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Dienstag, 13.11.2007

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Sie befinden sich hier: > WDR.de > Panorama > 40 Minuten warten auf den Rettungswagen


Langes Warten auf den Rettungswagen

Probleme mit der gemeinsamen Leitstelle für zwei Städte

Von René Rabenschlag

Schwere Vorwürfe erhebt ein Solinger gegen die Feuerwehrleitstelle. 40 Minuten habe er gewartet, während sein Vater im Sterben lag. Schuld waren nach Angaben der Feuerwehr menschliches Versagen und Softwareprobleme.

Rettungswagen; Rechte: WDRBild vergrößern

40 Minuten Wartezeit

In der Nacht auf den 7. Oktober dieses Jahres schwebte ein 71-jähriger Solinger in Lebensgefahr. Der kranke Mann bekam keine Luft mehr und musste dringend von einem Notarzt behandelt werden. Um 4 Uhr in der Nacht wählte seine Frau den Notruf, doch es passierte zunächst nichts. Noch zweimal musste sie telefonisch den Leitstellenbeamten erklären, dass kein Rettungswagen gekommen sei. Obwohl die Feuerwache nur gut fünf Minuten entfernt ist, vergingen quälende 40 Minuten bis die Retter eintrafen. Dann allerdings fehlte ein Tragetuch, um den Patienten durch das Treppenhaus zu bringen. Ein zweiter Rettungswagen mit dem entsprechenden Tuch, sowie ein Notarzt kamen nochmals zehn Minuten später. Der Patient konnte reanimiert werden, verstarb jedoch zwei Tage später im Krankenhaus.

Feuerwehr räumt Panne ein

Zentrale Leitstelle in Solingen; Mitarbeiter am PC; Rechte: WDRBild vergrößern

Erhebliche Verspätung "hätte nicht passieren dürfen"

"Der Fall vom 7. Oktober ist bei der Feuerwehr längst bekannt und aufgearbeitet," sagt Frank-Michael Fischer, der Leiter der Solinger Feuerwehr. Der Rettungswagen sei in der zentralen Leitstelle versehentlich für zwei Einsätze gleichzeitig "gebucht" worden. Der zweite Einsatz sei somit zunächst nicht berücksichtigt worden. Dadurch kam es zu der erheblichen Verspätung. "Das hätte natürlich nicht passieren dürfen", so Fischer. Ursächlich sei menschliches Versagen. Aber der Tod des Patienten sei nicht durch die Verzögerung verursacht worden. Vielmehr wäre der Solinger an den Folgen seiner schweren Krankheit verstorben.

Zum Einsatz in die falsche Stadt geschickt

Versammlung der nordrhein-westfälischen Leitstelle; Rechte: WDRBild vergrößern

Mängel und Arbeitsüberlastung

Die Städte Solingen und Wuppertal hatten den Betrieb der ersten gemeinsamen nordrhein-westfälischen Feuerwehrleitstelle für zwei Städte beschlossen, um damit Kosten zu sparen. In der Leitstelle werden Notrufe entgegengenommen, sowie Personal und Fahrzeuge disponiert. Diese rücken dann wie bisher aus den sieben Wachen in den Stadtgebieten aus. Doch seit dem Start im März häufen sich die Beschwerden über Mängel, Fehler und Arbeitsüberlastung des Personals. Mehrfach sei es vorgekommen, dass Löschfahrzeuge oder Rettungswagen versehentlich in die falsche Stadt geschickt wurden, weil Straßen den selben Namen haben. Technische Probleme waren nach Angaben aus internen Feuerwehrkreisen fast an der Tagesordnung.

Personaleinsparung und Arbeitsüberlastung

Beamte in der Leitstelle haben sich vor wenigen Wochen erstmals seit Jahrzehnten in einem "Brandbrief" über absolute Arbeitsüberlastung beschwert. Innerhalb von sechs Monaten sollen bei der 43-köpfigen Mannschaft 1.000 Überstunden angefallen sein. Weil keine Verbesserung in Sicht war, haben die Beamten eine förmliche Überlastungsanzeige gestellt. Die Leitungen der Feuerwehren in Wuppertal und Solingen haben die Dienste inzwischen umorganisiert.

Betroffene stellen keine Strafanzeige

Björn H., der Sohn des Verstorbenen; Rechte: WDRBild vergrößern

Sohn des Verstorbenen erhebt schwere Vorwürfe

Trotz der von der Feuerwehr eingeräumten Fehler wollen die Angehörigen des Verstorbenen keine Strafanzeige erstatten. Sohn Björn H.: "Meine Familie hat dazu nach dem Sterbefall keine Kraft. Trotzdem habe ich mich an die Öffentlichkeit gewandt, weil ich es anderen ersparen möchte, 40 Minuten an der Seite eines Menschen zu verbringen, der um Atem ringt und dem nicht geholfen wird."

Stand: 12.11.2007, 18:13 Uhr


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