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Informationen zur politischen Bildung (Heft 277)
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Geschichte Anatoliens und des Osmanischen Reiches |
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Udo Steinbach
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Bereits in der Altsteinzeit siedelten sich Menschen in Anatolien an. Vor etwa zehntausend Jahren entstanden erste ständige Siedlungsplätze. Im dritten Jahrtausend v. Chr. gewannen in West- und Zentralanatolien indo-europäische Sprachen das Übergewicht. Die Hethiter hinterließen die ältesten Texte, die eine indo-europäische Sprache fixiert haben. Sie waren in Keilschrift verfasst. Der hethitische Staat bildete neben Ägypten und Assyrien das dritte Großreich im alten Orient. Seine Hauptstadt, Hattuşas, wurde 150 Kilometer östlich von Ankara entdeckt.
Im Zentrum des Hochlandes, im Gebiet des Van-Sees, erstand im ersten Jahrtausend v. Chr. der Staat Urartu. Die Sprache seiner Bewohner war den kaukasischen Sprachen verwandt, seine hochentwickelte und eigenständige Kultur erbten später Armenier und Georgier.
In den Gebieten am Ägäischen Meer bildete sich im 13. Jahrhundert v. Chr. ein starker Verband griechischer Stämme. Zu Beginn des ersten Jahrtausends v. Chr. entstanden in Westanatolien die Staaten Phrygien, Karien, Lydien und der äonische Stadtstaatenbund. Deren Bevölkerung setzte sich zum einen aus Ureinwohnern und zum anderen aus Griechen zusammen, die seit dem neunten Jahrhundert v. Chr. diese Gebiete kolonisierten. Lydien konnte unter König Krösus (560-547 v. Chr.) seine Macht auf ganz West- und Zentralanatolien ausdehnen, wurde jedoch im Jahre 547 Bestandteil des Perserreiches der Achämeniden.
Auch diese herrschten nicht lange über Anatolien. Alexander von Makedonien (356-323) schlug das Heer des Perserkönigs Dareios im Jahr 333 und gliederte Anatolien seinem Reich ein. Die griechische Kolonisation verstärkte sich; weite Verbreitung fand die „Gemeinsprache” der Griechen, die Koine.
Nach dem Zerfall des Reiches von Alexander dem Großen gehörten einzelne Gebiete Anatoliens zu hellenistischen Staaten, zum Seleukiden-Reich (312-64 v. Chr.) und zum Ptolemäer-Reich in Ägypten (323-31 v. Chr.). Es entstanden aber auch unabhängige Staaten.
Gegen Beginn unserer Zeitrechnung wurden West- und Zentralanatolien Teil des Römischen Reiches. 395 trennte sich dessen Ostteil endgültig vom Westteil und konstituierte sich zu einem selbstständigen Oströmischen Reich. Nach seiner Hauptstadt Byzanz, dem späteren Konstantinopel, wurde es auch als Byzantinisches Reich bezeichnet. Bereits seit dem vierten Jahrhundert war es ein christlicher Staat mit einer eigenen, der so genannten griechisch-orthodoxen Kirche, an deren Spitze der Patriarch von Konstantinopel stand.
Um die Mitte des siebten Jahrhunderts schickten sich arabische Armeen an, im Namen ihrer neuen Religion, des Islam, die Welt der „Ungläubigen” zu erobern. Nachdem sie 651 den Iran eingenommen hatten, musste Byzanz ihnen schließlich nach langen Kämpfen den Südosten Anatoliens abtreten.
Als Turkstämme sich Ende des elften Jahrhunderts in größerer Zahl in diesem Gebiet niederließen, fanden sie eine ethnisch bunt zusammengesetzte Bevölkerung aus Griechen, Armeniern, Kurden, Lasen, Arabern und Assyrern vor, die in viele Glaubensrichtungen und Sekten zerfiel. Griechen und Armenier besaßen eine hochentwickelte Landwirtschaft und weit zurückreichende Traditionen städtischen Lebens. Die Kurden und Araber waren dagegen in erster Linie Viehzüchter, und die Griechen und Lasen der Küstengebiete betrieben Fischfang und Seefahrt. Über dieses ganze komplizierte Substrat sollte sich nun auch noch eine Schicht aus Turkvölkern legen. |
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13. Oktober 2007
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Debatte |
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Türkei und EU
Die Europäische Union hat entschieden: Die Verhandlungen über einen Beitritt der Türkei werden teilweise ausgesetzt. Dadurch hat die Diskussion an weiterer Brisanz gewonnen: Gehört die Türkei zu Europa? Kann sie Mitglied der Europäischen Union werden? |
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