Harte Jungs

30.03.2000, Deutschland, 85min
R: Marc Rothemund
D: Tobias Schenke,
Axel Stein,
Luise Helm
L: Webseite, IMDb
Ausgezeichnet
229
Gelungen
169
Mittelprächtig
164
Dürftig
160
Schrott
172
894
„Im ganzen Schlumpfenland nur Kerle - und Schlumpfine als einzige Frau, kommt Dir das nicht komisch vor? Na ist doch ganz klar: die ist die Dorfnutte, die die Jungs am Leben hält.”
Inhalt
Abends alleine ins Bett gegangen, wacht Florian (Tobias Schenke, "Fußball ist unser Leben") morgens zu "zweit" auf. Sein bester Freund spricht zu ihm und fordert vehement seinen ersten Einsatz. Klar, daß das nicht so ohne weiteres zu bewerkstelligen ist und so muß nicht nur die nähere Bekanntschaft, sondern auch jegliche Sex-Hotlines, Literatur und Freundeswissen ran. Doch ohne ins Fettnäpfchen zu treten, ist eine solche Erfahrung natürlich nicht zu machen ...
Kurzkommentar
Danke, Axel Stein: wären da nicht seine Mimik, sein knubbeliges Auftreten, seine lockere Art, so hieße es nicht nur "Gehirn an der Kasse abgeben", sondern eher "Gehirn, des Drehbuchautors durch den Fleischwolf drehen". Sprechende Pimmel sind schlimmer als Bravo-"Foto Love Story"-Niveau...
Kritik
Um nicht lange um den heißen Brei herum zu reden: "Harte Jungs" ist definitiv als deutscher "American Pie"-Abklatsch zu verstehen - betrachtet man den Erfolg des amerikanischen Teenie-Streifens, so ist das Motiv Marc Rothemunds offensichtlich : mit der Erfolgswelle schwimmen. Ob "Harte Jungs" letztendlich auch "so gut" wie "American Pie" ist ... oder besser formuliert : Zuschauer, denen "American Pie" gefallen hat, haben die auch Spaß an "Harte Jungs" ? - Darauf gibt's ein klares "Jein".

Einerseits dreht es sich bei beiden Filmchen ganz klar nur um das "erste Mal" und beide nehmen sich vom (niedrigen) Niveau zwischendurch nicht viel, andererseits wird das Problem des ersten Sex in den beiden Streifen anders angegangen. Während die "American Pie"-Mädchen in allen möglichen und unmöglichen Variationen bezirzt werden, um ein (quasi ehrliches) "erstes Mal" zu erringen, geht es in "Harte Jungs" eher - um die harten Jungs. Ein einseitiges Interesse also : hauptsache man ist für die Eventualitäten bestens vorgebildet. Zunächst wird in Mamas und Papas biologischem Wissen gewühlt, dann muß das erste Kamasutra-Buch her und alle 69 Varianten müssen knallhart auswendig gelernt werden. Anschließend kratzt man alles Geld zusammen, um - sagen wir es mal gepflegt - professionelle Hilfe anzuheuern (auf Niveau des Films : "ne Nutte klar zu machen"), dann muß für manche Übungen halt mal der beste Freund hinhalten.

"Trotzdem" sind bei Filme auf ihre Art beleidigend schlecht. "American Pie" überzieht den Ekel- und Sensibilitäsfaktor, "Harte Jungs" spielt zu sehr mit dem doppeldeutigen Titel : daß die besten Stücke der Pubertierenden Ihr Eigenleben haben, ist erstens abgrundtief albern und zweitens - wie sich im Laufe des Films herausstellt - völlig unnötig. Der Film hätte genauso gut ohne die "Dialoge" der Körperteile funktioniert.

Um dem ganzen aber nicht völlig den Spaß zu nehmen : Axel Stein ("Hausmeister Krause" auf Sat1) als knubbeliger, liebenswerter, besserwissender Freund ist einfach köstlich. Wäre er nicht gewesen, wäre der ganze Film ins Bodenlose gesunken. Immer wenn er auftaucht herrscht Klamauk-Stimmung und seine Mimik ist teilweise zum Schreien. Die anderen Darsteller machen ihre Sache zwar auch recht ordentlich, fallen aber nicht weiter auf. Lediglich Luise Helm als liebenswertes Aschenputtel ist hübsch anzusehen. Obwohl die Charaktere natürlich 1A-klischeedurchtränkt sind, gibt sich der Film locker genug, um sich erstens als Komödie nicht zu ernst zu nehmen und zweitens mal ein anderes Ambiente als das ewige Highschool-Gedudel zu bieten.

Wer natürlich "American Pie" schon gesehen hat, könnte sich "Harte Jungs" eigentlich sparen. Das amerikanische Vorbild hat lediglich die höhere Gagdichte, nicht jedoch das höhere Niveau. Spaß machts aber trotzdem hin und wieder ... den "Bravo"-Lesern wird's gefallen.

Deutsche Peinlichkeit mit lockerem Axel Stein.


Thomas Schlömer
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