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Die Geschichte des CIA-Agenten Werner Jonsek
CIA-Agent Jonsek; Rechte: Reportagen & Dokumentationen
CIA-Agent Jonsek
Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre fliegen immer mehr CIA-Agenten in der DDR auf und werden inhaftiert. Trotzdem werben die Amerikaner Anfang der 80er Jahre weiterhin DDR-Bürger an, für sie zu spionieren. Und immer wieder lassen sich Leute auf diesen riskanten, aber durchaus lukrativen Job ein. Einer von ihnen ist Werner Jonsek, Ehemann und Verwaltungsangestellter aus Greiz in Thüringen. Während eines Verwandtenbesuchs 1980 in Stuttgart wird er von CIA-Leuten angesprochen. Nach seiner Rückkehr in die DDR beginnt Jonsek sofort damit, auftragsgemäß sowjetische Militärbewegungen im Süden des Landes auszuspionieren.
 
Er empfängt seine Aufträge verschlüsselt per Radio. Freilich kann er die aufwändigen Dechiffrierungen am Radio langfristig nicht vor seiner Frau verbergen. Schließlich sind auch Frau Renate und Bruder Heinz eingeweiht. Eine professionelle Schulung in Sachen Tarnung und Konspiration haben sie allerdings nicht. 1983 werden Werner Jonsek, seine Frau und sein Bruder nach monatelangen Observationen verhaftet und in verschiedene Gefängnisse gebracht.
 
Spionage gilt in der DDR als Schwerverbrechen - 15 Jahre Haft für Werner Jonsek.; Rechte: Reportagen & Dokumentationen
Spionage gilt in der DDR als Schwerverbrechen - 15 Jahre Haft für Werner Jonsek.
Familie Jonsek hat Glück im Unglück, der DDR-Anwalt Wolfgang Vogel übernimmt ihre Verteidigung. Die Verurteilung kann er aber nicht verhindern. 15 Jahre Haft für Werner Jonsek, neun Jahre für seine Frau, sein Bruder bekommt sogar lebenslänglich. Spionage gilt in der DDR als Schwerverbrechen. Alle drei Jonseks landen auf Vogels Agententauschliste, die den Amerikanern umgehend zugestellt wird. Während Vogel im Hintergrund die Fäden zieht und den Austausch von 25 CIA-Agenten gegen vier Ost-Spione arrangiert, ahnen die Tauschkandidaten in ihren Zellen noch nichts von ihrem Glück. Erst als sie alle wenige Tage vor dem 11. Juni 1985, dem Tag des geplanten Austauschs an der Glienicker Brücke, nach Karl-Marx-Stadt verlegt werden, erfährt Werner Jonsek, dass auch seine Frau und sein Bruder auf der Liste stehen und tatsächlich ein Austausch geplant ist.
 
In den Morgenstunden des 11. Juni fährt ein Bus mit allen 25 Tauschkandidaten in Richtung Potsdam und Glienicker Brücke los. Werner Jonsek sieht nach vielen Monaten seine Familie wieder. Dann, nach den ersten Glücksmomenten, dramatische Szenen. Einige Monate zuvor hatte sich die ebenfalls inhaftierte Renate Jonsek von ihrem Mann scheiden lassen. Dennoch hofft Werner Jonsek auf einen gemeinsamen Neuanfang im Westen.
 
Aber es kommt anders. Renate Jonsek entscheidet sich überraschend, in der DDR zu bleiben. Sie will zurück in ihre Heimatstadt Greiz, wo Eltern und Kinder wohnen. Alle Überredungsversuche scheitern. Als der Bus an der Glienicker Brücke ankommt, machen sich Werner Jonsek, sein Bruder und 22 weitere ehemalige CIA-Agenten auf den Weg in Richtung Westen. Frau Jonsek bleibt im Osten zurück.
 
zuletzt aktualisiert: 08. April 2004 | 11:36
 
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Links in MDR.DE
Werner Jonsek:
"... ob ich denn bereit wäre, für - das Wort CIA fiel zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht - für einen Geheimdienst einfach irgendwie tätig zu sein, aber nicht in großem Stil, nicht in großem Maße und was für sie sehr interessant wäre, aber für mich eigentlich recht wenig Gefahr birgt."
John Kornblum (US State Department):
"Wir rekrutierten diese Leute, die meistens einfache, ganz normale Leute waren, die niemals vorher die Arbeit eines Spions gesehen hatten. Wir gaben ihnen eine Kamera und sagten, fahr bei diesem oder jenem sowjetischen Stützpunkt vorbei, mach mal ein Foto. Ihre Vorbereitung war sehr schlampig. Die Sowjets bekamen häufig Wind davon."
Werner Jonsek:
"Man begreift schlagartig, jetzt ist das Leben anders, auf einem Mal ist alles anders, jetzt hast du verloren. Dann natürlich sofort die Sorge, was wird jetzt mit deiner Familie? Wie läuft es jetzt eigentlich weiter?"
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