Jakob Scheiners umfangreiches Werk steht im Spannungsfeld des gewaltigen  Umbruchs in der Welt des 19. Jahrhunderts: Es reicht von präzisen Zeichnungen, die den Siegeszug der Technik in Verkehr und Industrie mit klaren Linien dokumentieren, hin zu Skizzen, Aquarellen und und Ölgemälden, die im Verschwinden begriffene Stadtbilder und Landschaften festhalten wollen. 
Trotz fehlender akademisch-künstlerischer Ausbildung arbeitete sich Jakob Scheiner - ungeachtet einer Reihe von Rückschlägen - vom technischen Zeichner und Gebrauchsgraphiker über den Beruf des Lithographen und Landschaftszeichners zu einem hervorragenden Maler empor, dessen Werke auch auf Weltausstellungen (Paris 1868 und Wien 1873) zu sehen waren. Seine Darstellungsweise mag damals schon als konventionell gegolten haben, doch zeigen die oft großformatigen Bilder - wohl auch aufgrund der handwerklichen/ technischen Ausbildung - eine ungewöhnliche Genauigkeit des Blicks und der Perspektive. Die Liebe zu den Objekten war größer als die Leidenschaft zur Malerei, weshalb er heute auch kaum als Maler, aber als Dokumentar der Stadt-, Verkehrs- und Technikgeschichte in Erinnerung ist.
Motivschwerpunkte seines Schaffens sind das Siegerland und der Kölner Raum, deren Verkehrsverbindung in dem von ihm durch technische Zeichnungen illustrierten Werk über die " Bau-Anlagen der Köln-Giessener Eisenbahn und der Zweigbahn von Betzdorf nach Siegen" auf prächtige Weise dargestellt wurde und dem auch die Abbildungen der vorangegangenen Seite entnommen sind.

Abbildungen zum Betzdorfer Bahnhof finden sich in:
Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft
:  Bau-Anlagen der Köln-Giessener Eisenbahn und der Zweigbahn von Betzdorf nach Siegen. Köln 1865, Nachdruck Siegburg 1989.
Krauskopf, Bernd - Die Eisenbahn in Betzdorf und das Bahnbetriebswerk in Betzdorf, Freiburg 1997. (Enthält viele verkleinerte Nachdrucke aus dem Werk von 1865)


Lebensdaten

1820 Geboren in Sohlbach bei Geisweid (22.2.)
1831 Jugendzeit in Ferndorf
1835 Lehrjahre in einem Vermessungsbüro in Siegen
1840 Bergbauamt Siegen
1840 Lithographische Anstalt Wilhelm Friedrich in Siegen
1845 Lithographisches Institut Kopenhagen
1845 Gründung seiner "Lithographischen Anstalt J. Scheiner & Comp." (1854 aufgegeben)
1849 Heirat mit Johanne Beyer
1852 Geburt des Sohnes Friedrich Wilhelm
1853 Zeichenlehrer an der Wiesenbauschule in Siegen
1854 Umsiedlung nach Köln
1856 Zeichner bei der Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft in Köln
1872 Beginn der Tätigkeit als freischaffender Künstler
1882 Beginn der Zusammenarbeit mit seinem Sohn
1908 Tod der Frau, Umzug nach Potsdam
1911 Tod in Potsdam (8.12.)
Literatur
Kruse, Hans - Jacob Scheiner, in: Siegerland, Bd.2, Heft 1 1913, S. 174-180
Brockmeier
, Friedrich - Jakob Scheiners lithographisches Schaffen in Siegen, in: Siegerland, Bd. 37, Heft 3 1960, S. 91-94.
Hist. Museen der Stadt Köln - Jakob und Wilhelm Scheiner. Bilder zur Kölner Stadtentwicklung zwischen 1872 und 1922, Köln 1978
Steinebach, Paul - Jakob und Wilhelm Scheiner. Stadtmaler und Stadtzeichner, Landschafts- und Architekturmaler. Köln, Siegen und Siegerland, Siegen 1986
Steinebach
, Paul - Jakob und Wilhelm Scheiner, in: Siegerland, Bd. 63 / Heft 3-4 1986, S. 52-60
Steinebach, Gabi - Das Bild der Stadt im Werk von Jakob und Wilhelm Scheiner, Bonn 1992