Aktivitäten 2006

Besuch von Innenminister Bouffier



Am 9. Februar 2006 besuchte der Hessische Innenminister Volker Bouffier (CDU) die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Er wurde vom Gründungsmitglied Hans-Eberhard Zahn durch das ehemalige Gefängnis geführt. Der Minister ließ sich ausführlich über die Haftbedingungen während der sowjetischen Besatzungszeit und der DDR-Diktatur bis 1989 informieren.
Bouffier zeigte sich erschüttert über das Haftregime und erklärte spontan seinen Beitritt zum Förderverein.
Nach Ministerpräsident Roland Koch und Justizminister Dr. Christean Wagner ist Bouffier das dritte hessische Kabinettsmitglied, das die frühere Zentrale Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) besucht hat.


BVV Lichtenberg am 14. März 2006



Am 14. März 2006 fand im Rathaus Lichtenberg eine Bezirksverordnetenversammlung (BVV) statt. Thema war die geplante Aufstellung von vier Informationstafeln über das ehemalige Sperrgebiet rund um die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.
Die geplante Podiumsdiskussion (anwesend waren u.a. Gedenkstättenleiter Dr. Hubertus Knabe, der damalige Kultursenator Dr. Thomas Flierl, Reinhard Fuhrmann, ehemaliger Häftling und Besucherreferent der Gedenkstätte) wurde von etwa 200 ehemaligen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR genutzt, die Arbeit der Gedenkstätte zu verunglimpfen, die ehemaligen Häftlinge als Lügner zu beschimpfen und die von ihnen begangene Verletzung der Menschenrechte zu relativieren und zu leugnen. Unter ihnen waren Siegfried Rataizik, der letzte Direktor des Untersuchungsgefängnisses, Wolfgang Schwanitz, letzter Leiter des Amtes für Nationale Sicherheit der DDR (AfNS) und Wolfgang Schmidt, MfS-Insiderkommitee.
Dr. Thomas Flierl hatte es auf der Sitzung nicht für nötig befunden, sich von diesen Äußerungen zu distanzieren. Dies rief einen Skandal nicht nur in den Berliner sondern auch in nationalen und internationalen Medien, in Politik und Gesellschaft hervor. Resultat war eine neuerliche und engagierte Diskussion über den Umgang mit der zweiten deutschen Diktatur.


Lesung im Abgeordnetenhaus



Unter dem Titel „Zeichen setzen – Schauspieler und ehemalige Häftlinge des MfS lesen Zeitzeugenberichte“ hatte der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Walter Momper, am 4. April 2006 zu einer Lesung aus den Gefängnisaufzeichnungen früherer Stasi- Häftlinge eingeladen. Die Schauspieler Udo Schenk und Karsten Harfst lasen im vollbesetzten Plenarsaal aus Zeitzeugenberichten, FV-Mitglied Vera Lengsfeld zitierte aus ihren Aufzeichnungen während der Haft in Hohenschönhausen.
Unter den Zuhörern war auch Berlins Kultursenator Thomas Flierl, der den Stasi-Kadern in Lichtenberg nicht entgegengetreten war und deshalb parteiübergreifend heftig kritisiert worden war. Später räumte der PDS-Politiker „persönliches Fehlverhalten“ ein, eine Entschuldigung lehnte er aber ab.


BVV Lichtenberg am 26. April 2006



Nach dem Skandal um die BVV am 14. März 2006 wurde die Arbeit der Gedenkstätte Berlin- Hohenschönhausen belohnt: Das PDS-dominierte Parlament beschloss am 26. April mit Mehrheit die unverzügliche Aufstellung von vier Informationstafeln, die auf das ehemalige sowjetische Speziallager und spätere Stasi- Untersuchungsgefängnis hinweisen. Die SED- Nachfolger hatten sich monatelang beharrlich geweigert, Dr. Knabes Formulierung „über vierzigjährige kommunistische Diktatur in Ostdeutschland“ zu akzeptieren.
Zwei Gründungsmitglieder des Fördervereins, Hans-Eberhard Zahn und Dr. Jörg Kürschner, unterstützt von den SPD-, CDU- und FDP-Fraktionen, appellierten an die PDS-Abgeordneten, ein Zeichen gegen Geschichtsverleugnung und DDR-Verherrlichung zu setzen. Dass einige von der PDS unterstützte Redner die Verbrechen der Stasi leugneten, stieß überwiegend auf Empörung der rund 150 Zuhörer. Der frühere Gefängnisleiter Siegfried Rataizik nahm den Beschluss, die Informationstafeln aufzustellen, kopfschüttelnd zur Kenntnis.


Neffe von Dr. Walter Linse besucht
die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen



Am 6. Juni 2006 besuchte Peter Seifert, ein Neffe des ehemaligen Hohenschönhausen- Häftlings Dr. Walter Linse die Gedenkstätte. Das in den USA lebende Mitglied des Fördervereins interessierte sich besonders für das Vorhaben des Fördervereins, einen Preis zu stiften. Dieser soll an Persönlichkeiten verliehen werden, die sich besonders um die Aufarbeitung der SED-Diktatur verdient gemacht haben.


Der Förderverein unterstützt Projekte der Gedenkstätte



Zwei Projekte der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen wurden 2006 vom Förderverein finanziell unterstützt.
Zum einen ein Internationales Schülerseminar mit rund 30 Schülern aus Lettland, Ungarn, Polen über die Volksaufstände in Polen und Ungarn.
Die „Pädagogische Arbeitsstelle“ der Gedenkstätte unter der Leitung von Karsten Harfst und Steffen Noack hatte das Seminar zusammen mit der Deutschen UNESCO-Kommission e.V. organisiert, der Förderverein übernahm das Honorar für den Theaterpädagogen.
Zum anderen wurde über eine Internetauktion ein Barkas B 1000 erworben, der zuletzt der Stasi in Gotha als Gefängnistransporter diente. Die Fahrt in den winzigen, fensterlosen und kaum belüfteten Einzelzellen war eine Tortur für die Häftlinge. Jetzt wurde das 1983 in Dienst gestellte Fahrzeug originalgetreu restauriert. Die Anschaffungskosten von 1.500 EUR übernahm der Förderverein.


Aufstellung der Infotafeln



Ehemalige Häftlinge, rund hundert Zuschauer sowie ein großes Presseaufgebot erlebten die kurze und würdige Enthüllung von vier Informationstafeln am 21. Juli 2006 mit großer Genugtuung. Dies ist ein wichtiger Etappensieg über das Stasi-Netzwerk der ehemaligen DDR-Nomenklatura.
Die Errichtung der Informationstafeln ist ein wichtiger Baustein der Aufklärungsarbeit der Gedenkstätte. Der Historiker und Gedenkstättenleiter Dr. Hubertus Knabe wertet die Tafeln als „Zeichen gegen den Geschichtsrevisionismus“ der von den alten SED-Kadern immer unverblümter betrieben werde.


Expertenanhörung der FDP



Am 29. Juni 2006 hatte die FDP-Bundestagsfraktion mehrere Sachverständige zu einer Anhörung geladen. Es ging den Abgeordneten um das Votum der Expertenkommission zur Schaffung eines Geschichtsverbundes "Aufarbeitung der SED-Diktatur". Nachdrücklich lehnten die Parlamentarier den Vorschlag der Kommission ab, die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen mit der Stasiunterlagenbehörde zu verschmelzen.
Unter den Sachverständigen waren auch Marianne Birthler, Leiterin der Stasi-Unterlagenbehörde, sowie Dr. Jörg Kürschner, Vorsitzender des Fördervereins.


Lange Nacht der Museen am 25. August 2006



Auch an der 20. „Lange Nacht der Museen“ hat sich der Förderverein beteiligt, um sich bekannt zu machen und für seine Ziele zu werben. Das Faltblatt, unser Hauptwerbeträger, stieß auf großen Zuspruch. Zum ersten Mal haben wir unsere neue Stellwand eingesetzt; ein Blickfang für die rund 600 Besucher, die am 26. August die Gedenkstätte besucht haben.
„Dieses Mal war das Interesse der Jugendlichen besonders groß“, zog FV-Mitglied André Gaedecke kurz nach Mitternacht ein positives Resümee.


Besuch des Bundespräsidenten Horst Köhler



„Der Besuch hier in Hohenschönhausen macht eindringlich klar: Hier darf nichts vergessen werden und Gerechtigkeit zu schaffen braucht einen langen Atem“.
Diese Sätze finden sich seit dem 14. November 2006 im Gästebuch der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.
Bundespräsident Horst Köhler hatte das einstige Stasi-Untersuchungsgefängnis zusammen mit seiner Frau besucht. Trotz des aktuellen Streits über eine Regelüberprüfung auf Stasi-Tätigkeit fand Köhler deutliche, mahnende Worte. Die SED-Opfer hätten es verdient, dass Ihnen „mehr zugehört werde“.
„Wir geben der Aufarbeitung des DDR-Unrechts nicht die nötige Aufmerksamkeit“, fuhr das Staatsoberhaupt fort. Es könne nicht sein, dass „damalige Opfer heute wieder in die Defensive geraten und sich fragen: Wer schützt mich?“, sagte Köhler vor den zahlreich erschienenen Medienvertretern.
Köhler hatte sich zwei Stunden für seinen Besuch genommen. Gezeigt wurde ihm das Areal unter anderem von den Besucherreferenten Dieter von Wichmann. Anschließend sprach Köhler im kleinen Kreis mit ehemaligen Häftlingen über deren Situation. Gedenkstättenleiter Dr. Hubertus Knabe berichtete von dem provokativen Auftreten ehemaliger Stasi-Offiziere, die immer dreister die von ihnen begangenen Menschenrechtsverletzungen leugneten. Der Förderverein-Vorsitzende Dr. Jörg Kürschner skizzierte die Arbeit und Ziele des vor drei Jahren gegründeten Vereins.

Interview mit Philipp Mißfelder



Der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, ist Mitglied des Fördervereins. Am 6. November 2006 wurde er vom Vorsitzenden des Fördervereins Dr. Jörg Kürschner und Barbara Hennecke für ein Interview besucht.
Seinen Beitritt begründete der Geschichtsstudent u.a. mit seinem Engagement gegen Menschenrechtsverletzungen in der DDR.


US-Botschafter Timken besucht die Gedenkstätte



Am 24. Oktober 2006 stattete der US-Botschafter William Robert Timken nebst Ehefrau und Freunden der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen einen Besuch ab. Geführt wurden sie von Gedenkstättenleiter Dr. Hubertus Knabe und dem Vorsitzenden des Fördervereins Dr. Jörg Kürschner.


Bundes- und Landespolitiker zu Besuch in der Gedenkstätte



Am 27. September 2006 besuchte der FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Volker Wissing die Gedenkstätte. Der Parlamentarier, der früher als Richter und auch als Staatsanwalt tätig war, zeigte sich besonders erschüttert über die Praxis der "sozialistischen Gesetzlichkeit", der es an jeglichen rechtsstaatlichen Standards mangelte. Nach der Führung durch das ehemalige Zentrale Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) sprach der Abgeordnete mit dem Direktor der Gedenkstätte Dr. Hubertus Knabe über Möglichkeiten einer vertieften Zusammenarbeit.
Anschließend erklärte Wissing spontan seinen Beitritt zum Förderverein.




Ende Oktober 2006 besuchte der Hessische Innenminister Volker Bouffier, MdL, zusammen mit seiner Familie die Gedenkstätte. Das Fördervereins-Mitglied hatte sich erst im Februar 2006 über das frühere Stasi-Gefängnis informiert und war damals Mitglied des Vereins geworden. Seitdem gehört die Zukunft der Gedenkstätte zum festen Bestandteil seiner Arbeit.


Jahresmitgliederversammlung und Nachrichteninfos



„Der Förderverein Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen konnte seine Außenwirkung deutlich erhöhen und mit der Einrichtung eines Infoblattes die Binnenkommunikation unter seinen Mitgliedern beträchtlich verbessern“. Dieses Fazit zog der Vorsitzende Dr. Jörg Kürschner in seinem Rechenschaftsbericht zur Jahreshauptversammlung am 8. November 2006 in der Saarländischen Landesvertretung.
Die Nachrichteninfos enthalten aktuelle Informationen aus und zu unserem Förderverein: über ihre Aktivitäten und über dem Förderverein verbundene Personen und Einrichtungen. Daneben liefern sie ausgewählte Kurznachrichten zu Themen, die den Bereich der Gedenkstättenarbeit berühren. Der Newsletter, der vierteljährlich erscheint, dient vorwiegend der internen Kommunikation; er wird nur an Mitglieder sowie an der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen nahe stehende Personen und Organisationen versandt. Bundestagsabgeordnete, Presse und Opferverbände erhalten den Newsletter in elektronischer Form per Mail.

Nachrichteninfo_02_2006.pdf


Nachrichteninfo_03_2006.pdf


Nachrichteninfo_04_2006.pdf


Nachrichteninfo_05_2006.pdf


Im Anschluss an die Jahresmitgliederversammlung besuchten die Mitglieder sowie rund 150 weitere Gäste die Fotoausstellung „Inhaftiert – in der Untersuchungsanstalt der Staatssicherheit“ der Fotokünstlerin Franziska Vu.
Außerdem stellte der Vizepräsident des Abgeordnetenhauses, Uwe Lehmann-Brauns, sein kürzlich erschienenes Buch „Die verschmähte Nation“ vor. Darin setzt er sich kritisch mit dem Zeitgeist der achtziger Jahre im Westteil der damals noch gespaltenen Stadt auseinander. „Dieser diente nicht gerade dazu, die DDR als das zu erkennen, was sie war, ein Unrechtsstaat. Je mehr die DDR zerfiel desto mehr erhielt sie Zuspruch vom rot-grünen Senat“, schaute der CDU-Politiker zurück.