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Bezirksapostel de Bruijn: Schuldfrage für Versöhnung unwesentlich

Auf der offiziellen Website der neuapostolischen Gebietskirche in den Niederlanden wurde heute ein Rundschreiben von Bezirksapostel Th.J. de Bruijn zur vieldiskutierten Geschichtsaufarbeitung durch die Arbeitsgruppe um den NAK-Chefhistoriker Walter Drave veröffentlich. de Bruijn stellt die Situation etwas differenzierter dar als das in den bisherigen offiziellen Stellungnahmen und Veröffentlichungen geschah - und entschuldigt sich für die Wunden, die wieder aufgerissen wurden.

Auch wenn de Bruijn die Integrität von Walter Drave - ganz im Gegensatz zum Grossteil der Kritiker der Drave'schen Geschichtszusammenschau - nicht anzweifelt, stellt er doch die Frage, ob damit ein vollständiges Bild des beschriebenen Entwicklungen wiedergegeben wurde, ja er sagt sogar, dass die Kirchengeschichte, wie sie von Drave präsentiert wurde, nicht als endgültige Tatsache anzusehen sei und mit Hilfe der VAG ein deutlicheres Bild über den tatsächlichen Hergang des Ganzen erhofft werde. Damit geht de Bruijn scheinbar nicht einig mit Drave, der u.a. die von der VAC übergebenen Unterlagen als nicht relevant betrachtete. de Bruijn hebt auch den von Drave nicht berücksichtigten Aspekt hervor, dass damals viele schwer zu ermittelnde und nachvollziehbare Emotionen eine grosse Rolle gespielt haben. Auch diese Aussage ist wohl dahingehend zu interpretieren, dass de Bruijn mit Drave nicht einig geht, keine Zeitzeugen zu befragen, denn nur diese können noch über die damaligen Emotionen berichten.

Im weiteren hebt de Bruijn hervor, dass die Entwicklungen in den Niederlanden nach dem Krieg völlig anderes und komplexer einzustufen sind als diejenigen in Deutschland. Auch damit gibt de Bruijn zwischen den Zeilen zu verstehen, dass die demagogische Geschichtszusammenschau Draves gerade diese spezifischen Verhältnisse in den Niederlanden nicht berücksichtigte. de Bruijn entschuldigt sich hier auch ohne Wenn und Aber für die Wunden, die durch die Präsentation Draves aufgerissen wurden.

Deutlich wird de Bruijn auch, wenn er schreibt, dass es nicht notwendig sei, jedes Detail der Kirchengeschichte zu kennen, bevor es zur Versöhnung kommt. Ja, er widerspricht sogar dem geistlichen Oberhaupt der NAK, Stammapostel Wilhelm Leber, der anlasslich des Informationsabends am 4. Dezember 2007 sagte: "Ich möchte hier und heute das Signal geben, dass ich bereit bin, mich im Namen der Kirche zu entschuldigen, wenn Dinge geschehen sind, die nicht in Ordnung waren.". Leber setzte damit vor einer Entschuldigung die Klärung der Schuldfrage voraus. de Bruijn hingegen stellt in seinem Rundschreiben klar, dass im Evangelium Jesu bei der Versöhnung die "Schuldfrage" eine untergeordnete Rolle spiele.

Die Redaktion von mediasinres.net meint zu diesem Rundschreiben: Endlich ein Bezirksapostel, der ob all der Bemühungen der obersten Kirchenleitung, J.G. Bischoff und seinen damaligen Familien- und Apostelclan von allem Fehlverhalten zu entlasten, die im Evangelium Jesu enthaltenen Werte nicht einfach vergisst. Wir dürfen nun gespannt sein, ob weitere Bezirksapostel diesem Beispiel folgen und den Faden de Bruijns aufgreifen, anstatt wie Bezirksapostel Armin Brinkmann (NRW) den Stammapostel weitestgehend zu stützen und im seine treue Ergebenheit zu bekunden.

Drucken  13.01.2008 18:37

Lesen Sie dazu auch die Kommentare unserer Leser:

Lothar Lemke am 14.01.2008 01:45

Versöhnung heute

Jesus Christus wird am Tage seiner Wiederkunft sicherlich keine Schuldfragen aufwerfen. Er war sogar dem Schächer am Kreuz gnädig! Sicherlich wird er aber danach fragen, ob wir im Sinne Christi versöhnungsbereit waren.

R/S am 14.01.2008 08:06

Schuld und Versöhnung gehören zusammen

... dass die Schuldfrage für die Versöhnung unwesentlich sein soll, vielleicht gar amtsbedingt zu sein hätte, solches kann naturgemäß nur dem so flott über die Lippen kommen, der in der Schuldfrage mit weitreichender Täterschaft zu rechnen hat.

Nein, machen wir uns nichts vor - die ganze Menschheitsgeschichte belegt dies: Aufarbeiten der Geschichte bedeutet u.a. Aufarbeit und Abarbeiten von Schuld. Alles andere führt bestenfalls zu einem formalen Vertragsfrieden, und wie viel der wert ist, zeigt der Nahe Osten tagtäglich.

Versöhnung richtig verstanden, nämlich als größtmögliche Herstellung des Zustandes der absoluten seelischen Freiheit ALLER in einer Beziehung, kann nur der Endpunkt, nicht der Anfangspunkt geschichtlicher Aufarbeitung und letztlich Wiedergutmachung sein.

Wer hier meint, die Schuldfrage auf die lange Bank schieben zu können oder gar mit dem Hintergedanken spielt, sie geschickt einer biologischen Endlösung zuführen zu können, hat von tragfähiger, weil aufarbeitungsfertiger Versöhnung nichts verstanden.

Worauf unabhängig von Sühne und Schuld gleichwohl hingearbeitet werden muss, ist der Zustand eines vertrauensvollen Aufeinanderzugehens, was den Abbau von Ängsten und schlimmen Erfahrungen mit einbezieht. Dies kann allerdings nur geschehen, wenn und wo die Opferseite merkt, dass der Täterseite tatsächlich daran gelegen ist, wahrhaftige, ehrliche Auf- und Abarbeitung - auch zum eigenen Nachteil - zu unternehmen.

Schuld vernebelnde Hinweise, dass u.U. ja beide irgendwo Schuld gehabt hätten und dass der Grad der Schuldhaftigkeit und damit das Wiedergutmachungspotenzial deshalb gar nicht mehr bestimmt werden könnten und deshalb eine Pattsituation bestünde, oder gar der weihrauchschwenkend pseudochristliche Hinweis auf eine scheinbar christliche Versöhnungspflicht im Sinne eines schuldenlöschenden Vergebungsmechanismus etc. etc., helfen nur der Seite, welche vorrangig in der Täterrolle gestanden hatte.

Alexander Bieseke am 14.01.2008 08:32

Da haben wir es wieder

Hallo Redaktion,

ich habe gestern dem Pressesprecher der NAKI geschrieben, dass die Niederländische Stellungnahme ebenso auf der NAKI Seite veröffentlicht gehört, wie die der NRW. Mal sehen.

Nun kann dann der geneigte Leser ekennen:
Aaah, da haben wir es wieder! Genau wie 1938 - 1955. Einsein im Apostelkollegium wohin man nur blickt bzw. liest!

Ich für meinen Teil will aber nicht vehehlen, dass mir die de Bruijn'sche Stellungnahme eher am Herzen liegt. Irgendwie apostolischer, ehrlicher und seinem Senderbewustsein rechnungstragender. Wenn man versteht was ich meine.

Danke Apostel de Bruijn!

Alexander Bieseke

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