Emanuel
Hirsch war einer der führenden Theologen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er
ist besonders als Lutherforscher und Kiekegaardforscher hervorgetreten und hat ein
beachtliches Programm zur Umformung des christlichen Denkens in der Neuzeit vorgelegt.
Dessen historischen Entwicklung vom 17. bis zum 19. Jahrhundert hat er in einer
fünfbändigen "Geschichte der neueren evangelischen Theologie" entfaltet. Wegen
seiner politischen Haltung zum Nationalsozialismus ist Hirsch nach 1945 weitgehend aus der
theologischen Diskussion ausgeschlossen worden.
Emanuel Hirsch, lutherischer Theologe,
wurde am 14. Juni 1888 in Bentwisch bei Wittenberge, als Sohn des Pfarrers Albert Hirsch,
geboren.
Hirsch studierte Theologie in Berlin,
seine Lehrer waren Karl Holl, Adolf von Harnack und P. Kleinert. 1912-1914 war er
Stiftsinspektor in Göttingen, wo er 1914 auch promovierte. 1915 habilitierte er sich an
der Theologischen Fakultät in Bonn im Fach Kirchengeschichte und wirkte dort als
Privatdozent. 1921 wurde Hirsch nach Göttingen berufen. Er wurde der Nachfolger Nathanael
Bonwetschs. Von 1921 bis 1930 war Hirsch Herausgeber der Theologischen Literaturzeitung.
Die Theologische Literaturzeitung (ThLZ) ist die älteste und umfangreichste theologische
Rezensionszeitschrift im deutschsprachigen Raum. Sie wurde 1876 von Emil Schürer unter
Mitarbeit von Adolf von Harnack gegründet.
1936 wurde er Ordinarius für
systematische Theologie. Als Vertrauensmann des Nationalsozialismus war Hirsch ständiger
Dekan (1933-1945). 1934-1943 gab er die deutschchristliche DTh heraus. 1945 wurde der
inzwischen Erblindete vorzeitig pensioniert.
Die theologische Arbeit Hirsch's läßt
sich in vier Schwerpunkte gliedern: 1. Die Beschäftigung mit der modernen Philosophie,
vor allem mit Fichte und Kierkegaard, sowie mit der Theologie Luthers in der Sicht Karl
Holls. 2. Biblische Studien vor allem am Neuen Testament. 3. Die politisch-theologische
Arbeit an Gegenwartsproblemen der christlichen Lehre. 4. Die Arbeit an Studien- und
Glaubenshilfen. |