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Emsdetten: Spurensuche im Internet

In Chats und Foren wird über den Amokschützen spekuliert

Nur wenige Stunden nach dem Amoklauf von Emsdetten tauchen in Internet-Foren und Chats Mutmaßungen über den Täter auf. Demnach hat er auf Videoplattformen bizarre Filme eingestellt und soll schon 2004 einen Amoklauf angesprochen haben.

Foto von bewaffnetem und uniformiertem Jugendl1ichen im Wald; Rechte: dpaBild vergrößern

Selbstdarstellung des mutmaßlichen Täters im Internet

In einem Internetforum wird schon viereinhalb Stunden nach den ersten Eilmeldungen der mutmaßliche "Nickname" des Täters identifiziert, also sein für Internetaktivitäten gebrauchter Spitzname. Dieser Name wiederum führt zu einer inzwischen gesperrten Homepage, für die als Domaininhaber ein Mann aus Emsdetten ausgewiesen ist.

Verfolgt man die Spuren des Nicknames im Internet, findet man zunächst einen schon über zwei Jahre alten Eintrag im Internetforum einer Beratungsseite, die sich auch mit psychischen Problemen befasst. Dort berichtet der Betroffene von einer desolaten Schulsituation mit Sitzenbleiben, von Mitschülern angedrohten Schlägen und einer Angst, die "so langsam in Wut" umschlägt. Der Autor endet mit: "Für die, die es noch nicht genau verstanden haben: Ja, es geht hier um Amoklauf! Ich weiss selber nicht woran ich bin, ich weiss nicht mehr weiter, bitte helft mir." Er bekommt wohlmeinende, auch etwas hilflose Antworten, die die Folgen ansprechen und ihm unter anderem raten, einen Psychologen aufzusuchen. Unter dem Datum von 04.01.2006 findet sich ein Eintrag unter einem nur leicht modifizierten Nickname in der selben Gesprächsrunde: "Da gebe ich mal meinen Namen bei google ein und komme auf sowas... Dachte diesen Post von mir gäbs gar net mehr ;) Naja was soll ich sagen, mir gehts besser. Ich bin nun im 10ten Schuljahr und denke ich schaffs."

Per Internet zur Sprengstoffherstellung?

Neben diesen Wortbeiträgen fanden sich auf Seiten, auf denen User ihre Videos hochladen mehrere Filme, die Entführungs- und Erschießungsszenen sehr real nachstellen. In langen Mänteln, mit Sonnenbrillen sowie Pistolen und Gewehren ausgestattet, wird vor der Kamera posiert. In dem Videoportal "Youtube" war unter dem Nickname ein Beitrag eingestellt, der den "Opfern und Mördern" des Highschool-Massakers von Columbine in den USA von 1999 gewidmet war.

In anderen Forenbeiträgen gab er sich als Spieler einer Version des so genannten Ego-Shooter-Computerspiels "Doom" zu erkennen. In einem weiteren Forum erkundigt sich ein User mit demselben Nickname nach der Möglichkeit, aus Kunstdünger Sprengstoff herzustellen. Seine Äußerungen lassen jedoch nicht erkennen, ob er tatsächlich Sprengstoff auf diese Weise produzieren wollte.

Schwärmerei für "die Vergänglichkeit"

Der Nickname ist auch sonst noch vielfältig im Netz zu finden: So auf einer Seite, wo er anscheinend als Bieter und Ersteigerer für eine "alte Hahnflinte" in Erscheinung tritt. Auf einer Seite für "Gothics, Schwarzromantiker" wird der Spitzname erläutert: Der User will ihn sich "2003 oder 2004" zugelegt haben und er sei "gleichzusetzen mit 'Vergänglichkeit'", denn "Vergänglichkeit ist meiner Meinung nach das beste was es auf dieser Welt gibt!"

Diese Spurensuche im Netz liefert natürlich keine stichhaltigen Beweise - womöglich dokumentiert sie nur die Krise und Selbstdarstellung eines Teenagers. Auch lässt sich nur mutmaßen, ob ein und derselbe Nickname immer mit demselben User verbunden ist. Zumindest taucht der Name im Zeitraum 2004 bis 2006 auf deutschsprachigen Internetseiten auf, die sich mit Waffen, der Gothic-Szene oder Computerspielen befassen. Im Verlauf des späten Montagnachmittages (20.11.06) werden dann zahlreiche der Seiten, auf denen der mutmaßliche Nickname des Täters auftaucht, aus dem Netz genommen.

Stand: 20.11.2006, 18:01 Uhr


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