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1765-1768 Student der Rechte in Leipzig
1700 Fortsetzung und Abschluß des Jurastudiums in Straßburg |
I. Biographie |
28. August 1749 |
Johann Wolfgang von Goethe wird als Sohn des Kaiserlichen Rats Dr. jur. Johann Caspar Goethe und Katharina Elisabeth (Tochter des Stadtschultheißen Dr. jur. Johann Wolfgang Textor) in Frankfurt am Main geboren. [1] |
ab 1755 |
Goethe genießt unter der Aufsicht seines Vaters
Privatunterricht: Der Junge soll zielstrebig auf das juristische
Studium vorbereiten werden. Goethes Lehrbücher sind dabei
vor allem die Bibel (teilweise im griechischen und hebräischen
Urtext) [2] und der 1684 erschienene Rechtskatechismus des
Prof. Joachim Hoppe »Examen institutionum imperalium«. [3] |
19. Oktober 1765 |
Nach Auseinandersetzungen mit dem Vater immatrikuliert sich
Goethe der lieber an der Göttinger Universität studiert hätte,
die für ihre herausragenden Professoren in klassischer
Philologie, Orientalistik und Theologie bekannt war widerwillig
an der Universität Leipzig. [5] |
1768 |
Goethe kehrt ins Elternhaus wegen einem lebensbedrohlichen Blutsturz zurück, der den Höhepunkt einer schweren Tuberkulose bildet. [7] Er beschäftigt sich in der Genesungszeit mit mystischer Lektüre sowie alchemistischen Experimenten (Paracelsus, Emanuel Swedenborg). [8] |
1770/1771 |
Fortsetzung des Studiums in Straßburg: Goethe besucht Vorlesungen über Staatswissenschaft, Geschichte, Anatomie, Chirurgie und Chemie. [9] |
25.- 27. September 1770 |
Goethe besteht das juristische Vorexamen mit »cum laude«. [10] |
Sommer 1771 |
Anfertigung der juristischen Doktorarbeit »De legislatoribus«, in der sich Goethe für eine staatliche Regelung der kirchlichen Kultusordnung einsetzt, die sowohl für Geistliche wie Laien verpflichtend sein sollte, dem Laien aber einen gewissen Freiraum für seinen Glauben läßt. Diese Doktorarbeit wird jedoch als zu starke theologische Provokation empfunden und daher von der Fakultät abgelehnt. [11] |
6. August 1771 |
Geothe promoviert zum Lizentiaten der Rechte (»Licentiatus
Juris utriusque«), einem akademischen Grad für kirchliches
und weltliches Recht. Die erforderliche Disputation über
56 lateinische Rechtsthesen (Positiones juris) besteht der
junge Jurist mit »cum applauso«. [12] |
1771-1775 |
Am 28. September 1771 reicht Goethe beim reichsstädtischen Schöffengericht in Frankfurt a.M. seine Bitte um Zulassung zum Advokat ein. [14] Die zahlreichen juristischen Beziehungen durch Familie und Freundschaft ermöglichen es Goethe bereits am 16. Oktober seinen ersten Prozeß zu führen. Innerhalb der vierjährigen Tätigkeit als Advokat führt Goethe insgesamt 28 Prozesse [15], in denen er hauptsächlich Handwerker oder Juden aus dem Ghetto vertritt. Da die Prozesse zu jener Zeit nur schriftlich geführt werden, bleibt Goethe reichlich Zeit für literarische Arbeit, Lektüre und Geselligkeit. [16] Bei der Abfassung der juristischen Eingaben muß Goethe jedoch einmal einen Gerichtsverweis wegen seiner stürmischen schriftlichen Plädoyers hinnehmen: Den Hintergrund hierzu bildet, dass der junge Advokat der in seiner straßburger Studienzeit französische Strafverteidiger angehört hatte und von deren mündlichen Vorträgen begeistert war dem nacheifernd den ganzen rhetorischen Schwung in seine Schriftsätze verlegte. Goethes späteren Plädoyers lassen dann erkennen, dass es ihm durch den Gerichtsverweis gedämpt gelingt, einen angemessenen trockenen Ton zu finden, sodaß seine späteren Leistungen sich kaum noch von einem beliebigen Aktenstück der Zeit unterscheiden. [17] |
Ende 1771 |
Goethe schreibt, angeregt durch Studien zur Reichs- und Rechtsgeschichte, die »Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand dramatisiert« nieder. [18] |
1772 |
Durch Rezensionen staats- und rechtswissenschaftlicher Werke in »Frankfurter Gelehrten Anzeigen« beteiligt sich Goethe an der Theoriebildung des Sturm und Drang. [19] |
25. Mai bis 20. September 1772 |
Goethe leistet auf Anraten seines Vaters und nach dessen biographischem Vorbild ein Praktikum am Reichskammergericht in Wetzlar ab, um dort das Verfahren des Reichsprozesses kennen zulernen. Als sog. Auscultant hält sich Goethe ohne Amt am Gericht auf und läßt sich von in Kameralpraxis erfahrenen Advokaten unterweisen. [20] |
1774 |
Goethe verfasst in seinem letzten Anwaltsjahr den Briefroman »Die Leiden des jungen Werthers«. Dieser sollte Goethe über Nacht zum meistgelesenen Autor der Sturm- und Drangzeit machen. [21] Im Roman verarbeitet Goethe seine Erinnerungen an die Praktikantenzeit beim Reichskammergericht und dem dortigen Selbstmord eines Juristen; über Einzelheiten des Geschehens läßt sich Goethe ausführlich Bericht erstatten. [22] |
7. November 1775 |
Goethe geht auf Einladung des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar an den Weimarer Hof. Dort rückt Goethe wie im folgenden noch dargestellt wird schnell zum hohen Staatsbeamten auf. |
11. Juni 1776 |
Goethe wird zum Geheimen Legationsrat ernannt, mit Sitz und Stimme im Geheimen Consilium, der obersten Regierungsbehörde des Herzogtums. [23] Goethe war nacheinander in folgenden Fachkommissionen als »Commissar« tätig: Bergwerkskommission, Kriegskommission, Wegebaukommission, Wasserbaukommission, Ilmenauer Steuerkommission, Leitung der Kammer (= Oberste Finanzbehörde), Schlossbaukommission, Theaterkommission sowie die Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst in Weimar und Jena. [24] |
5. September 1779 |
Ernennung zum »Geheimen Rat«.[25] |
10. April 1782 |
Erhebung in den Adelsstand.[26] |
Herbst 1783 |
Goethe spricht sich im Geheimen Consilium anlässlich eines Kindermordprozesses für die Beibehaltung der Todesstrafe aus. [27] |
September 1786 Mitte 1788 |
Im September 1786 tritt Goethe eine Reise nach Italien an, die
als Flucht aus den Weimarer Verpflichtungen verstanden
werden kann. In Italien widmete sich Goethe der Erforschung
der Mittelmeerlandschaft mit seiner einzigartigen Fauna und
Flora, sowie seiner Gesteine, dem Wetter, aber auch dem
südländischen Volkscharakter und der klassischen
und klassizistischen Kunst. Goethe unterhält Kontakte zu
zahlreichen Künstlern, u.a. J.H.W. Tischbein, von dem das
berühmt gewordene Gemälde »Goethe in der Campagna«
stammt. [28] In dieser Zeit schließt Goethe das Drama
»Egmont« ab und arbeitet sogleich an »Faust« und »Torquato
Tosso« weiter.
»Faust« und insbesondere die darin enthaltene
Gretchentragödie entsteht unter dem Einfluß des Kindermordprozesses
gegen Susanne Margaretha Brandt zu dem er sich im
Herbst 1783 vor dem Geheimen Consilium geäußert hatte.
Teilweise übernimmt Goethe ganze Sätze wörtlich aus ihm
zugänglichen Prozessakten. [29] |
1793 |
Goethe lernt Friedrich von Schiller in Rudolstadt kennen. [32] |
13. September 1804 |
Ernennung Goethes zum »Wirklichen Geheimen Rat« mit Prädikat »Exzellenz« [34] |
1807 ff. |
Es entsteht der Roman »Wilhelm Meisters Lehrjahre«, der autobiographische Züge aufweist und ohne Goethes juristische Bildung und seine Weimarer Tätigkeit so nicht hätte entstehen können. [35] |
1811-14 |
Goethe gibt die ersten drei Teile seiner Autobiographie »Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit« heraus. [36] |
12. Dezember 1815 |
Goethe wird zum Staatsminister im neuen Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach ernannt und bekommt gleichzeitig die Oberaufsicht über sämtliche kulturelle Institute des Landes übertragen. [37] |
1825 |
Goethe wendet sich an die deutsche Bundesversammlung mit der Bitte um Durchsetzung des Urheberrechts: Bereits bei seinem Roman »Die Leiden des jungen Werthers« hatte Goethe 18 nichthonorierte, sog. »wilde« Nachdrucke, hinnehmen müssen. Im Ausschuß der Bundesversammlung einigte man sich schließlich die Rechte des Autors mittels Erteilung besonderer Privilegien zu schützen. [38] |
28. August 1827 |
König Ludwig I. von Bayern verleiht Goethe das Großkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone. [39] |
1831 |
Mit Hilfe von J.P. Eckermann schließt Goethe nur wenige Monate vor seinem Tod »Faust II« ab. [40] |
22. März 1832 |
Goethe verstirbt im Alter von 82 Jahren in Weimar geschwächt durch Kreislaufstörungen und zwei Herzinfarkte infolge einer Lungenentzündung. [41] |
II. Zitate |
1.) Goethe in persönlichen Verlautbarungen:
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III. Quiz |
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IV. Bibliographie |
Brandenburg, Hans-Friedrich |
Der getriebene Dichterjurist Goethe oder: Gibt es ein Leben vor dem Tod? |
ders. |
Warum hat der Dichterjurist Goethe in vierjähriger Advokatentätigkeit nur 28 Prozesse geführt? |
Conrady, Karl Otto |
Goethe |
Heinze, Meinhard |
Der Advokat Goethe |
ders. |
Der Jurist Goethe oder »Ein höflich Recht will gar nichts heißen« |
Hölscher-Lohmeyer, Dorothea |
Johann Wolfgang Goethe |
Hülle, Werner |
Versuch einer Annäherung an Goethe als Juristen |
Jung, Herbert |
»Sie sind ein Advokat, das heißt ein Mann, der aus allem etwas zu machen versteht« |
Michel, Christoph (Hrsg.) |
Goethe |
Pausch, Alfons |
Goethe als steuerzahlender Mensch |
Pausch, Alfons (Hrsg.)/ Pausch, Jutta (Hrsg.) |
Goethes Juristenlaufbahn. |
Pausch, Alfons (Hrsg.)/ Pausch, Jutta (Hrsg.) |
Goethe-Zitate für Juristen |
Roetzel, Patrick |
Goethes »Götz« oder »Die Welt ist ein Gefängnis« |
Schmidt, Hartmut |
Der Rechtspraktikant Goethe |
Seehafer, Klaus |
Mein Leben ein einzig Abenteuer |
Sina, Peter |
Goethe als Jurist |
Steding, Rolf |
Goethe und die Todesstrafe |
Weber-Fas, Rudolf |
Goethe als Jurist und Staatsmann |
Weigert, Manfred |
Goethe als Verwaltungsbeamter |
Wohlhaupter, Eugen |
Dichterjuristen Band I |
Zippelius, Karl |
Goethes Straßburger Thesen und seine Zulassung als Rechtsanwalt in Frankfurt a.M. |
V. Links |
Fleck, Lars |
1998, Johann Wolfgang Goethe, Faust, Der Tragödie erster Teil, |
Fonseca, Gonçalo L. |
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), |
Goethe Institut Tokyo |
1999, Das Goethe-Jahr im WWW, |
Goethe-Schule Bochum |
1998, Johann Wolfgang Goethe (1749 -1832): Eine Biographie, |
Hanau, Peter |
Goethe als Jurist. Eine Plauderei zum Goethejahr, |
Hille, Gunter (Hrsg.) |
Johann Wolfgang von Goethe, |
Janssen, Ute |
1999, Reineke Fuchs goes Internet, |
Kerber, Helmut (Koordinator bei der ZUM Internet) |
1998, 250 Jahre J. W. v. Goethe. Eine interaktive Reise durch die Zeit der Klassik, Weimar und Goethes Leben und
Werk, |
Misdorf, Hans |
Johann Wolfgang Goethe, Deutschlands größter Dichter, |
Schade, Gabriele (Leitung) |
Goethe-net der TU Ilmenau, |
Smolka, Fridolin |
1999, Goethe im Internet, Johann-Wolfgang-von-Goethe-Gymnasium, |
Strahonja, Karmen (Online-Redaktion) |
1999, Goethe Jahr 1999, Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, |
Witte, Bianca/ Seiffert, Eckhart |
1999, Goethes Farbenlehre, |
Quellennachweis: |
[1]
Hölscher-Lohmeyer, Dorothea, Johann Wolfgang Goethe,
2. Auflage 1999 München, S. 7
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