Baden-Baden - Die Diskussion um den drohenden Verkauf des Schlosses Salem am Bodensee erinnert an das Schicksal eines anderen badischen Adelssitzes: an das des Neuen Schlosses in Baden-Baden. Das markante Wahrzeichen hoch über der Kurstadt ist in einen tiefen Dornröschenschlaf versunken. Nach dem Verkauf durch die Markgrafen ist der frühere Stammsitz des Hauses Baden nun in kuwaitischer Hand. Die Geschäftsfrau Fawzia al-Hassawi entwickelt seit Jahren Pläne für eine neue Nutzung - vom Luxushotel bis hin zum Feriendomizil für ihre Familie. Die Bürger, die früher zumindest in Teilen des herrschaftlichen Schlossparks spazierengehen durften, müssen seitdem leider draußen bleiben.
Das Trauerspiel um eines der schönsten Schlösser im Badischen begann, als Max Markgraf von Baden sich Mitte der 1990er Jahre außer Stande sah, die aus dem 14. Jahrhundert stammende, mehrfach umgebaute und prachtvoll erweiterte Anlage weiter zu unterhalten. Auch das Land Baden-Württemberg und die Stadt Baden-Baden winkten wegen eigener Finanznöte ab. In einer spektakulären Versteigerung des Auktionshauses Sotheby's kam daraufhin fast das gesamte Inventar des Schlosses unter den Hammer. Der Direktor des Badischen Landesmuseums, Harald Siebenmorgen, verfolgte das Spektakel mit Tränen in den Augen und konnte für sein Museum wenigstens einige Kostbarkeiten retten.
Gereizt hat das Neue Schloss viele potenzielle Investoren. Die meisten gaben aber angesichts der zweistelligen Millionenkosten für die Sanierung entnervt auf. Die Geschäftsfrau aus dem Golfstaat, die das Schloss Ende 2003 erwarb, ist für die Kurstadt am Rande des Schwarzwaldes nun die letzte Hoffnung. "Das Wichtigste ist, dass das Neue Schloss in seiner Substanz erhalten bleibt", sagt Roland Seiter, Sprecher der Stadt Baden-Baden.
Denn in das seit langem leer stehende Gebäude war bereits Feuchtigkeit in die Wände gekrochen, und an manchem Fenster soll sich sogar schon Efeu seinen Weg ins Innere gebahnt haben. Zwischen 5 und 18 Millionen Euro - die Zahlenangaben differieren - soll Fawzia al- Hassawi als Soforthilfe in das vom Zerfall bedrohte Gemäuer gesteckt haben. Im ehemaligen Kavalierbau mit dem Rittersaal sind Büros und ein Appartement für die neue Eigentümerin entstanden.
Um das Schloss zum Hotel umzubauen, wollte sie nach früheren Plänen insgesamt rund 80 Millionen Euro investieren. Damit sich das Projekt rechnet, sollten dazu fünf Luxus-Villen im Park gebaut werden. Doch die Größenordnung stieß auf Widerstände: Denkmalschützer und traditionsbewusste Bürger fürchteten um das historische Stadtbild und auch um die Thermalquellen unterhalb des Schlosses. Der angestrebte Bebauungsplan von zunächst 32 000 Quadratmetern wurde ebenso abgelehnt wie eine abgespeckte Version mit 15 000 Quadratmetern.
Nun entwickelt die Kuwaiterin seit geraumer Zeit neue Pläne. "Die Überlegungen zum Nutzungskonzept gehen in alle Richtungen", sagt ihr Sprecher Manfred Söhner. Zugleich betont sie ihr Interesse am Erhalt der historischen Parklandschaft. "Wir kommen aus einem wüstenähnlichen Land, da kann es nicht in unserem Sinn sein, Grün zu zerstören", sagte sie einmal bei einem Besuch vor Ort.
Die Landesvereinigung Baden in Europa fürchtet um die ungewisse Zukunft des Schlosses. "Es ist schade, dass das Land damals nicht reagiert hat", sagt der stellvertretende Vorsitzende Hubert B. Keller. Bedauerlich findet er vor allem, dass die Bevölkerung keinen Zugang mehr zu dem ehemals beliebten Ausflugsziel hat. Wenigstens Salem soll das Land aus seiner Sicht nun retten: "Salem ist ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt. Wir sehen das Land in der Pflicht." Bernhard Prinz von Baden plädiert für eine gemeinnützige Stiftung zum Erhalt des Schlosses Salem. Auch Dieter Planck, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Baden- Württemberg, kann sich eine gemeinnützige Stiftung vorstellen.
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