Sie waren Aushängeschilder eines Regimes, das Idole brauchte, um die Wirklichkeit der Diktatur zu überdecken: Heinrich George, Marika Rökk, Hans Albers, Max Schmeling, Leni Riefenstahl und Heinz Rühmann - sie stehen beispielhaft für namhafte Schauspieler, Sportler und Künstler, deren Karrieren zumindest teilweise im Schatten des Hakenkreuzes verliefen.
Sie begeisterte mit schnellen Pirouetten, hoch fliegenden Beinen und schmeichelndem ungarischen Akzent ein Millionenpublikum. Als "Königin der leichten Muse" war sie im Film wie auf der Bühne zu Hause.
Ihre Karriere begann die Ungarin Marie Karoline Rökk als Kinderstar; mit elf Jahren im Pariser Moulin Rouge und später am Broadway, wo sie bald als die "kleine Königin der Pirouette" von sich reden machte. In britischen und ungarischen Streifen sammelte sie erste Filmerfahrung, bevor ein Talentsucher der UFA auf sie aufmerksam wurde. Daraufhin erhielt sie 1935 ihre erste deutsche Filmrolle in der Zirkuskomödie "Leichte Kavallerie" und startete eine glanzvolle Karriere als UFA-Star.
Marika Rökk galt als vielseitig und talentiert. Den großen Durchbruch aber verdankte sie den Umständen der Zeit. So sieht es jedenfalls der Filmhistoriker Jürgen Trimborn: "Ich glaube nicht, dass Marika Rökk diese große Karriere gemacht hätte, wenn es nicht 1933 einen solchen Exodus an Schauspielen gegeben hätte. Es gab wesentlich bessere Schauspieler, Tänzer und Sänger als sie."
Dem jungen Star ging es in erster Linie um die Karriere, für Politik will sich Rökk nie interessiert haben. In Ihren Memoiren erzählt sie, nur darum beinahe in die NSDAP eingetreten zu sein, weil sie die Abzeichen so schön gefunden habe. Die Nationalsozialistische Führung hingegen interessierte sich stets sehr für prominente Schauspieler. Und wie so viele andere durfte auch Marika Rökk den Diktator persönlich treffen.
1940 schrieb sie in einer Ergebenheitsadressen an Hitler: "Für die wunderbaren Blumen vielen Dank. Wenn ich Sie, mein Führer, für ein paar Augenblicke erheitern und von Ihrer verantwortungsvollen Arbeit ein wenig ablenken konnte, so bin ich darüber unendlich stolz." Marika Rökk: Eine Künstlerkarriere mit Scheuklappen. Nach Kriegsende wurde sie mit einem Betätigungsverbot belegt, drehte aber bereits 1948 ihren ersten Nachkriegsfilm.
Den Schlachtersohn Hans Albers aus Hamburg zog es schon vor dem Ersten Weltkrieg an die Bühne und vor die Kamera. Bis 1929 spielte er in über 100 Stummfilmen mit - ohne sonderlich aufzufallen. Seinen Durchbruch schaffte er erst mit dem Tonfilm. Gassenhauer, schnoddrige Sprache und Kraftmeierei machten ihn zum unverwechselbaren Star. "Dieser Albers ist ein Teufelskerl", notierte Goebbels 1932 in sein Tagebuch.
Mit Hitlers Machtergreifung rückte Albers in die Topriege der deutsche Filmschauspieler. Vor allem wegen seines Aussehens - verkörperte er doch das Idealbild des "nordischen Helden". Während Tausende andere Künstler und Intellektuelle das Land verließen, entschied sich Hans Albers zum Bleiben. Er wurde nicht verfolgt, sondern gefördert.
Dabei versuchte er stets, eine gewisse Distanz zum Regime zu wahren. Er mied Auftritte mit Nazigrößen ebenso wie Auftritte in plumpen Propagandastreifen. Seine Rolle als Anführer von Wolgadeutschen im Film "Flüchtlinge" begeisterte Goebbels trotzdem so sehr, dass er Albers mit einem Preis auszeichnete. Zur Verleihung glänzte der Staatsschauspieler mit Abwesenheit. 1939 floh Albers jüdische Freundin Hansi Burg nach England. Für den "blonden Hans" kam Emigration nicht in Frage.
Im Ausland hätte er von vorn anfangen müssen, in der UFA bekam er 150.000 Reichsmark pro Film. Als einer seiner Freunde, der Regisseur Herbert Selpin, von der Gestapo verhaftet wurde, blieb Albers stumm. Ebenso beim Verschwinden des Vaters seiner Freundin Hansi Burg, der 1944 im KZ starb. Dennoch kehrte Burg nach dem Krieg zurück. Albers Karriere ging ohne nennenswerten Einbruch weiter. Mit "Auf der Reeperbahn Nachts um halb eins" feiert er seinen größten Nachkriegserfolg.
Heinrich George war vermutlich einer der vielseitigsten, vitalsten und populärsten Schauspieler seiner Zeit. Zu seinen herausragenden Filmrollen gehört der ums Überleben kämpfende Franz Biberkopf in der Alfred-Döblin-Verfilmung "Berlin - Alexanderplatz" von 1931. Nachdem George noch bis zum Beginn der 30er Jahre als Sympathisant der Linken gegolten hatte, ließ er sich später zunehmend von den Nationalsozialisten vereinnahmen.
Hitler und Goebbels bewundern seinen Spieldrang - und seine Bereitschaft, auch eindeutigen Rollen zu übernehmen. 1933 spielte George in "Hitlerjunge Quex" einen Vater, der sich vom Kommunisten zum Nazi wandelt. Er wirkte auch an den Filmen "Jud Süß" und dem NS-Durchhalte-Epos "Kolberg" mit, das noch 1945 in den letzten Kriegswochen zum Widerstand gegen einen übermächtigen Feind aufrief.
"Er war gewiss ein außerordentlicher Darsteller. Er hatte eine unglaubliche physische Präsenz nicht nur durch die Massigkeit seines Körpers, auch wie er sich bewegte. (...) Es ist ein tragisches Schicksal, dass er im Internierungslager starb. Man hätte ihm gewünscht, dass er über diese Situation hätte nachdenken und reflektieren können."
Im Sommer 1945 wurde Heinrich George von den Sowjets verhaftet und im ehemaligen KZ Sachsenhausen bei Oranienburg interniert. Am 25. September 1946 starb er im Alter von 52 Jahren an den Folgen einer Blinddarmoperation. Kurz vor seinem Tod hatte sich George zu seiner Verantwortung bekannt und notiert: "Ein Mensch im Glanze wird leicht kurzsichtig."