Mittwoch 11.04.2007 | 22:15 Uhr
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K.o.-Tropfen-Täter
Heimliche Vergewaltigungen
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stern TV
Ulrike F.: Glaubte an einen bösen "Geist"
Morgens erwachte sie mit unerklärlichen Blutungen und Schmerzen. Über Monate hinweg wurde Ulrike F. vergewaltigt, ohne dass sie es mitbekam: Ein Triebtäter betäubte sie regelmäßig mit K.o.-Tropfen. stern TV hat schockierende Verbrechen mit "rape drugs" recherchiert.
Der Alptraum von Ulrike F. beginnt vor zwei Jahren. Eines Nachts findet sie sich nackt auf den Fußboden ihres Badezimmers wieder, sie liegt in ihrem Erbrochenen. Ihr Körper ist gelähmt, sie kann nicht aufstehen, sie kann noch nicht einmal nach Hilfe rufen. "Ich dachte, dass ich sterbe." Am Morgen findet ihre Tochter sie, die Lähmung lässt langsam nach. Ulrike F. hat keine Ahnung, was passiert ist.
Eine Horrorgeschichte nimmt ihren Lauf: In den folgenden Monaten wacht die Kölnerin immer wieder mit unerklärlichen Lähmungen, Unterleibsblutungen, Gedächtnislücken auf - und dem erdrückenden Gefühl, dass nachts etwas Schlimmes passiert. Manchmal bemerkt sie an ihren Armen blaue Flecken in Form von Handabdrücken - und Spermaflecken im Bett.
Triebtäter im Fernsehen erkannt
Trotz dieser alarmierenden Zeichen wendet sich Ulrike F. nicht an die Polizei. Sie hat Angst, für verrückt erklärt zu werden. Die einzige Freundin, der sie sich anvertraut, hält sie tatsächlich für verwirrt. Auch die Töchter wissen nicht, was sie von den Schilderungen ihrer Mutter halten sollen. In ihrer Verzweiflung glaubt Ulrike F. an einen bösen Geist, der sein Unwesen in der Wohnung treibt.
Die 45-Jährige zieht aus ihrer Wohnung aus - und tatsächlich: Nun geschehen keine unerklärlichen Dinge mehr. Doch ein Jahr später nimmt der "Geist" Gestalt an: In einem Film des RTL-Mittagsmagazins sieht Ulrike F. ihr altes Mietshaus, der Beitrag handelt von einem K.o.-Tropfen-Vergewaltiger. Das Foto des Täters ist verfremdet, trotzdem erkennt sie sofort, wer es ist: ihr alter Hausmeister. Er hatte einen Generalschlüssel für ihre Wohnung.
Frauen-Notruf
Bundesweiter Telefon-Notruf des Vereins "Frauen gegen Gewalt":
02663 - 8678Bei der Beratungsstelle des Vereins finden Frauen auch Unterstützung für die Begleitung zu Ärztinnen, zur Polizei und zu Gerichtsverhandlungen.
Weitere Informationen:
www.notruf-westerburg.de
E-Mail:
notruf-westerburg@t-online.de
Sexuell stimulierende Droge
Vergewaltigungen mit K.o.-Tropfen sind besonders perfide. Die Opfer können sich danach nicht erklären, woher die Schmerzen kommen, was die Verletzungen bedeuten. Bis ihnen der böse Verdacht kommt, ist oft wertvolle Zeit verloren. Die Drogen, die Triebtäter ihren Opfern einflößen, sind meist nur wenige Stunden nachweisbar. Selbst wenn die Frauen sich bei der Polizei melden, können sie nicht genau sagen, was passiert ist.
Beliebtes Einsatzgebiet der K.o.-Tropfen-Täter sind Partys, Volksfeste und Diskotheken, Gelegenheiten, bei denen Alkohol getrunken wird. Manche Mittel betäuben je nach Dosierung nicht sofort. In geringen Mengen verursachen sie zunächst Benommenheit oder wirken enthemmend. Auf Außenstehende wirkt das Verhalten nicht unbedingt auffällig: "Die hat ein bisschen zu viel getrunken", denken viele. Die volle Wirkung bis zur Betäubung entfaltet sich langsam; so bleibt dem Täter Zeit, die Frau an einen einsamen Ort zu bringen, ohne Aufsehen zu erregen. Später kann sich das Opfer an nichts mehr erinnern.
"Nackt und apathisch auf dem Bett sitzend"
Julia P. ist das wahrscheinlich auf einer Party der Bundespolizei passiert. Die Auszubildende hat nur ein Glas Rotwein und ein Kölsch getrunken, als die Benommenheit einsetzt. "Pass' auf mich auf", sagt sie zu einem Mitschüler.
Artikel-URL: http://www.stern.de/tv/sterntv/586567.html?nv=sb
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