Begraben: Nikolai-Kapelle, Northeim
Einziger Sohn des Grafen Benno von Northeim und
der Gräfin Eilika
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1578
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Otto, Graf von Northeim seit etwa 1049
------ Herzog von Bayern seit 1061
* um 1020, + 11. Januar 1081
Begraben: Northeim, Nikolai-Kapelle des Grafenhofes (Grablege 1977 entdeckt)
Wohl einziger Sohn des Grafen Benno von Northeim und dessen Gemahlin Eilika
oo Richenza, Tochter vermutlich Herzog Ottos von Schwaben
in 1. Ehe mit Graf Hermann von Werl vermählt
Durch Ottos Heirat wurde ein umfangreiches Landerbe liudolfingischer und ezzonischer Provenienz in Westfalen und Sachsen dem schon bedeutenden NORTHEIMER Besitz hinzugefügt, der für Otto neben verwandtschaftlichen Beziehungen die wesentlichen Grundlagen seines Aufstiegs bildete. Ohne diese Voraussetzungen und die - auch räumliche - Nähe zum königlichen Hof (Goslar) wäre die Verleihung der Würde eines Herzogs von Bayern nicht möglich gewesen. Während der folgenden neun Jahre, spätestens seit Kaiserswerth, erschien Otto an der Seite HEINRICHS IV. (Ungarnfeldzug 1062, Gesandtschaften nach Italien 1064/68, Wendenfeldzug 1069). Der Hochverratsprozeß von 1070, aus Neid angestiftet, blieb vom König unwidersprochen und führte zum Verlust der bayerischen Herzogswürde (bei Belassung der Eigengüter). Er bestimmte, ganz unter dem Aspekt der Wiedererlangung des Herzogtums Bayern, Ottos weiteres, schon von den Zeitgenossen zum Teil kritisch betrachteten Handeln, nunmehr als Haupt der sächsischen Opposition gegen HEINRICH IV. Nach dem Sieg des Königs 1075 erschien Otto wieder am Hof, doch 1076/77 wieder an der Spitze eines erneuten Sachsenaufstandes. Als Kandidat selbst im Gespräch, unterstützte er die Gegen-Könige RUDOLF VON RHEINFELDEN und HERMANN VON SALM.
Literatur:
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K.-H. Lange, Der Herrschaftsbereich der Gf.en v. N. 950-1144
(Stud. und Vorarbeiten zum Hist. Atlas von Niedersachsen 24, 1969) [Lit.)
- St. Berg, R. Rolle, H. Seemann, Der Archäologe und der Tod, 1981.
Begraben: St. Blasiuskirche, Braunschweig
Vater:
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Benno
Mutter:
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Eilika
oo Richenza
Aus der mächtigen Familie der sächsischen Grafen von Nordheim
1061 von Kaiserin Agnes
als Herzog von Bayern eingesetzt.
1070 beschuldigt, ein Attentat auf den König geplant
zu haben.
Aufforderung zum Zweikampf.
Als er nicht erschien, wurde er als Herzog abgesetzt,
geächtet und seine Grundherrschaften in Sachsen geplündert.
1074 im Frieden von Gerstungen erhielt er das Herzogtum
Bayern wieder zurück, was wirkungslos blieb.
Trotzdem 1075 Teilnahme am sächsischen Aufstand.
Nach abermaliger Verzeihung Reichsverweser von Sachsen.
Er war der stärkste Verfechter der sächsischen
Stammes- und Adelsinteressen gegen das salische
Königtum und seine Königslandpolitik.
Literatur:
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BWB 2; Riezler; Spindler I.
OTTO I.
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* um 1020, + 1083
Otto folgte dem Vater in allen Grafschaften, Besitzungen und Vogteien, trat quellenmäßig aber erst ab 1061 deutlich hervor. Er war neben den BILLUNGERN und den Grafen von Stade mächtigster Graf im östlichen Sachsen (Engern-Ostfalen), wurde um 1065 auch Vogt von Corvey und setzte für dieses wichtige Kloster die Reichsunmittelbarkeit durch. Er geriet gegen die salischen Kaiser wegen der Kaiserpfalz Goslar, die Ottos Interessensphäre scharf tangierte und wuchs allmählich in die unbestrittene Führungsrolle in Sachsen hinein. Er erhielt 1061 von der Kaiserin Agnes das Herzogtum Bayern, wo er sich auch bedeutende Machtpositionen aufbaute, stand aber trotzdem auf der Seite der fürstlichen Opposition, die 1062 den 12-jährigen König HEINRICH IV. in Kaiserswerth entführte. Diese Aktion war das Fanal zum Aufstand in Sachsen gegen Erzbischof Adalbert von Bremen, den Vertrauten Kaiser HEINRICHS IV. Er geriet gegen Adalbert besonders wegen Corvey und war mit den BILLUNGERN 1066 Hauptkraft zum Sturz Adalberts als Reichsregent. Er erhielt 1063 den Oberbefehl gegen Ungarn, setzte dort den verjagten König Salomon ein und war 1064-1068 mehrfach in diplomatischen und militärischen Angelegenheiten in Italien, versuchte im Schisma zu vermitteln und geriet gegen Herzog Gottfried II. von Nieder-Lothringen, der auch Herr in Tuszien war. Er bekam in Bayern die Abtei Niederaltaich als Lehen und führte 1068/69 zusammen mit HEINRICH IV. einen Feldzug gegen die Liutizen, der trotz militärischer Erfolge letztlich erfolglos blieb. Später versuchte er seinen umfangreichen Grundbesitz am Südwest-Rand des Harzes auszubauen, stieß aber dadurch mit den gleichgerichteten Interessen HEINRICHS IV. zusammen. 1070 wurde Otto unter dem Vorwurf, ein Attentat auf HEINRICH IV. geplant zu haben, zum gerichtlichen Zweikampf gegen Egino geladen (1.8.1070 in Goslar) und da er nicht erschien, mußte er das Herzogtum Bayern sowie Teile seiner Allodialgüter abtreten. Im Bunde mit Magnus von Sachsen leistete er den die Reichsacht vollstreckenden Truppen hartnäckig Widerstand und besiegte sie am 2.9.1070 bei Eschwege. Pfingsten 1071 unterwarf er sich dem König und erhielt seine Allodialgüter ungeschmälert zurück, die äußerst ansehnlichen Reichslehen blieben ihm größtenteils verloren. Von Pfingsten 1071 bis Juli 1072 befand er sich in königlicher Haft. Otto wurde zum adligen Anführer des sächsischen Aufstandes von 1073-1075, verriet jedoch seine bäuerlichen Bundesgenossen und wurde am 9.6.1075 bei Homburg an der Unstrut von königlichen Truppen geschlagen und in Haft genommen. Auf dem Reichstag zu Goslar begnadigte ihn HEINRICH IV. und übertrug ihm alle Reichslehen, deren er 1070 verlustig gegangen war, mit Ausnahme von Bayern. Zugleich machte er ihm Hoffnungen auf Neubelehnungen aus dem Fonds der konfiszierten Benefizien sächsischer Großer. Er ernannte ihn zum Statthalter Sachsens und beauftragte ihn mit der Fortführung der Krongutpolitik auf Kosten der sächsischen Fürsten. Obwohl von HEINRICH IV. mit Gunstbezeugungen überhäuft, verriet er diesen 1076 und berief im Oktober 1076 einen Fürstentag nach Tribur. Da Otto jedoch seit der Übernahme des Statthalteramtes nicht mehr das Vertrauen der sächsischen Fürsten genoß und durch sein Streben, das bayrische Herzogtum wieder zu erwerben, den oberdeutschen Fürsten verdächtig war, wählten die oppositionellen Fürsten 1077 in Forchheim nicht ihn zum König, sondern den weniger mächtigen Rudolf von Rheinfelden und nach dessen Tode den völlig unbedeutenden Hermann von Salm, der völlig von Ottos Gnade abhängig war. Seit 1082 war er Statthalter des Gegen-Königs in Sachsen. Er kann wohl der bedeutendste Politiker des 11. Jahrhunderts genannt werden. Den großen northeimischen Grundbesitz erbte Anfang des 12. Jahrhunderts LOTHAR VON SUPPLINBURG, der mit der Enkelin Ottos, Richenza, verheiratet war.
oo RICHZA VON LOTHRINGEN
Tochter des Herzogs Otto II. von Schwaben, Witwe des Grafen
Hermann III. von Werl
In den Rahmen der Integrationspolitik, die die Regentin verfolgte, fügt sich auch die Erhebung Graf Ottos von Northeim zum Herzog von Bayern zu Beginn des Jahres 1061 ein. Damit blieb Agnes in der Tradition der OTTONEN und HEINRICHS III., die das Herzogtum Bayern nur mit Angehörigen landfremder Adelsgeschlechter besetzt hatten. Auch hier erhob sie, wie in Schwaben, einen dem salischen Haus verschwägerten Mann zum Herzog: War Rudolf der zukünftige Mann ihrer Tochter Mathilde gewesen, entschied sie sich mit Otto für einen Verwandten ihrer zukünftigen Schwiegertochter Bertha. Dadurch, dass sie auf ihre eigenen Rechte als Herzogin von Bayern verzichtete und Otto erhob, versicherte sie sich zudem in einer militärischen Notlage, wie sie 1061 durch die Niederlage ihrer Truppen in Ungarn entstanden war, der Unterstützung einer Adelsfamilie, die im Reichsdienst bisher wenig hervorgetreten war. Mit Otto hatte Agnes, wie es zunächst schien, einen integren Mann ernannt. Offenbar war Anfang 1061 keineswegs damit zu rechnen, dass er schon ein gutes Jahr später von der Kaiserin abfallen würde: Neben Graf Ekbert I. von Braunschweig, dem Vetter des Königs, und dem wettinischen Markgrafen Dedi von der Ostmark und der Lausitz - über dessen Mitwisserschaft beziehungsweise Beteiligung allerdings Unsicherheit herrscht - war Otto einer der zwei beziehungsweise drei namentlich bekannten sächsischen Adeligen, die maßgeblich an der von Anno inszenierten Entführung des Königs beteiligt waren. Weder seine noch Ekberts persönliche Motive werden jedoch aus den Quellen deutlich.
Kurowski Franz: Seite 273
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"Schwertgenossen Sahsnotas"
Ordulfs Sohn Magnus aber, der ihm als Nachfolger an die
Spitze O-Sachsens gefolgt war, hatte sich bereits zu Lebzeiten seines Vaters
mit Otto von Northeim verbunden. Gemeinsam
erhoben sie im Frühjahr 1071 die Waffen gegen den König. In den
Auseinandersetzungen dieser ungleichen Kontrahenten wurden die sächsischen
Truppen unter Magnus und dem Grafen von Northeim geschlagen. Die beiden
Anführer mußten sich König HEINRICH
IV. unterwerfen. Dieser nahm beide in Haft. Ein Jahr später
entließ er den Grafen von Northeim.
HEINRICH IV. ließ
die Lüneburg besetzen und eine schwäbische Besatzung hineinlegen.
Der König unternahm 1073 auch den Versuch, die territorialen Machtgrundlagen
des Königtums mit Hilfe von Ministerialen, beispielsweise des Bischofs
Benno von Osnabrück, wiederherzustellen. Dies war der entscheidende
Funke, der die Entladung herbeiführte. Sowohl die meisten weltlichen
Fürsten in Sachsen als auch ihre geistlichen Führer richteten
sich nun gegen den König. An die Spitze des Aufstandes trat Graf
Otto I. von Northeim.
Er erwies sich mit den Anhängern der BILLUNGER und
der übrigen Fürsten in Sachsen als Führer des Aufstandes
gegen König HEINRICH IV. Den Truppen
HEINRICHS
sagten die Sachsenverbände, deren Reiterei noch immer das Prunkstück
war, den Kampf an. Während
Otto von Northeim
von
Hoetenshausen aus zur Harzburg marschieren ließ, in die König
HEINRICH IV. sich zurückgezogen hatte, nahm Graf Hermann
Billung, Magnus' Onkel, die Lüneburg ein.
HEINRICH
IV. mußte die Harzburg gegen Zugestehen freien Geleites
räumen, und auch die Besatzung der Lüneburg erhielt Hermanns
Pardon unter der Voraussetzung der Freigabe seines Neffen Magnus. Dies
wurde zugesichert.
Die Sachsen blieben im Aufstand. Otto
von Northeim führte ihn an. Die sächsischen Bauern
forderten
König HEINRICH IV. zum
Kampf heraus. Am 9. Juni 1075 kam es zur Schlacht bei Homburg an der Unstrut.
Die Bauern hatten bis dahin während ihres Rachezuges die Harzburg
niedergebrannt und die dort beigesetzten Angehörigen des Königshauses
aus den Gräbern gezerrt und diese geplündert. Dieses Verbrechen
verlangte eine sofortige Reaktion des Königs. Sie bestand darin, gegen
die Wortbrüchigen des Gerstunger Vertrages den Reichskrieg zu verkünden.
Die Schlacht bei Homburg wurde zu einem Massaker, denn die Bauern waren
nicht in der Lage, diesem übermächtigen Heer mit seiner glänzenden
Ausrüstung standzuhalten. Sie wurden reihenweise niedergehauen, wie
dies dem damaligen Verständnis von einem richtigen Krieg entsprach.
Doch damit war dieser riesige Sachsenaufstand nicht aus der Welt zu schaffen.
Erst in der Schlacht von Spier bei Sondershausen im Herbst 1075 wurden
die aufständischen sächsischen Bauern zur bedingungslosen Kapitulation
reifgeschlagen.
Otto von Northeim
und Bischof Burchard von Halberstadt, die Köpfe des Volksaufstandes,
mußten nun abtreten.
Ottos Sohn,
Heinrich
der Fette, übernahm die Regierung.
Fenske Lutz: Seite 29,56,62-64,92
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"Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen
Sachsen."
Bekanntlich trat Egeno von Konradsburg 1070 mit der Behauptung
an die Öffentlichkeit, Mitwisser einer Verschwörung des Herzogs
gegen HEINRICH IV. zu sein und von
diesem sogar den Auftrag erhalten zu haben, den König zu ermorden.
Außerdem erklärte er seine Bereitschaft, diese schweren Anschuldigungen
im gerichtlichen Zweikampf unter Beweis zu stellen. Da sich Herzog
Otto der gerichtlichen Ladung nach
Goslar entzog, war sein Sturz eine unmittelbare Folge der Beschuldigungen
Egenos. Ob die Initiative zum Sturz Ottos
ihren Ausgang vom Königshof nahm und Egeno dabei nur in der Rolle
eines gefügigen Helfers erscheint, oder ob er sehr viel aktiver an
innersächsischen Intrigen beteiligt war, die sich gegen den Herzog
als mächtigsten Fürsten in Sachsen gerichtet haben könnten
und deren Urheber mit dem NORTHEIMER verfeindete Standesgenossen
gewesen sein dürften, läßt sich nicht erklären.
Im Verlauf der fehdeähnlichen Auseinandersetzungen
zwischen Otto von Northeim und HEINRICH
IV. nach der Verurteilung des Herzogs im August 1070 in Goslar
flüchteten viel bäuerliche Eigenleute Ottos
vor den Plünderungen und Ausschreitungen, welche die königlichen
Truppen am Besitz des NORTHEIMERS verübten, unter den Schutz
ihres Herrn, der damals mit dem Aufgebot seiner Vasallen und Ministerialen
das Königsgut in Thüringen verwüstete. Einen Teil des Beutegutes
wies Herzog Otto seinen landlosen Bauern
zu, die er gleichzeitig aufforderte, da sie für das Kriegshandwerk
nicht tauglich seien, ihm durch ihr Gebet beizustehen .
Nach seinem Sieg 1075 begann der König unverzüglich
mit dem Wiederaufbau der Burgen und ließ durch Otto
von Northeim zusätzlich bei Goslar auf dem Steinberg eine
weitere Burg errichten und gleichzeitig die Harzburg erneuern.
Sieht man hier einmal von den geistlichen Widersachern
des Königs ab, so muß allen voran Otto
von Northeim genannt werden. 1070 war der mächtige, am
Königshof einflußreiche Herzog von Bayern durch Intrigen mißgünstiger
Kreise bei Hofe und sehr wahrscheinlich auch mit Hilfe feindlich gesinnter
Vertreter des sächsischen Adels abgesetzt und verurteilt worden. Otto,
der als Verbündeten Magnus, den Sohn Herzog Ordulfs, auf seiner Seite
hatte, versuchte daraufhin, mit allen Mitteln der Fehde sein Recht zu wahren,
indem er in Sachsen und Thüringen einen äußerst erbitterten
Feldzug gegen HEINRICH IV. zu führen
begann, bis er sich im Laufe des Jahres 1071 zu der Erkenntnis genötigt
sah, lieber auf Kosten der persönlichen Unterwerfung den Ausgleich
mit dem König zu suchen. Fast ein Jahr blieb der NORTHEIMER
in Haft und erhielt erst im Mai 1072 die Freiheit zurück, allerdings
unter Verlust des Herzogtums, das der König nun Welf IV. übertrug,
und eine Schmälerung des Allodbesitzes.
Es ist daher kaum verwunderlich, wenn Otto
im
darauf folgenden Jahr beim Zusammentreffen der unzufriedenen Sachsen in
Hötensleben in einer politischen Führungsstellung erscheint.
Sein Bestreben war vor allem darauf gerichtet, das Herzogtum Bayern zurückzugewinnen.
Lange hat gezeigt, wie Otto
in den
folgenden Jahren seine eigenen Interessen mit denen der Aufständischen
zu verknüpfen verstand und wie seine persönlichen Anliegen in
die Forderungen der oppositionellen Sachsen an den König einbezogen
wurden. Hier liegt überhaupt der Schlüssel zum Verständnis
der Politik Ottos gegenüber HEINRICH
IV., die ihrerseits wiederum Rückwirkungen auf das Verhältnis
zu den süddeutschen Herzögen hatte.
So hat sich Otto auch
nach der Kapitulation der sächsischen Fürsten im Oktober 1075
sehr bald von der sächsischen Sache getrennt. Es ging ihm um höhere,
mit der Reichspolitik verbundene Ziele. Weihnachten 1075 erfolgte die Aussöhnung
mit dem König. Auf diese Weise gelangte
Otto
wieder
zu Einfluß am Hof und wurde von HEINRICH
sogar mit der procuratio über Sachsen betraut, einer Funktion, die
als Folge der militärischen Niederlage und der Unterwerfung der aufständischen
Sachsen gewertet werden muß. In dieser Stellung residierte Otto
auf der Harzburg und beaufsichtigte den vom König jetzt erneut begonnenen
Burgenbau, dessen Auswirkungen doch gerade in der vorangegangenen Zeit
einen der wesentlichsten Gründe für den sächsischen Aufstand
gebildet hatten. Jedoch konnte Otto
sein Ziel auch mit diesem neuen Zug seiner Politik, der einen radikalen
Kurswechsel auf Kosten derjenigen bedeutete, als deren Führer er von
1073-1075 aufgetreten war, nicht erreichen. Die Ereignisse der ersten Monate
des Jahres 1076, der offene Ausbruch des Konflikts zwischen König
und Papst, entzogen HEINRICH IV., als
sich auch die süddeutschen Reichsfürsten von ihm lossagten, vollends
die Machtgrundlage. Von dieser Entwicklung wurde auch Otto
von Northeim betroffen. Er war nun nicht mehr in der Lage, die
nächsten Schritte seines politischen Handelns auf Grund eigener Erfordernisse
zu vollziehen, denn die sächsischen Fürsten nötigten ihn
unter zum Teil ganz unverhüllten Drohungen zum Abfall vom König
und zum Anschluß an ihre Partei. Die Worte, welche Lampert für
diesen Vorgang gefunden hat, lassen die zwiespältige, moralisch wenig
rühmliche Rolle, in die sich der Herzog nach dem Zusammenbruch des
sächsischen Aufstandes begeben hatte, recht deutlich zum Ausdruck
kommen. Ottos Politik,
die der Wahrung eigener politischer Absichten diente und, was von seiner
früheren reichsfürstlichen Stellung aus gesehen verständlich
ist, in geringerem Maße an die sächsischen Adelsinteressen gebunden
war, scheiterte an Gegebenheiten, die außerhalb seiner Einflußmöglichkeiten
lagen.
Auch die folgenden, für die Formierung der antiköniglichen
Fürstenkoalition wichtigen Ereignisse, der Fürstentag von Tribur
und die Versammlung in Forchheim, sind von dem Bestreben Ottos gekennzeichnet,
das bayerische Herzogtum zurückzugewinnen, und machen außerdem
seine Rivalität zu Herzog Rudolf von Schwaben
deutlich. Jedoch scheint Otto für
seine Eigeninteressen nicht mehr im gleichen Maße wie früher
die Unterstützung seiner sächsischen Standesgenossen erhalten
zu haben. Durch die Übereinstimmung der sächsischen Fürsten
mit den Kreisen, welche die Kandidatur RUDOLFS
stützen, geriet er in politische Isolation, die ihn schließlich
nötigte, die Ereignisse der Forchheimer Fürstenversammlung zu
akzeptieren.
Zwar ist Otto in
den folgenden Jahren an der Seite König RUDOLFS
vor allem militärisch hervorgetreten und hat in den Schlachten bei
Mellrichstadt, Flarchheim und an der Elster wesentlich das Kampfgeschehen
bestimmt, den Höhepunkt seiner politischen Geltung aber hatte er damals
schon überschritten, obwohl er nach dem Tode RUDOLFS
wieder stärker in den Vordergrund trat. Die Anerkennung des LUXEMBURGERS
HERMANN als König vollzog er
erst nach längerem Zögern, unterstützte
ihn dann aber tatkräftig und übernahm beim Aufbruch HERMANNS
nach
Schwaben in der 2. Jahreshälfte 1082 dessen Stellvertretung in
Sachsen, die aber wegen seines Todes bald darauf - im Januar 1083
- ohne erkennbare Wirkung blieb.
um 1050
oo 2. Richenza von Schwaben, Tochter des Herzogs
Otto II.
um 1025- März vor 1083
ca. 1040
1. oo Hermann III. Graf von
Werl
vor 1020- vor ca. 1050
Kinder:
Heinrich der Fette Markgraf von Friesland
um 1055- 1101
Kuno Graf von Beichlingen
1050/60- Ende1103
Siegfried III. Graf von Boyneburg
um 1060- 1107
Otto II. Graf von Northeim
um 1050/52-
Ida
-
oo Thiemo I. Graf von Wettin
-9.3.1091 oder 1100
Ethelinde
um 1050-
1. oo Welf IV. Herzog von Bayern
1030/40-9.11.1101
2. oo Hermann I. Graf von Kalvelange
- 1082
Mathilde
-
oo Konrad II. Graf von Werl-Arnsberg
- 1092
Literatur:
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Annalista Saxo: Reichschronik a.1057,1077,1082,1083
- Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische
Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 206,211,237,239,240,297,348,
373 - Bork Ruth: Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte
des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert. Dissertation
Greifswald 1951 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 148,170,174, 189,193,197,200,204,226,236,242,245
- Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet
Regensburg 1983 Seite 567 - Brunos Buch vom Sächsischen Kriege.
Übersetzt von Wilhelm Wattenbach, Phaidon Verlag Essen 1986, Seite
19,24-27,31,45,57,88,91,100,103,117,125,128,131 - Cardini, Franco:
Friedrich I. Barbarossa. Kaiser des Abendlandes, Verlag Styria Graz 1990,
Seite 12,15 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan
Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 13,217,262-266,270,286,289-291,295-298,301,
321-323,325,339, 346,362,494,516,533,542,545,573,576/Band II Seite 373,384-386,443,488,536,540,
548/ Band III Seite 304,313,318,322,452,507,511-513 - Fenske, Lutz:
Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen.
Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977, Seite 15-365 - Giese,
Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer
Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 33,41,56,152,156,158,163,167,172-174,
183 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit.
Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Goez Elke: Beatrix von Canossa
und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan
Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 66,163 - Jordan, Karl:
Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag München, Seite
5,15,33 - Kurowski Franz: Schwertgenossen Sahsnotas. Die große
Geschichte der Sachsen. Nikol Verlagsvertretungen GmbH Hamburg 1996 Seite
273 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft
Darmstadt 2000 - Lange, Karl-Heinz: Die Grafen
von Northeim (950-1144). Politische Stellung, Genealogie und Herrschaftsbereich.
Beiträge zur Geschichte des sächsischen Adels im Hochmittelalter.
Dissertation Kiel 1958 Seite 35/55-108 - Lange, Karl-Heinz:
Die Stellung der Grafen von Northeim in der Reichsgeschichte, in: Niedersächsische
Jahresschrift für Landesgeschichte 33 - Meyer von Knonau, Gerold:
Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V.
1. - 7. Band, Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 - Partenheimer
Lutz: Albrecht der Bär. Gründer der Mark Brandenburg und des
Fürstentums Anhalt. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2001
Seite 211,214,249, 285 - Pätzold, Stefan: Die frühen Wettiner.
Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis 1221, Böhlau Verlag Köln
1997 - Spindler Max: Handbuch der Bayerischen Geschichte. C.H. Beck'sche
Verlagsbuchhandlung München Band I Seite 318 - Thiele, Andreas:
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte
Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 170
- Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die
Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 39-202 -