Internationales Regelwerk für Hedge-Fonds nötig
 

München, 15. Mai 2007 – Der stetig wachsende Einfluss der Hedge-Fonds auf das Finanz- und Wirtschaftsgeschehen gefährdet nach Auffassung der Finanzplatz München Initiative (fpmi) die Stabilität der internationalen Finanzmärkte. Aus diesem Grund sollte nach Auffassung der fpmi ein international geltendes Regelwerk für Hegde-Fonds geschaffen werden. In diesem Zusammenhang begrüßt die fpmi ausdrücklich die Bemühungen der Bundesregierung, für eine wirksame gesetzliche Kontrolle der Hegde-Fonds, zumindest aber für mehr Transparenz in diesem Bereich zu sorgen.

Unverständlich ist dabei, dass sich wichtige Wirtschaftsnationen wie die USA und Großbritannien gegen entsprechende Bemühungen sperren und auch die EU aktuell darauf verzichtet, Hedge-Fonds zumindest zur Entwicklung eines Verhaltenskodex aufzufordern. Dies ist unter anderem auch deswegen nicht nachvollziehbar, weil traditionelle Kapitalanlagegesellschaften und Hedge-Fonds aktuell ungleich behandelt werden. So unterliegen traditionelle Kapitalanlagegesellschaften weltweit einer strengen Aufsicht und Kontrolle, Hedge-Fonds dagegen nicht – obwohl sie über eine hohe Finanzkraft verfügen, sich immer breiter aufstellen und sich einem immer größeren Publikum öffnen.

Das meinen Mitglieder der fpmi zum Thema Hedge-Fonds:

Allianz: Level Playing Field für alle Fonds und mehr Transparenz nötig
Hedge-Fonds sind ein wichtiger Bestandteil der Kapitalmärkte. Sie können die Stabilität des Finanzsystems fördern, indem sie Ineffizienzen und Arbitragemöglichkeiten auf den Märkten nutzen und damit Volatilität glätten. So tragen sie dazu bei, Risiken tendenziell besser auf die verschiedenen Akteure zu verteilen.

Wie die aktuelle Entwicklung allerdings zeigt, geht der mit dem hohen Finanzvolumen (ca. 1,4 Billionen US-Dollar weltweit) verbundene Einfluss der Hedge-Fonds auch mit einem wachsenden Gefährdungspotenzial einher. Dieses resultiert insbesondere aus der hohen Kreditfinanzierung und den parallelen Investitionsstrategien vieler Hedge-Fonds. Eine vergleichbare Situation führte 1999 nach dem Zusammenbruch des Hedge-Fonds LTCM zu einer ernsten Krise des globalen Finanzsystems.

Um ein ähnliches Krisenszenario zu verhindern, sollte über geeignete Maßnahmen nachgedacht werden, wie die systemischen Risiken unter Kontrolle gehalten werden können. Es ist auch nicht einsichtig, weshalb traditionelle Kapitalanlagegesellschaften bei ihrer Anlagestrategie strengen Auflagen und Kontrollen unterliegen, während Hedge-Fonds sich ohne eine entsprechende Beaufsichtigung an einen immer breiteren Kundenkreis wenden dürfen. Aus Gründen des Anlegerschutzes, aber auch im Interesse fairer Wettbewerbsbedingungen bei der Kapitalbeschaffung brauchen wir deshalb ein Level Playing Field, also gleiche Spielregeln für alle Fonds. Um die Finanzmarktstabilität nicht zu gefährden, ist aus Sicht der Allianz zumindest aber mehr Transparenz erforderlich. Konkrete Maßnahmen zur Transparenzsteigerung könnten darin bestehen, typische Geschäfte von Hedge-Fonds genauer zu erfassen. Das wäre z.B. über eine zeitnahe Meldepflicht (1-2 Tage) bei Leerverkäufen und bei Aktienleihegeschäften zu erreichen. Außerdem begrüßen wir die im Rahmen der G8-Runde gemachten Vorschläge. Danach sollten sich Hedge-Fonds einem Rating unterziehen und sich einen Verhaltenskodex auferlegen.

Da viele Hedge-Fonds ihr Geschäft aus den USA oder so genannten „Offshore-Zentren“ heraus betreiben, wäre eine transatlantische Übereinkunft in Bezug auf die zu ergreifenden Maßnahmen sinnvoll. Die Chancen, mit den USA hier zu einer Einigung zu kommen, erscheinen im Moment besser denn je. Wir ermutigen die Bundesregierung daher ausdrücklich, dieses Thema im G8-Rahmen und als Bestandteil der Agenda der EU-Ratspräsidentschaft voranzutreiben.

Bayerischer Bankenverband: Internationale Finanzstabilität sichern
Hedge-Fonds sind zu einer der Hauptquellen der Marktliquidität für die internationalen Finanzmärkte geworden. Sie sind ein Kernelement eines modernen und dynamischen Finanzmarktes und einer der Grundpfeiler für eine effiziente Kapital- und Risikoallokation.

Hedge-Fonds verbessern damit aber nicht nur die Markteffizienz. Mit ihren Aktivitäten sind zweifellos auch Risiken insbesondere für die Stabilität des Finanzsystems verbunden. Als Ursachen für diese Risiken werden in der Regel fehlende Transparenz der Hedge-Fonds und eine unzureichende Risikokontrolle genannt. Aus Sicht der Banken bildet die Sicherung der internationalen Finanzstabilität die wichtigste Herausforderung im Zusammenhang mit Hedge-Fonds.

Die Bundesregierung setzt sich im Rahmen ihrer G7/G8-Präsidentschaft für eine Verbesserung der Transparenz bei Hedge-Fonds ein. Mit dem Beschluss der G7-Finanzminister in Essen, die Transparenzfrage weiter zu verfolgen, hat die Bundesregierung einen bemerkenswerten Anfangserfolg erzielt. Jetzt muss es darum gehen, genauer zu definieren, welche Form von Transparenz zur Sicherung der Stabilität des Finanzsystems erforderlich ist. Erfolg versprechend dürften in erster Linie solche Ansätze sein, die die Qualität der in den Hedge-Fonds eingesetzten Methoden zum Risikomanagement, zur Bewertung der eingesetzten Derivate und des Controllings erfassen. Dazu sind sowohl Ratings als auch ein Code of Conduct geeignet.

In Deutschland sind Hedge-Fonds seit 2004 zugelassen. Die Hedge-Fonds nach deutschem Recht unterliegen einer Aufsicht durch die BaFin, die im Wesentlichen am Manager des Hedge-Fonds ansetzt. So sind die Strategien der Fonds nur wenig eingeschränkt, während strenge Anforderungen an das Risikomanagementsystem und die Qualifikation der Manager gestellt werden. Die Regulierung der Hedge-Fonds in Deutschland hat sich jedoch als international nicht wettbewerbsfähig erwiesen. Ende 2006 waren bei der BaFin lediglich 40 Hedge-Fonds nach deutschem Recht mit einem verwalteten Volumen von ca. 1,7 Mrd. € registriert. Im vorgelegten Referentenentwurf zur Novelle des Investmentgesetzes hat es das Bundesfinanzministerium bislang allerdings versäumt, wie angekündigt die für eine internationale Wettbewerbsfähigkeit notwendigen Anpassungen vorzunehmen.

Deutsche Bundesbank: Stabiles Finanz- und Währungssystem unabdingbar
Ein stabiles nationales und internationales Finanz- und Währungssystem ist wegen der engen Wechselbeziehung zur Geldwertstabilität unabdingbare Voraussetzung für die Erfüllung unseres Stabilitätsauftrages. Die Überwachung und Weiterentwicklung des internationalen Währungs- und Finanzsystems stellt daher eine weitere wichtige Aufgabe der Bundesbank dar. Zur Hedge-Fonds-Problematik hat die Bundesbank in der jüngeren Vergangenheit mehrmals dezidiert Stellung genommen. So etwa in der Rede unseres Vorstandsmitglieds Dr. h.c. Edgar Meister vom 14. Dezember 2006 zum Thema „Die Transparenz von Hedge-Fonds“ (http://www.bundesbank.de/download/presse/reden/2006/20061214meister.php) und im Finanzstabilitätsbericht vom November 2006; im Unterkapitel Finanzmarktrisiken ab S. 21 (http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/finanzstabilitaetsberichte /finanzstabilitaetsbericht2006.pdf).
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