liedermacher Gerardo Alfonso begonnen, seinen Traum von einem ökologisch-künstlerischen Projekt an diesem Ort zu verwirklichen. Mit einem mehrtägigen Benefizkonzert im Berliner Pfefferberg unterstützte damals Cuba Sí gemeinsam mit vielen Künstlern und Musikern.

Vom Erlös dieser Veranstaltung konnte das Projekt mit einer PA-Anlage ausgestattet werden.

Damit war eine wichtige Grundlage gelegt. Bauliche Maßnahmen mit Unterstützung weiterer NRO aus Nordamerika und Europa folgten. Und immer wieder gab es Rückschläge. Fehlendes Material verzögerte die Bauarbeiten, Bürokraten stellten sich in den Weg und verteilten Auflagen anstatt zu helfen, bornierte Kulturfunktionäre witterten Dekadenz. Mehr als einmal wollte Gerardo Alfonso entnervt aufgeben. Sein Team zollt ihm für seine Ausdauer Respekt, das spürt man. Lidice, die Produktionschefin, Félix, der künstlerische Leiter, der sich selbst verschmitzt als Chefideologe betitelt, José der Technikverantwortliche, Maribel die die Öffentlichkeitsarbeit koordiniert, um nur einige zu nennen, wissen genau, was ihr Direktor für das Projekt geleistet hat.

Stage-Action

Heute sind bei weitem nicht alle Probleme gelöst, aber das Projekt arbeitet. Kreativ und hartnäckig entwickeln sie almendares vivo als sozio-kulturelles Aktionsmodell um das Publikum wie auch die Bewohner der umliegenden Barios für Umweltthemen und Werte wie Frieden, Dialog und Toleranz zu sensibilisieren.
Wenig privilegierte Kunst und Musik bestimmen in ihrer Vielfalt das Projektkonzept. Die kubanische Subkultur bezeichnen sie als Brücke, Ideenträger und Werkzeug für ein menschliches, multikulturelles, antirassistisches Zusammenleben. Bewusst sehen sie sich als Teil des revolutionären Prozesses in Kuba und des globalen kulturellen und sozialen Widerstandes für eine bessere Welt.
Selbstbestimmt und frei von Dirigismus werden die Interessen und Widersprüche junger Menschen benannt, Aktionsräume erkämpft, Vorstellungen über eine gerechtere und bessere Gesellschaft in Kuba als auch global nicht vorgegeben sondern diskutiert.

Reggae war ein thematisches Konzert und Hio Hop unión ein zweites, bei denen wir im Februar dabei waren. Für 3 Peso besetzt das Publikum die Ränge des Freilufttheaters.

Studenten, Rockeros, Familien mit Kindern, Arbeiter, Rastas, Künstler und Lebenskünstler bilden eine bunte Mischung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen.

Manana Reggae nennen sich die lokalen Reggae-Helden. Gemeinsam mit Mellow Mark und Tobi Makom zelebrieren sie afrokubanischen Reggae, improvisieren und fusionieren Ska, Son, Funk und Rock. Das Publikum hält es schon lange nicht mehr auf den Sitzen.

Aggressiv schmettern die einen ihre provozierenden Texte ins Publikum. Das die Politraper von Public Enemy und der Che ihre Vorbilder sind, ist nicht zu übersehen. Über gängigere afrokubanische Rhythmen und Popphrasierungen transportieren die anderen ihre Texte. Aufmerksam verfolgt das Publikum, was ihnen die Textakrobaten zu sagen haben. Mit Beifall und lauten Gesten werden einzelne Textpassagen bejubelt.

12 thematische Veranstaltungen dieser Art finden monatlich statt. Das Spektrum umfasst Jazz, Rock, Pop und Weltmusik, Liedermacher, Konzerte für Kammer- und zeitgenössische Musik, Tanz und Ballett, Theater, Videofilme und Diskussionsveranstaltungen zu verschiedenen Themen.

Neben Mellow Mark, Tobi Makom und Knarf Rellöm aus Deutschland sind bereits Künstler aus Jamaica und den USA, aufgetreten. Almendares in the road nennt sich ein Projekt, mit dem die Akteure von almendares vivo Programme in Schulen, Fabriken, Krankenhäusern etc. präsentieren.

Noch läuft nicht alles wie gewünscht. Improvisation und Ausdauer in jeder Richtung ist angesagt, denn die Mittel sind knapp und das tropische Klima hat der PA-Technik nicht unbedingt gut getan.

Mit der Direktion von almendares vivo hat Cuba Sí konkrete Schritte der Kooperation und Unterstützung vereinbart. Die Veranstaltungstechnik soll erneuert werden und an der Produktion einer Multimedia-CD über das Projekt will sich Cuba Sí beteiligen.

Darüber hinaus mangelt es nicht an Ideen und Utopien. Wie diese umzusetzen sind, darüber diskutieren wir gerade mit unseren Freundinnen und Freunden in Havanna.

Ihr Enthusiasmus hat uns angesteckt und dabei wird es hoffentlich nicht bleiben.

Schlotter und Miles Parker


 
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