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Russische Nachrichten-Agentur NOWOSTI
Rambler's Top100

Im Spiegel der Presse

16:11 | 10/ 10/ 2007

Putin will ausländische Top-Manager gegen russische tauschen/Kreml-Partei durch Putin-Effekt im Popularitätshoch/Russlands Geheimdienste bekriegen sich/Kein Durchbruch im Atomstreit mit Iran bei Kaspi-Gipfel erwartet

MOSKAU, 10. Oktober (RIA Novosti)

„Wedomosti“: Putin will ausländische Top-Manager gegen russische tauschen

Ausländische Top-Manager sollen ihre Spitzenpositionen in den größten russischen Unternehmen räumen. Präsident Wladimir Putin rief auf, sie gegen heimische auszutauschen.

Bei Experten löste Putins Forderung Erstaunen aus, schreibt die russische Tageszeitung „Wedomosti“ am Dienstag. Ausländer besetzen nur selten Spitzenposten bei russischen Großunternehmen, sagte Peter Forro, Personalberater bei Neumann International. In der Leitung der Metallunternehmen NLMK, MMK und Mechel gebe es keine Ausländer. Im Zentralbüro des Alu-Konzerns UC Rusal sind nur drei Ausländer tätig, sagte Konzernsprecherin Vera Kurotschkina. Von acht Vorstandsmitgliedern des Edelmetallproduzenten Norilsk Nickel besitzt nur Tav Morgan einen ausländischen Pass.

Bei dem Ölkonzern Rosneft ist der Vizepräsident für Finanzen, Peter O'Brien, der einzige Ausländer, wie Rosneft-Sprecher Nikolai Manwelow mitteilte. Im Vorstand von TNK-BP sitzen sechs Russen und acht Ausländer, was der Satzung dieses russisch-britischen Joint Ventures entspricht, teilte ein Sprecher des Unternehmens mit. Der gesamte Anteil von ausländischen Managern liege bei TNK-BP unter zehn Prozent.

Russische Unternehmen stellen ausländische Top-Manager ein, weil diese qualifizierter seien, sagte Stanislaw Alexejew von Transearch/Top Hunt International. Russisches Leitungspersonal müsse noch viel lernen.

Wenn Ausländer russische Unternehmen verlassen, könnte das zu beträchtlichen Schäden führen, warnt Fjodor Scheberstow von der Arbeitsvermittlungsagentur Pynes & Moerner. „Der Mangel an Erfahrungen lässt sich durch Einbindung von Beratern nicht beseitigen. Erfahrungen können nur durch gemeinsame Arbeit vermittelt werden.“

Ein Manager eines Rohstoffunternehmens, der anonym bleiben wollte, sieht Putins Erklärung als Wahlrhetorik an. „Man sollte einen Manager nicht nach seiner Staatsangehörigkeit, sondern nach seiner Effektivität beurteilen. Widrigenfalls sieht das wie Chauvinismus aus.“

Ein Sprecher der Kreml-Administration betrachtet Putins Worte nicht als Appell, ausländische Top-Manager loszuwerden. Anfang Oktober hatte Putin bereits den heimischen Fußballklubs empfohlen, eigenen Nachwuchs auszubilden statt ausländische Spieler zu kaufen, sagte der Kreml-Sprecher. Was Top-Manager anbetreffe, so müsse Russland eigene Spitzenleute ausbilden.

„Kommersant“: Kreml-Partei durch Putin-Effekt im Popularitätshoch

Die Ankündigung von Präsident Wladimir Putin, als Spitzenkandidat für „Einheitliches Russland“ zu Parlamentswahl anzutreten, hat die Popularität der Kreml-Partei sprunghaft erhöht.

Die Opposition hofft, dass der Putin-Effekt bis zum Wahltag schwinden wird, schreibt am Mittwoch die russische Tageszeitung „Kommersant“.

Nach der jüngsten Studie des Moskauer Meinungsforschungsinstituts WZIOM sind derzeit 54 Prozent der russischen Wähler bereit, ihre Stimme „Einheitliches Russland“ zu geben - sechs Prozent mehr als vor einer Woche. In den zurückliegenden 18 Monaten schwankte die Popularität der Kreml-Partei zwischen 45 und 48 Prozent.

Der jüngste Zuwachs ist sowohl auf die Abwanderung der Wähler von der Opposition (Kommunistische Partei und Gerechtes Russland verloren laut Umfrage je 1 Prozent) zurückzuführen als auch auf die sinkende Anzahl der Stimmberechtigten, die unschlüssig sind bzw. an der Wahl nicht teilnehmen wollen (Rückgang um jeweils zwei Prozent).

Auch Putins Wahlpopularität kletterte um sechs Prozent nach oben: Zwei Drittel der Befragten gaben an, sie würden für ihn bei der Präsidentenwahl stimmen. Wie es scheint, wird die Duma-Wahl zu einem Vertrauensreferendum für Putin.

WZIOM-Chef Valeri Fjodorow ist der Ansicht, dass „Einheitliches Russland“ noch nicht die Spitze seiner Popularität erreicht hat. In Russland brauche eine Nachricht zwei Wochen, um alle zu erreichen, sagte er. Deshalb könne die Kreml-Partei auch in dieser Woche mit einem weiteren Anstieg ihrer Popularität rechnen.

Wenn diese Prognose zutrifft, werden die Wahlen „ohne Überraschungen“ verlaufen, „Einheitliches Russland“ werde auf rund 60 Prozent der Stimmen kommen, sagte Boris Makarenko, Vizechef des Zentrums für Politische Technologien. Wenn die Popularität der Kreml-Partei nicht weiter wachsen würde, sei bei dem Urnengang mit Überraschungen zu rechnen, urteilte er. Denn der jüngste Zuwachs sei den unschlüssigen Wählern zu verdanken. „Das bedeutet, dass für die meisten Wähler die Wahlkampagne noch nicht einmal begonnen hat.“

Oppositionsparteien bangen vorerst nicht um ihre Wähler. „Das Rating von ‚Einheitliches Russland’ blieb ein halbes Jahr lang unverändert. Um ihm Anstoß zu geben, trat Putin an die Spitze der Parteiliste“, sagte KPRF-Sprecher Oleg Kulikow. Er glaubt nicht, dass die Popularität von „Einheitliches Russland“ der Popularität des Präsidenten gleichkommen wird. Viele Anhänger des Präsidenten sympathisieren mit anderen Parteien und werden für „Einheitliches Russland“ nicht stimmen, sagte Kulikow. Bei den Wahlen zum Moskauer Stadtparlament im Dezember 2005 konnte die Kreml-Partei nur 47,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen, obwohl ihr Spitzenkandidat, Moskaus Oberbürgermeister Juri Luschkow, bei der Bürgermeisterwahl im Dezember 2003 mit 74,82 Prozent der haushohe Favorit gewesen war.

„Nowyje Iswestija“: Russlands Geheimdienste bekriegen sich

Der Konflikt zwischen russischen Sicherheitsstrukturen ist am vergangenen Dienstag unerwartet an die Öffentlichkeit gedrungen.

Nach der Festnahme von Mitarbeitern der Drogenkontrollbehörde FSKN musste der FSKN-Chef Viktor Tscherkessow öffentlich Stellung dazu nehmen. Er sprach von einer „Fehde innerhalb der Geheimdienstgemeinschaft“. Experten bezeichneten Tscherkessows Offenbarung als beispiellos und als ein positives Signal, schreibt am Mittwoch die russische Zeitung „Nowyje Iswestija“.

Stanislaw Belkowski, Präsident des Instituts für nationale Strategie: Viktor Tscherkessow hat offenbar die Hoffnung verloren, den Konflikt mit den konkurrierenden Diensten „unter sich“ beizulegen. Dass ein hoher Beamter erstmals seit vielen Jahren den internen Streit an die Öffentlichkeit getragen hat, ist sehr gut. Das berechtigt zu der Hoffnung auf eine Wiedergeburt der russischen Demokratie.

Boris Nadeschdin, Mitglied des Politrates der Partei Union Rechter Kräfte (SPS): Das ist bislang beispiellos. Erstmals seit dem Amtsantritt Putins veröffentlicht der Chef eines Spezialdienstes in einer Privatzeitung einen Artikel, in dem er mit anderen Geheimdiensten polemisiert und vor Bedrohungen für die Sicherheit des Staates warnt. Dieser Zeitungsbeitrag zeugt von einem Scheitern des Machtregimes, das sich in den letzten Jahren etabliert hat. Das passierte wenige Tage nachdem Putin öffentlich auf eine dritte Amtszeit verzichtet hatte. In Russland kann nur der Präsident alle Geheimdienste kontrollieren. Als klar wurde, dass Putin ausscheidet, brach zwischen den Geheimdiensten ein unverhüllter Krieg aus.

„RBC Daily“: Kein Durchbruch im Atomstreit mit Iran bei Kaspi-Gipfel erwartet

Nächste Woche werden Spitzenpolitiker aus den Kaspi-Anrainerstaaten in der iranischen Hauptstadt Teheran über den zukünftigen Status des Kaspischen Meeres beraten.

Doch das wird offenbar nicht das einzige Thema des Gipfels sein, schreibt die russische Zeitung „RBC Daily“ am Mittwoch. Zahlreiche Probleme belasten die Beziehungen zwischen den Kaspi-Anrainern. So muss Russland seine Wirtschaftskooperation mit Iran auf Drängen der USA drosseln. Ein Paradebeispiel dafür ist der Streit um die Inbetriebnahme des iranischen Atomkraftwerkes Bushehr.

„Der Rechtsstatus des Kaspischen Meeres hat für Russland keine große Brisanz“, sagte Aschdar Kurtow vom Russischen Institut für strategische Studien. „Russland, Aserbaidschan und Kasachstan haben den rohstoffreichen nördlichen Festlandssockel bereits unter sich aufgeteilt.“ Viel mehr Bedeutung hat für Russland der Streit um den Bau des AKW Bushehr.

Russland will das AKW wegen Schulden Irans frühestens im Herbst 2008 in Betrieb setzen. Iran erkennt die Schulden nicht an. Bei privaten Gesprächen geben russische AKW-Bauer zu: Das Projekt stocke wegen Druck der USA. Washington behindere den russischen WTO-Beitritt. Außerdem verabschiedete das US-Repräsentantenhaus einen Gesetzentwurf, der einen Importstopp für waffenfähiges Uran und Kernbrennelemente aus Russland vorsieht, sollte Moskau auf die atomare Kooperation mit Iran nicht verzichten.

Um die Sanktionen zu vermeiden, schlug Russland Iran vor, Uran für dessen AKW auf russischem Territorium anzureichern. Das würde den Bau einer iranischen Atombombe unmöglich machen und die Fertigstellung des AKW Bushehr beschleunigen. Ein Verzicht Teherans auf das russische Angebot würde den Hardlinern in Washington freie Hand für einen Militäreinsatz gegen Iran lassen.

Doch Iran machte bereits mehrmals deutlich, dass es seine Atomenergiewirtschaft nicht von Brennstoffimporten abhängig machen wolle, sagte Radschab Safarow, Leiter des Zentrums für moderne Iran-Studien. „Eine Zusage würde deshalb eine Kapitulation vor dem Westen bedeuten.“ Außerdem würde ein Einlenken im Atomstreit Iran vor einer US-Aggression kaum retten, urteilte Safarow. Denn die Motive dieser Aggression gehen weit über das iranische Atomprogramm hinaus.

Das ist der zweite Grund, warum beim anstehenden Kaspi-Gipfel mit keinerlei Durchbruch zu rechnen ist.

RIA Novosti ist für den Inhalt der Artikel aus der russischen Presse nicht verantwortlich.


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